Wer nicht stundenlang rechnen mag, hat keine Chance auf das beste Resultat: In der Schweiz gibt es momentan rund 300 verschiedene Handyabos. Wenn man Angebote für Jugendliche, Telefonie ins Ausland und anderes dazuzählt, ergeben sich über 10'000 Varianten.

Lange konnte man sich bei der Suche nach dem idealen Angebot wenigstens auf eins verlassen: Prepaid ist günstiger. Doch mittlerweile gibt es praktisch wöchentlich neue Angebote. Flatrates – Nutzungen zum Fixpreis – werden zahlreicher, die Preise fallen. Stimmt die alte Faustregel noch?

Pascal, 19, Standardnutzer

Nehmen wir Pascal, 19. Morgens checkt er als Erstes, was seine Freunde und Idole machen – Snapchat, Instagram, Facebook, Whatsapp. Beim Frühstück überfliegt er die Nachrichtenseiten. Auf dem Arbeitsweg streamt er über Spotify seine Lieblingsmusik. So verbraucht er eine Datenmenge von bis zu 3 Gigabyte im Monat.

Diese Menge entspricht einem von sechs Standardprofilen, die der Vergleichsdienst Dschungelkompass in Zusammenarbeit mit dem Konsumentenschutz definiert hat. Sie sollen Handytarife vergleichbar machen.

Dschungelkompass geht davon aus, dass jemand wie Pascal zusätzlich zur verbrauchten Datenmenge monatlich 30 Anrufe à zweieinhalb Minuten tätigt und 20 SMS verschickt. Damit fährt er laut Oliver Zadori von Dschungelkompass mit dem Plus-Basic-Abo von Salt für monatlich 39 Franken am besten. Nur einen Franken teurer ist das Prepaid-Angebot von Sunrise – allerdings nur, wenn Pascal zwei Optionen dazulöst, und eine davon gleich sechsmal. Günstiger fährt Pascal auch mit speziellen Jugendangeboten nicht.

Was sind Optionen?

Optionen sind Leistungen, die kostenpflichtig zum Abo oder Prepaid-Angebot hinzugelöst werden können. Meist werden sie für einen Monat gekauft. Je nach Anbieter verlängern sie sich aber automatisch. Es gibt etwa Optionen für Roaming, eine Erhöhung der Surfgeschwindigkeit oder des Datenvolumens.

Wenn die Sekunden zählen

Allerdings: Bei der Nutzung spielen viele Faktoren mit. «Entscheidend ist etwa, in welches Netz man wie oft telefoniert», sagt Zadori. So bieten Salt mit Plus Start und Sunrise mit Freedom Start All-inclusive-Abos für rund 20 Franken pro Monat, die aber nur Anrufe ins eigene Netz umfassen. Einige Anbieter rechnen zudem sekundengenau ab, bei andern zahlt man angebrochene Minuten ganz, wieder andere verrechnen eine Pauschale pro Anruf.

Unterschiede gibt es auch beim Datenvolumen. Bei praktisch allen günstigeren Angeboten ist es begrenzt. Was darüber ist, kostet – oder die Geschwindigkeit wird um ein Mehrhundertfaches gedrosselt. Wer wieder schneller will, zahlt drauf.

Dschungelkompass hat mit Tests herausgefunden, dass mindestens eine Geschwindigkeit von 7,2 Megabit pro Sekunde erforderlich ist, um ohne spürbare Einschränkung zu surfen. In seinen Musternutzungsprofilen tauchen deshalb nur Angebote auf, die diese Grenze nicht unterschreiten. Viele Möglichkeiten erscheinen so nicht, etwa das günstigste Flatrate-Abo von Swisscom für 59 Franken pro Monat, das aber nur eine Übertragungsrate von 1 Mbit/s bietet. «Surfen macht so keinen Spass», sagt Zadori.

«Vielnutzer» sollten das Abo wählen

Das Beispiel Pascal zeigt: Mit Prepaid fährt tendenziell günstiger, wer wenig telefoniert und viele Daten braucht. Wie sieht es aber aus bei einem «Mittelnutzer» mit 90 Anrufen, 20 SMS und 1 Gigabyte Daten pro Monat? Hier gibt es kaum einen Unterschied zwischen Abo und Prepaid: Das günstigste Abo bietet Yallo für monatlich 27.35 Franken (Laufzeit: maximal 36 Monate), die billigste Prepaid-Lösung von Aldi kostet 1.55 Franken mehr – wobei auch hier die passende Zusatzoption gelöst werden muss. Und auch die Abos von Coop und M-Budget kosten weniger als 30 Franken im Monat.

Der «Vielnutzer» – 210 Anrufe, 20 SMS und 3 Gigabyte Daten – dagegen zahlt mit Abo am wenigsten. Konkret mit Plus Basic von Salt (39 Franken/Monat, mit Option). Hier kostet das günstigste Prepaid-Angebot (Aldi, mit zwei Optionen) 57.80 Franken.

Handytarife im Vergleich

Quelle: Christof Schürpf/Keystone

Die Frage Prepaid oder Abo lässt sich also nur individuell beantworten. «Die Faustregel: Wer für ein Prepaid-Angebot über 30 Franken pro Monat zahlt, würde mit einem Abo wohl günstiger fahren», sagt Zadori. Andererseits: «Prepaid bietet Kostenkontrolle. Man kann ausgeben, was man auch aufs Handy geladen hat. Abos sind dafür unkomplizierter, man muss nicht ständig das Guthaben aufladen.»

Es zeigt sich auch, dass Flatrate-Abos selten ideal sind. Die billigste Variante kommt von Coop und kostet 54.90 Franken. Weiter fällt auf, dass Swisscom preislich bei keinem der Dschungelkompass-Profile mithalten kann. Swisscom sagt dazu, ihre Angebote könnten nicht mit denen der Konkurrenz verglichen werden. «Unsere Natel-infinity-2.0-Angebote umfassen im Vergleich zur Konkurrenz deutlich mehr Inklusivleistungen, insbesondere beim Roaming, Swisscom TV Air oder My Cloud», sagt Sprecherin Annina Merk.

Das Handy kaufen oder nicht?

Gewarnt werden muss vor «Lockvogelabos», die mit vergünstigten Handys ködern. «Es lohnt sich, das genau durchzurechnen. Oft fährt man besser, wenn man das Handy separat kauft und ein günstigeres Abo löst, statt jeden Monat einen Beitrag ans Handy zu bezahlen», sagt Zadori.

Er rät, regelmässig zu prüfen, ob sich ein neues Abo lohnt. «Wer die letzten eineinhalb Jahre seinen Preisplan nicht gewechselt hat, fährt heute mit einem neuen häufig besser. Oft muss man dazu nicht einmal den Anbieter wechseln.» Dazu geht man am besten im Shop des Anbieters vorbei.

Salt, Sunrise und Swisscom sagen, sie würden Kunden in den Shops oder am Telefon «ihren Bedürfnissen entsprechend» beraten. Die Swisscom bietet auf ihrer Website einen Rechner zum Vergleich ihrer Angebote an.

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