Was der starke Franken für Sparer, Ferien und Einkaufstouristen heisst
Der Schweizer Franken wertet sich zum Euro immer stärker auf und erreicht einen Rekordstand gegenüber der Einheitswährung. Negativzinsen bleiben vorerst unwahrscheinlich.
Veröffentlicht am 18. November 2025 - 14:51 Uhr

Die Aufwertung des Franken stellt die Schweizerische Nationalbank unter Druck. (Symbolbild)
Der Frankenkurs war einerseits getrieben von der Hoffnung, dass die Schweiz ein vorteilhafteres Zollabkommen mit den USA abschliessen könnte. Dieser Deal wurde am Freitagnachmittag erreicht. Die US-Zölle auf Schweizer Exporte werden auf 15 Prozent gesenkt.
Befeuert wird die Frankenstärke aber auch von Inflationserwartungen in der Schweiz. Antoine Martin, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank, sagte diese Woche, die Inflation werde «in den kommenden Quartalen voraussichtlich leicht steigen», was Spekulationen über eine Rückkehr zu Negativzinsen etwas dämpfte.
Falls Sie ohnehin demnächst Euros brauchen, etwa für die geplanten Ferien, für den Besuch am Weihnachtsmarkt im Elsass oder für Einkäufe in Deutschland, dann ist der Zeitpunkt sicher günstig. Weil der Wechselkurs von Schweizer Franken und Euro nochmals gefallen ist, sind Einkäufe ennet der Grenze für Schweizerinnen und Schweizer günstiger geworden.
Falls Sie Euros auf Vorrat horten wollen oder falls Sie auf einen demnächst wieder steigenden Eurokurs setzen, weil vielleicht die Nationalbank interveniert oder politisch etwas Gravierendes geschieht: Das ist Spekulation. Selbstverständlich können Sie zu diesem Zweck jetzt im grossen Stil Euros kaufen, genauso wie Sie auf einen steigenden Öl- oder Goldpreis oder auf einen fallenden Nestlé-Aktienkurs wetten können. Voraussetzung dafür ist aber, dass Sie spekulieren wollen – und dass Sie die möglichen Verluste tragen können und tragen wollen.
Die Aufwertung des Franken stellt die SNB unter Druck. Sie will die Schweizer Währung nicht zu stark aufwerten lassen, damit die Exportwirtschaft nicht übermässig leidet. Experten sehen Eurokurse zwischen 0,90 bis 0,92 als Band an, in welchem die SNB an den Devisenmärkten intervenieren wird. Und eher bei 92 als bei 90 Rappen.
Die SNB bekräftigt seit Jahren die Absicht, dass sie Interventionen bei einer übermässigen Frankenaufwertung als Massnahme in Erwägung zieht und anwendet. «Wir greifen schon seit Längerem ein, wenn es nötig ist. Und ich sage immer: Wenn es nötig ist, sind wir bereit, dieses Instrument einzusetzen», sagte SNB-Direktoriumsmitglied Petra Tschudin Ende Oktober in Basel.
Schon in den Wochen vor der aktuellen Frankenstärke mutmassten Beobachter über SNB-Interventionen. «Angesichts der aktuellen Stärke des Frankens erscheint es plausibel, dass die SNB interveniert hat», sagte Jane Foley, Leiterin der Devisenstrategie bei der Rabobank, vor bereits drei Wochen zu Bloomberg. Sie fügte hinzu, dass Währungsoperationen derzeit das bevorzugte Instrument der Zentralbank zur Steuerung des Frankens sein könnten.
Die SNB kam in der Vergangenheit immer wieder unter Beschuss der USA, wonach die Zentralbank mit ihren Interventionen den Frankenkurs manipuliere. Bereits während der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump war die Schweiz als Währungsmanipulator gebrandmarkt worden.
Im September bekräftigten die beiden Länder in einer Erklärung ihr Versprechen, Währungen nicht zu manipulieren. Die SNB sicherte dabei zu, ihre Geldpolitik weiterhin auf Preisstabilität auszurichten.
Allerdings: In einer separaten Mitteilung betonte die SNB, die Vereinbarung sei rechtlich nicht verbindlich und spiegele lediglich die bestehende Praxis wider. Und beide Seiten räumten ein, dass Eingriffe am Devisenmarkt ein legitimes Mittel sein können, um übermässige Volatilität oder ungeordnete Ab- oder Aufwertungen einzudämmen.
Die SNB hat wiederholt betont, dass die Hürden zur Wiedereinführung von Negativzinsen hoch sind. «Die Schwelle für die Wiedereinführung negativer Zinsen bleibt für die SNB hoch, obwohl gewisse Risiken fortbestehen», schreibt auch Pictet Wealth Management in einer Stellungnahme am Freitag.
Da der Leitzins derzeit bei 0 Prozent liege, sei die Geldpolitik bereits wachstumsfördernd. Vertreter der SNB hätten ihre Bereitschaft bekräftigt, vorübergehend negative Inflation zu tolerieren, sofern das Inflationsziel mittelfristig erreicht werde. «Eine Rückkehr zu negativen Zinsen würde wahrscheinlich einen eindeutigen Auslöser erfordern, wie beispielsweise eine nachhaltige und deutliche Aufwertung des Schweizer Frankens», so Pictet.
Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst auf «cash.ch» erschienen.




