Päckli verstopfen die Eingänge der Schweizer Häuser. Die Zahl der Onlinebestellungen explodiert – entsprechend nehmen die Rücksendungen zu. Die Schweiz ist Europameisterin bei den Retouren. Rund 27 Prozent der Päckchen werden zurückgesandt, zeigte eine Befragung des Logistikunternehmens DPD. 

Viele Versandhändler geben sich bedeckt, was die Quote dieser Retouren betrifft. Und was mit den Rücksendungen passiert – oder mit unverkaufter neuer Ware.

Greenpeace Schweiz hat daher acht Detailhändlern einen Fragebogen zugeschickt – und legte ein besonderes Augenmerk auf Digitec Galaxus, den grössten Schweizer Onlinehändler. Alle Händler hätten die Fragen nur lückenhaft beantwortet. 

Schätzung: 300 Tonnen neue Geräte werden vernichtet

Auf Basis ihrer Nachforschungen schätzt die NGO, dass jährlich ungefähr 300 Tonnen neue Elektro- und Elektronikprodukte bei Digitec Galaxus, Fust, Interdiscount und Brack.ch vernichtet werden. Greenpeace zufolge übergibt Digitec Galaxus 90 Prozent der unverkauften elektrischen und elektronischen Produkte an Organisationen, die sie wiederverwenden. Zehn Prozent landeten bei Recyclingfirmen. 

In einem Undercovergespräch mit einem Mitarbeitenden von Digitec Galaxus in einem Retourencenter habe eine Greenpeace-Aktivistin zudem erfahren, dass Elektrogeräte mit einem Wert von weniger als 50 Franken meistens nicht kontrolliert und darum nicht wieder verkauft werden. 

Ware mit Trackern versehen

Um das zu verifizieren, hat die NGO 25 Produkte von Digitec Galaxus bestellt, mit Trackern versehen und wieder retourniert. Sechs Produkte – ein Radio, eine Tastatur mit Computermaus, zwei Toaster und zwei Netzwerkkameras – landeten Greenpeace zufolge kurz nach der Rücksendung im Elektroschrott. Greenpeace gehe davon aus, dass Digitec Galaxus gar nicht versucht habe, diese Produkte weiterzuverkaufen oder zur Wiederverwendung an eine externe Organisation zu spenden. Die Produkte hätten alle einen Warenwert unter 50 Franken gehabt, so die NGO gegenüber dem Beobachter. 

«Die Schwelle von 50 Franken ist offensichtlich relevant für den Entscheid, ob ein Produkt entsorgt werden soll oder nicht», sagt Joëlle Hérin, Konsumexpertin von Greenpeace Schweiz. Die genaue Systematik sei aber nicht bekannt. Sie fügt hinzu: «Es ist absolut inakzeptabel, dass Digitec Galaxus neuwertige Ware zerstört.» 

«Falsch interpretiert»

Digitec Galaxus wehrt sich gegen diese Darstellung. Dass zehn Prozent der unverkauften Ware bei Recyclingfirmen landeten, sei nicht korrekt. Greenpeace habe die Angaben von Digitec Galaxus falsch interpretiert. Die Retourenquote habe in den letzten zwölf Monaten unter zwei Prozent gelegen. Davon gingen im Schnitt fünf Prozent ins Recycling, schreibt ein Sprecher. Die Entsorgung respektive das Recycling sei immer die letzte Option, wenn die Produkte nicht verkauft werden können oder dürfen. 

Ob vor allem Retouren unter 50 Franken entsorgt würden, beantwortet Digitec Galaxus nicht direkt. In der Regel entscheide der Hersteller, ob ein Produkt repariert werden könne oder ausgetauscht werde. Der Entscheid hänge dabei vom Produkt selbst, vom Preis und vom Reparaturaufwand ab. Bei einem Billigprodukt wie einer sehr günstigen Tastatur oder einer Webcam sei die Reparatur nicht wirtschaftlich.