Der Klettersteig aufs Daubenhorn in Leukerbad ist mit neun Kilometern einer der längsten der Schweiz. Es gilt, 12 Leitern von insgesamt 216 Metern zu erklettern. Ab Gemmipass rechnet man dafür mit rund acht Stunden. Das hatte diesen Sommer auch Kurt Egli vor, der tatsächlich anders heisst.

Doch: Der Klettersteig aufs Daubenhorn ist auch einer der gefährlichsten. An diesem Augusttag stürzt ein Kletterer ab. Er muss mit dem Helikopter gerettet werden. Es kommt zum Stau am Berg. Egli hat deshalb viel länger als geplant.

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«Weil ich keinen Empfang hatte, konnte ich meiner Frau nicht Bescheid geben.»

Kurt Egli, Bergsteiger

«Mit meiner Frau hatte ich abgemacht, dass ich die letzte Talfahrt mit der Gemmibahn um 18.00 Uhr nehme», erzählt Egli gegenüber dem Beobachter. Doch wegen der Rettungsaktion verpasst er diese. «Weil ich keinen Empfang hatte, konnte ich meiner Frau nicht Bescheid geben.»

Ein teures Missverständnis

Als ihr Mann nicht wie vereinbart zurückkommt, macht sich seine Frau Sorgen. Sie ruft die 144 an. Diese bietet die Walliser Rettungsorganisation KWRO auf. Doch: Fast zeitgleich kommt Egli in der Gemmihütte an. Dort kann er endlich seine Frau anrufen. Sofort informiert man die KWRO. Der 23-minütige Einsatz wird abgebrochen, noch bevor ein Helikopter in der Luft ist. «Man hat mir gesagt, dass damit alles erledigt sei», sagt Egli. Kosten würden keine entstehen. Ein Missverständnis.

Einen Monat später bekommt der 67-Jährige eine Rechnung. Die KWRO verrechnet 607 Franken – 227 Franken für den Rettungsspezialisten, 311 Franken für Administratives und 69 Franken für «Infrastruktur und Material». Den aufgebotenen Spezialisten hätte er ja noch bezahlt, sagt er, aber den Rest?

«Wir hoffen auf Verständnis»

Die KWRO hält fest, dass sich die drei Positionen auf fixe Tarife stützen würden. Der administrative Aufwand umfasse die Arbeit der Rettungsstation und das Erstellen von Einsatzberichten und Statistiken. Die Position «Infrastruktur und Material» beinhalte auch deren Unterhalt. «Wir hoffen, dass man dafür Verständnis hat. Als Rettungsorganisation sind wir daran interessiert, Menschen zu helfen und nicht zu verärgern», erklärt Stephan Zeller von der KWRO.

Für Beobachter-Rechtsberaterin Corinne Strebel scheint es korrekt, dass Egli die Rechnung bezahlen muss. Sie weiss: «Diese Kosten werden auch nicht von der Grundversicherung oder der Unfallversicherung getragen.» Man könne höchstens abklären, ob sich eine Zusatzversicherung daran beteiligt.

Doch wann soll man die Rettung rufen? Laut Rega-Sprecher Mathias Gehrig gibt es keine einheitlichen Empfehlungen. «Die Rettungsorganisationen können am besten einschätzen, welche Massnahmen nötig sind.» Im Zweifel solle man lieber zu früh als zu spät anrufen.