Liebe Leserinnen und Leser

Kürzlich habe ich auf meinem Handy grosszügig Fotos gelöscht. Bei einer Aufnahme brachte ich es nicht übers Herz: unsere beiden Katzen, wie sie nebeneinander auf dem Sofa liegen, ihre Pfoten berühren sich leicht. Luna und Kasimir waren Geschwister, hatten sich jedoch ein Leben lang schnippisch ignoriert, wie Katzen das so tun. Aber am Abend, als Lunas Leben zu Ende ging, suchte Kasimir noch einmal ihre Nähe, um Abschied zu nehmen. Ich bin für gewöhnlich nicht nahe am Wasser gebaut, doch dieses Bild rührt mich jedes Mal aufs Neue. 

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Wie stark die Beziehung des Menschen zum Tier ist, zeigt unsere Sprache: Angsthase, Bücherwurm, Pleitegeier, Katzenjammer, Spassvogel, Sündenbock, Affentheater. Da erstaunt es, dass die juristischen Konsequenzen dieser engen Verbindung häufig noch unbekanntes Terrain sind. «Dabei sind Streitigkeiten wegen Tieren im Alltag programmiert», wie Peter V. Kunz sagt.

Die Geschichte der Woche

Peter V. Kunz ist Autor des neuen Beobachter-Ratgebers über Tierrecht – und Professor an der Universität Bern, wo diese Disziplin seit 2019 ein eigener Rechtsbereich ist. Auch in unserem Beratungszentrum tragen die Urheber von Reibereien oft Pelz. 

Eine Auswahl: «Hafte ich, wenn Tigi das Sofa des Nachbarn zerkratzt?» Antwort: Kaum, denn Katzen wird zugestanden, dass sie eh tun, was sie wollen. «Darf die Nachbarin meinen Kater füttern?» Kommt auf die Dosis an. «Soll ich die Katze bestrafen, wenn sie nicht gehorcht?» Halten Sie sich zurück, denn die Grenze zur Tierquälerei ist fliessend.

Meine Kollegin Norina Meyer leistet in ihrer Beratungstätigkeit einen Beitrag, solche Sensibilitäten zu schärfen: 

«Dass auch Katzen Rechte haben, ist ihnen selbst wohl schon seit je klar. Bei uns Menschen hat das etwas länger gedauert: Erst seit den 1970er-Jahren ist der Tierschutz bei uns ein Thema. Es ist wichtig, ihn stetig zu modernisieren und zu verbessern.»

Ausserdem

Apropos Reibereien. Drei Brüder streiten seit Jahren über eine Kiesgrube im Thurgau. Dann greifen die Behörden ein – und verursachen ein neues Problem. Umweltschutz: Der Tanz um die Kiesgrube. Jetzt lesen.

Eine Beobachter-Recherche zeigt Wirkung. Wir haben aufgedeckt, wie ein Tabakhersteller eine Studie an der Uni Zürich mitfinanzierte, deren Ergebnisse in seinem Sinne waren. Nun steigt der Druck auf die Uni. Tabakprävention: Forschende verlangen Rückzug einer umstrittenen Studie. Jetzt lesen (mit Abo).

Und im Nachrichtenüberblick «Das war richtig wichtig» fassen wir für Sie die wichtigsten Nachrichten der Woche zu Recht und Gerechtigkeit zusammen. Diesmal: wie Pädophile die Arglosigkeit von Eltern auf Instagram ausnutzen, warum die SBB bei ihren Bussen weiterhin stur bleiben – und wie das Klimaurteil aus Strassburg die Politik weiter auf Trab hält. Richtig wichtig: Gräben, Tickets, Klimaurteil. Jetzt lesen.

Die Neuigkeiten aus der Redaktion ...

… sind heute deren zwei. Und sie hängen zusammen. Erstens: Wir haben einen Preis vergeben. Allerdings dürfte er die Gewinner nicht sonderlich freuen. Wir haben nämlich den schludrigsten Strafbefehl des Jahres gekürt. Herzliche Gratulation an die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl!

Und zweitens: Wir haben einen neuen Podcast! Er heisst «Beobachter Radar», und hier reden wir ab jetzt regelmässig über unsere Geschichten – und darüber, wie sie entstanden sind. Die erste Folge: Die Krux mit den Strafbefehlen und der Fehlbefehl 2024.

Noch einmal zurück zu Kater Kasimir

Letztes Jahr ist er seiner Schwester Luna in den Katzenhimmel gefolgt. Just am Tag seines Todes ist mir ein Artikel mit dieser Headline in die Hände gefallen: «Wissenschaftlich bewiesen: Deine Katze versteht, was du ihr sagst». Dies, nachdem unsere zwei Stubentiger während fast 20 Jahren sämtliche Ansprachen an sie schnippisch ignoriert hatten, wie Katzen das so tun. Wer hält hier wen?

So viel für den Moment. Mehr von uns gibt es nächste Woche, wenn Sie mögen.