Brief geschrieben, Couvert zu, ab die Post. Noch nicht frankiert? Kein Problem. Die gute alte Briefmarke gibt’s glücklicherweise seit ein paar Jahren auch digital. Die Post bietet dafür einen SMS-Service an. Man erhält einen Code zugeschickt, den man oben rechts aufs Couvert schreibt. Rund 80'000 Mal pro Monat frankieren Kundinnen und Kunden auf diesem Weg. Gemäss Kundenbefragungen der Post werden SMS-Briefmarken primär dann gewählt, wenn es eilt.

Aber das System hat eine Tücke: Nur A-Post-Standardbriefe bis 100 Gramm innerhalb der Schweiz, die einen Franken kosten, können so frankiert werden. «Das ist aus Sicht der Konsumentinnen sehr unbefriedigend», sagt Andrea Elisabeth Knellwolf aus Basel. Sie nutzt den Dienst gerne und findet, er sei eine zeitgemässe und bequeme Lösung, die das Fehlen von Briefmarkenautomaten mehr als aufwiegen könne. «Es ärgert und wundert mich aber gleichzeitig, dass man nur 1-Franken-Marken kaufen kann. Denn aus technischer Sicht sollte das doch für jede beliebige Frankatur möglich sein.»

Findige Nutzer mögen denken: Wenn man einen Grossbrief mit zwei Franken frankieren Ungestempelte Briefmarken Nicht entwertet, wiederverwertet will, dann kann man doch einfach zwei einzelne 1-Franken-Codes kaufen und aufs Couvert schreiben. Kumuliert kommt man ja dann auf den nötigen Betrag. Das geht aber nicht, wie die Post-Mediensprecherin Masha Foursova mitteilt: «Wird das Produkt für andere Briefformate eingesetzt, wird die fehlende Frankatur sowie eine Bearbeitungsgebühr von einem Franken dem Absender belastet».

Komplizierter Prüfprozess

Wieso macht die Post keine weiteren SMS-Frankaturen möglich? Es sei nicht auszuschliessen, dass das in Zukunft komme, sagt die Mediensprecherin. «Aber aktuell planen wir keine Produkterweiterung.» Grundsätzlich seien bei den Investitionen in Dienstleistungen immer Kosten und Nutzen abzuwägen und die SMS-Briefmarke sei nur eines von mehreren Produkten im Sortiment der Post. Beim PostCardCreator, einem Service, mit dem man selber gestaltete Postkarten verschicken kann, führte die Post kürzlich die Möglichkeit ein, Karten auch ins Ausland zu schicken. Wegen den zahlreichen Kundenrückmeldungen.

Im Verhältnis dazu sei das Frankieren per SMS-Code eine Nische und es gebe sehr wenige Kundinnen und Kunden, die eine Produkterweiterung nachfragten. «Ausserdem ist der Prüfprozess im Hintergrund komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. In der Verarbeitung und Kontrolle des Codes auf den Couverts würde das zu einem wesentlichen Mehraufwand führen», erklärt Foursova. Dieser lohne sich nur bei einer entsprechenden Nachfrage. 
 

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Tina Berg, Redaktorin
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