Salzwasserlösungen, Nasenduschen und Nasensprays klassifizierten Experten während der Pandemie allenthalben als unwirksamen Schutz vor dem Coronavirus.

Vielleicht hätten sie früher den Blick nach Asien richten sollen. Denn dort spielten die einfachen Mittel gegen Erreger, die bei uns in Vergessenheit geraten waren, immer eine Rolle. In Japan etwa riet das Gesundheitsministerium – während der Corona-Pandemie wie auch bei Grippewellen – der Bevölkerung, zweimal täglich vorbeugend mit Salzwasser zu gurgeln Hausmittel Für vieles ist ein Kraut gewachsen .

Friedemann Weber, Direktor des Instituts für Virologie an der Uni Giessen (D), hatte Mitteln, die im Rachen und der Nase wirken sollten, nicht viel zugetraut. «Angesichts der Studien muss ich sagen – wahrscheinlich können einige doch das Risiko einer Ansteckung mindern.»

Milderer Krankheitsverlauf

Zwar gibt es kaum Untersuchungen zur vorbeugenden Wirkung, denn dafür müssten viele Menschen verglichen werden, von denen die einen die Hausmittel verwenden und die anderen nicht.

Aber es gibt einige Daten, etwa aus Studien mit Infizierten. So fanden US-Wissenschaftler etwa Hinweise, dass der Krankheitsverlauf milder ist, wenn positiv auf Corona Getestete mit einer Salzlösung die Nase spülen.

Studienteilnehmer mussten achtmal weniger häufig ins Spital als im Landesdurchschnitt der USA. «Es gibt hier keine gute Vergleichsgruppe, deshalb ist es nicht erwiesen, dass eine Nasenspülung mit Salzlösung den Krankheitsverlauf von Covid-19 positiv beeinflusst», sagt dagegen Silke Stertz.

«Das Virus vermehrt sich nun mal im Nasen-Rachen-Raum»

Jörg Schipper, Direktor der HNO-Klinik im Universitätsklinikum Düsseldorf

Die Professorin am Institut für Medizinische Virologie der Uni Zürich forscht zur Übertragung von Sars-CoV-2. «Doch ist es gut für die Immunabwehr, wenn die Nase befeuchtet ist, und schaden wird es auch kaum. Von daher spricht nichts dagegen, die Nase zu spülen.»

Auch Hals-Nasen-Ohren-Ärzte stimmen dem zu. «Das Virus vermehrt sich nun mal im Nasen-Rachen-Raum», sagt Jörg Schipper, Direktor der HNO-Klinik im Universitätsklinikum Düsseldorf. «Da kann man leicht nachvollziehen, dass schon normales Wasser die Viruslast verringert.»

Auch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene schreibt, dass die Befeuchtung der Schleimhäute von Mund und Nase präventiv wirkt.

Zumindest bei Grippeviren Alle kränkeln wieder Erkältung, Grippe, Corona oder RS-Virus? wurde nachgewiesen, dass das Gurgeln mit Salzwasser die Krankheit verkürzt und die Ansteckungsrate verringert. Dagegen zeigten Salzwasser-Nasensprays keinen positiven Effekt bei Atemwegserkrankungen. Anscheinend ist das Wegspülen von Viruspartikeln entscheidend.

Salzwasser zerstört die Viren nicht. Es gibt aber Zusätze, die das tun und deshalb besser wirksam sind. Einer davon ist Jod (Povidon-Jod). Die rote Spülung (mindestens 0,23-prozentig) zeigte in Studien, dass sie Sars-CoV-2 Risikofaktor Sars-Cov-2 Welche Auswirkungen das Coronavirus auf das Herz haben kann ausschalten kann.

«In Situationen, in denen man sich nicht schützen kann, ist es sinnvoll, die Schleimhaut mit dieser Schutzschicht zu bedecken»

Silke Stertz, Professorin am Institut für Medizinische Virologie der Uni Zürich

Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfiehlt sie vor allem Personen in Gesundheitsberufen zur Vorbeugung einer Ansteckung, wenn sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Allerdings wird durch das Gurgeln auch Jod aufgenommen.

Je nach Gesundheit kann das die Schilddrüsenfunktion beeinflussen. Deshalb raten deutsche Krankenhaushygieniker bei ungeschütztem Kontakt zu einem Sars-CoV-2-Positiven, mit Flüssigkeiten zu gurgeln Erkältungen Wie alte Rezepte helfen auf Basis von ätherischen Ölen, mit oder ohne Alkohol.

Solche Mundwasser gibt es im Supermarkt zu kaufen. Produkte auf Basis von Wasserstoffperoxid, Polihexanid, Chlorhexidindigluconat oder Octenidin waren in Studien nicht ausreichend wirksam. Weniger künstlich und wirksamer (wenn auch nicht so wirksam wie Jod) zum Gurgeln sind – in absteigender Reihenfolge – Grüntee, Granatapfel- und Aroniasaft.

Mit Rotalgen Viren stoppen

Gibt es für die Nase ähnlich wirksame Substanzen? Jod hilft auch hier und wird in Japan nach einem Kontakt mit Infizierten empfohlen.

Die rote Flüssigkeit ist aber unpraktisch, und wie beim Gurgeln ist nicht klar, wie viel Jod aufgenommen wird. Deutsche Krankenhaushygieniker empfehlen deshalb für die Nase Carragelose, eine Substanz aus Rotalgen. Sie zerstört zwar das Virus nicht, aber bildet auf der Nasenschleimhaut eine Schicht, die Viren vom Eindringen abhalten soll.

Tatsächlich zeigten Studien mit mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass das als Spray verabreichte Extrakt die Krankheitsdauer und die Viruslast im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe verringerte.

«Die Durch­blutung verbessert sich, dadurch können Immunzellen und Antikörper besser ­zirkulieren.»

Friedemann Weber, Direktor des Insti­tuts für Virologie an der Uni Giessen (D)

Das untersuchte man bei verschiedenen Atemwegserregern. Die Wirkung hat wohl damit zu tun, dass Viren durch die Schutzschicht weniger gut auf neue Zellen überspringen können.

«In Situationen, in denen man sich nicht schützen kann, ist es sinnvoll, die Schleimhaut mit dieser Schutzschicht zu bedecken», sagt Silke Stertz.

Zum Beispiel beim Besuch eines Restaurants. «Bevor ich so präpariert teuer essen gehe, würde ich aber testen, ob ich nach der Anwendung noch etwas schmecke», rät der Virologe Friedemann Weber. «Der Geschmackssinn wird ja hauptsächlich über die Nase vermittelt.»

Stärkende Sauna

Ein weiteres Hausmittel gegen Erkältungen wurde ebenfalls in einer Studie untersucht: der Saunabesuch Saunas mit finnischer Seele Die 6 schönsten Natursaunas der Schweiz . Forscherinnen beobachteten 2275 Menschen während 27 Jahren und registrierten, wie viele von ihnen an einer Lungenentzündung erkrankten.

Sie stellten fest, dass Menschen, die regelmässig Sport trieben und in die Sauna gingen, ein geringeres Risiko hatten, eine Lungenentzündung zu bekommen, als Menschen, die lediglich Sport machten.

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«Das weist darauf hin, dass Saunabesuche einen Effekt haben könnten», sagt Friedemann Weber. «Die Durchblutung verbessert sich, dadurch können Immunzellen und Antikörper besser zirkulieren.» Auch sei denkbar, dass der heisse Wasserdampf bei einer akuten Infektion Viren in der Luft und auf den Schleimhäuten unschädlich mache.

In einem sind sich die Expertinnen und Experten einig. Nasensprays, Gurgeln und Sauna würden weder eine Impfung ersetzen, noch könne man sich davon Heilung versprechen, wenn man sich mit Sars-CoV-2 infiziert habe, sagt Silke Stertz.

Auch die Fachgesellschaft der deutschen Krankenhaushygieniker betrachtet die Hausmittel bloss als Ergänzung zu Impfung, Maske und Handhygiene.

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