Der Preisüberwacher kritisiert, dass die Margen für Bio-Lebensmittel in vier von fünf Fällen zu hoch seien. Riesige Preisunterschiede zeigt auch der Preisvergleich des Beobachters: Bei Coop ist der Warenkorb mit Bio-Lebensmitteln doppelt so teuer. Bei Migros, Lidl und Aldi beträgt der Preisaufschlag mindestens 57 Prozent.

Wer bei Bio sparen will, kann zu Aldi gehen. Auch das zeigt der Preisvergleich. Der Discounter schlägt Migros und Coop nicht nur beim Preis, sondern auch bei den Bio-Anforderungen. Aldis Bio-Label Retour aux Sources ist strenger als das Label Bio Suisse von Migros und Coop. Zumindest bei unverarbeiteten einheimischen Produkten wie Milch oder Fleisch. Doch auch Aldi hat laut einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz eine ansehnliche Marge bei Bio-Produkten, wenn auch eine kleinere als Migros und Coop. 

Das Grundproblem: Migros und Coop haben bei Bio-Produkten einen riesigen Marktanteil. Da kann Aldi noch lange die Preise unterbieten und den Bauern gleich viel für die Bio-Lebensmittel bezahlen wie «Migroop». Die orangen Grossverteiler werden deswegen ihre Preise kaum senken. Ihre Marktmacht ist so gross, dass sie das nicht zwingend tun müssen.

Auf jedem Bio-Produkt soll stehen, wie viel Prozent des Verkaufspreises an die Bauern geht. Das würde Druck aufsetzen, damit die Margen sinken.

Die hohen Margen bei Bio-Lebensmitteln bleiben somit bestehen, und der Preisüberwacher kann wenig dagegen ausrichten. Er darf nur Empfehlungen abgeben. Seinen Vorschlag, die Bio-Marge zu begrenzen, haben die Detailhändler salopp zurückgewiesen.

Doch es gäbe eine einfache Lösung: Transparenz. Auf jedem Bio-Produkt soll stehen, wie viel Prozent des Verkaufspreises an die Bauern geht. Das würde Druck aufsetzen, damit die Margen sinken. Die Transparenzregel könnte dazu führen, dass Produkte besser verkauft werden, an denen die Bauern gut verdienen. Denn am Ladenregal würde auf einen Blick erkennbar, hinter welchen Produktpreisen sich grosse Handelsmargen verbergen. Für eine solche Transparenzregel wäre vielleicht sogar die Bauernlobby im Parlament zu haben. Es wäre gar kein so grosser Schritt für den Detailhandel. Bei vielen Bio-Produkten kann man bereits heute per QR-Code überprüfen, welcher Bauer das Lebensmittel produziert hat. 

Bis es vielleicht mal so weit ist, müssen sich die Konsumenten selbst helfen. Sich zuerst über die Preise zu informieren, bevor Bio im Einkaufskorb landet, hilft. Wichtig zu wissen: Auch Discounter können mittlerweile Bio. Und das ist gut. Denn Nutztiere und Natur profitieren vor allem, wenn die breite Masse zu günstigen Preisen Bio kaufen kann.

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