Im durchsichtigen Oberteil sitzt die Frau auf einer weissen Felldecke, das Lächeln lasziv, der Mund geöffnet. Hier wird geflirtet, vielleicht auch mehr. Als Jana Buchs* eine Mahnung der Dating-Plattform Flirthub erhält, ist sie erstaunt: «Ich habe die Webseite noch nie besucht, schliesslich bin ich verheiratet.»

Also ignoriert sie die E-Mail vorerst. Doch schon bald folgt eine zweite Mahnung: «Sie haben sich auf unserer Webseite für eine 14-Tage-Testphase registriert. Laut unseren Nutzungsbedingungen hatten Sie die Möglichkeit, Ihren Account während der gesamten Testphase aus Ihren Einstellungen zu löschen», heisst es darin. Nun sei der Account um ein Jahr verlängert worden. Kosten: 265.62 Euro inklusive Mehrwertsteuer.

Flirthub droht in der E-Mail mit einem Inkassobüro Mahnung Muss ich fürs Inkasso zahlen? , sollte Buchs nicht bezahlen. «Das verunsicherte mich. Also schrieb ich kurz und knapp, dass ich mich nie registriert habe.» Eine Antwort erhielt Buchs noch vor 6 Uhr morgens: «Diesen Account haben Sie erstellt, unsere IT-Abteilung hat das erneut geprüft. Sollten Sie der Meinung sein, dass Sie es nicht selbst gewesen sind, so klären Sie das bitte mit den Menschen, die Sie an Ihre Geräte und an Ihren WLAN-Router lassen», schreibt Flirthub. «Als Sie bei Ihrer Registrierung, auf den ›Jetzt Kostenpflichtig Registrieren‹ Button geklickt haben, haben Sie so unseren Nutzungsbedingungen zugestimmt. Auf der Registrierungsseite ist auch ein Kostenhinweis und die Vertragslaufzeit angegeben.»
 

Button-Lösung nicht eingehalten

Das reicht allerdings nicht aus – selbst wenn sich Jana Buchs registriert hätte. Flirthub missachtet nämlich die sogenannte Button-Lösung Neue Gesetze Mit Sex-Abo-Fallen ist jetzt Schluss , eine gesetzliche Regelung für mehr Transparenz im Onlinehandel. Sie gilt sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland und besagt, dass der Preis eines Angebots gut ersichtlich sein muss – entweder auf dem Button zur Annahme oder in unmittelbarer Nähe davon. Das ist nicht der Fall:

Button-Lösung wird bei Flirthub nicht eingehalten
Quelle: Screenshot

Zudem führen die Links zu den AGB und Datenschutzbestimmungen auf eine «404 Not Found»-Seite. Nutzer finden die entsprechenden Angaben nur ganz unten auf der Seite. Beobachter-Expertin Nicole Müller rät Betroffenen, die Forderung zu bestreiten: «Wenn der Preis nur in den AGB versteckt ist, kommt gar kein Vertrag zustande und ohne vertragliche Grundlage ist nichts geschuldet. Der Anbieter müsste beweisen, dass der Kunde ein kostenpflichtiges Angebot abgeschlossen hat.»

Wer gar nie auf der betroffenen Website war, sollte laut Müller gar nicht erst auf die Mahnung reagieren: «So bestätigen Sie nur die Korrektheit der E-Mail-Adresse.»

Auf die Anfrage des Beobachters reagierte Flirthub nicht.


* Name geändert

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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