Die Schweizer Fussballer reisen während der Europameisterschaft gleich zweimal nach Aserbaidschan. Im Olympiastadion in Baku treffen sie nach dem Spiel gegen Wales auch auf die Türkei – von den politischen Spannungen in der Region werden sie aber wohl nicht viel mitbekommen. Im letzten September begann ein blutiger Konflikt um die Region Bergkarabach zwischen dem benachbarten Armenien und Aserbaidschan.

Dabei postete der auch in der Schweiz bekannte aserbaidschanische Erdölkonzern Socar Aserbaidschan Umstrittene Schweizer Geschäfte wiederholt Kriegspropaganda in den sozialen Medien. Auf Twitter steht über einem Foto des Präsidenten Ilham Alijew, der seine rechte Hand nach oben streckt: «Zum Sieg! Unsere Stärke liegt in unserer Einheit!»

Migrolino betroffen

Es gab laute Kritik, auch an die Adresse des Europäischen Fussballverbands (Uefa). Socar war einer der Sponsoren der EM 2016. Auch für das aktuelle Turnier waren die Ölmillionen eingeplant. Nun das abrupte Ende: Ohne Mitteilung verschwand Socar von der Website der Uefa. Zu den Gründen schweigt der Verband. Er bestätigt lediglich, dass die langjährige Zusammenarbeit beendet sei. Die Uefa befürchtete wohl einen Imageschaden. Socar reagierte nicht auf die Anfrage des Beobachters.

Anders sieht das die Migros. Sie ist über die Migrolino-Shops mit dem Erdölkonzern verbunden. Die Schweiz ist ein wichtiger Markt und eine Drehscheibe für die Öl- und Gasgeschäfte von Socar. Sichtbar sind vor allem die 200 Tankstellen. Bei rund einem Drittel befindet sich ein Shop der Migros-Tochter. Sie werden von Socar Energy Switzerland betrieben, dem Schweizer Ableger des Konzerns.

Keine Sanktionen

Anders als die Uefa stört sich die Migros nicht an der Aserbaidschan-Verbindung. Man habe keine Kontakte nach Aserbaidschan, begründet die Migros. «Wir massen uns nicht an, ein abschliessendes Urteil in diesem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt zu fällen.»

Die Lage im Kaukasus sei nicht in schwarz und weiss aufteilbar. Die beteiligten Parteien würden sich gegenseitig beschuldigen. Zudem habe der Bund keine Sanktionen gegen Aserbaidschan verhängt, schreibt der Detailhändler. «Selbstverständlich beobachten wir die Entwicklung aber sehr aufmerksam.»

Die Uefa hat bereits einen Nachfolgesponsor gefunden. Gemäss «Deutschlandfunk» wurde Socar durch den russischen Energiekonzern Gazprom ersetzt.

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