Pflegehilfe fair anstellen: Welche Agenturen sind seriös?

In der 24-Stunden-Betreuung sind mehrere Zehntausend Menschen vor allem aus Polen, Ungarn, Rumänien und der Slowakei tätig. Die Zahl der Agenturen steigt ständig.

Die Betreuung in Haushalten ist nur schwer zu regulieren und zu kontrollieren. Bisher war sie nicht dem Schweizer Arbeitsrecht unterstellt – das Bundesgericht hat das diesen Januar jedoch relativiert.

Die Gewerkschaften raten, sich an Agenturen zu halten, die als Arbeitgeber auftreten, ihren Sitz in der Schweiz haben, eine Bewilligung des jeweiligen Kantons vorweisen können, mindestens zwei Betreuerinnen vermitteln, die sich abwechseln, sowie eine Pauschale von monatlich wenigstens 6000 Franken verrechnen.

Wenn Familienmitglieder die Arbeitgeber (von migrantischen) Angestellten sind, berät die Plattform Careinfo.ch über rechtliche Aspekte, ebenso das von der Gewerkschaft VPOD Basel gegründete Netzwerk Respekt.

Buchtipp
Betreuung und Pflege im Alter – was ist möglich?
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Putzhilfe fair anstellen: Welche Vermittler sind seriös?

Der Reinigungssektor boomt. Die grösste Schweizer Plattform Homeservice24.ch wächst jährlich um bis zu 20 Prozent. 72'000 Menschen bieten dort ihren Service an.

Plattformen wie diese stehen in der Kritik. «Beschäftigung über verschiedene Kleinstpensen ist für die Angestellten prekär, und die Sozialversicherungen bleiben auf einem Minimum», sagt Stefanie von Cranach von der Gewerkschaft Unia.

«Einige Plattformen sind verkappte Arbeitgeber. Trotzdem treten sie nur als Vermittler auf und stehlen sich damit aus der Verantwortung gegenüber den Arbeitenden.» Wenn das Arbeitsverhältnis zwischen Privatperson und Putzhilfe geregelt werde, führe das häufig zu Lohndumping. Zudem begünstige das die Schwarzarbeit.

«Wir informieren die Privatkunden über ihre Pflichten wie auch die Putzhilfen über ihre Rechte», sagt Tom Stierli, Chef von Homeservice24.ch, dazu.

Gewerkschafterin von Cranach empfiehlt, Putzhilfen nur über Firmen zu suchen, die als Arbeitgeber auftreten und mindestens dem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt sind.

Das ist etwa bei Putzfrau.ch der Fall oder bei der Firma Proper Job, die sich für legale und faire Verhältnisse einsetzt. Zudem gibt es die Vermittlungskooperative Autonomia, die für Reinigungsangestellte Nettostundenlöhne von 30 Franken, fünf Wochen Ferien, Sozialleistungen und ein geregeltes Arbeitspensum garantiert.
 

Ausbeutung als Geschäftsmodell?

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Tausende Arbeitnehmende leben trotz Vollzeitjob an der Armutsgrenze. Muss die Politik für einen fairen Mindestlohn sorgen oder können sich die Betroffenen selbst helfen?
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Liefer- und Kurierdienste

Hände weg von Lieferdiensten, die ihre Kuriere nicht anstellen, empfehlen die Gewerkschaften. Einige der grossen Firmen wie Just Eat/Eat.ch haben reguläre Arbeitsverträge.

Der Dachverband Zustellung Schweiz bemüht sich derzeit, mit den Sozialpartnern einen Gesamtarbeitsvertrag für die gesamte Branche auszuarbeiten. Das böte den Kurieren mehr Sicherheit sowie einen Mindestlohn von Fr. 20.65 pro Stunde. Zudem dürfte eine Mindestarbeitszeit von drei Stunden nicht unterschritten werden; eine Anstellung auf Minutenbasis wäre nicht mehr möglich. So will man Minijobs für einen Minilohn verhindern. Das beträfe auch Lieferdienste wie Just Eat oder Smood. 

Wann der Gesamtarbeitsvertrag greift, ist unklar. Das Basler Familienunternehmen Velogourmet.ch hat sich demjenigen von Swiss Messenger Logistic angeschlossen. Co-Geschäftsführer Joost Oerlemans dazu: «Man kann nicht immer klagen, dass die Grossen sich nicht an die Regulierungen halten, und selber keine Zeichen setzen.» 

Für David Roth von der Gewerkschaft Syndicom ist noch ein anderer Punkt wichtig: «Unabhängig, wo man bestellt, sollte man immer ein Trinkgeld geben. Und zwar am besten bar auf die Hand.»

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