Sara und Schulstress? Die 14-jährige Zürcherin überlegt lange. Ihre Kantinoten sind top, Zeit für die zahlreichen Hobbys bleibt meistens auch. Kein Problem also, und doch: «Wenn sich vor den Ferien die Tests häufen und mittags kaum Zeit zum Essen bleibt, weil wir oft die Schulhäuser wechseln müssen, dann wirds mir zu streng. Dann mag ich am Ende der Woche nicht mehr.» Unruhig sei sie dann. «Ich liege im Bett und kann nicht schlafen, weil ich immer denke, etwas nicht erledigt zu haben.»

Auch ihre Freundin Miriam, 14, kennt das Gefühl, unter Druck zu stehen: «Wenn man ganz viele Dinge auf einmal tun muss, ist man blockiert und kriegt erst recht nichts mehr hin.» Ablenkung sei das Einzige, wonach einem dann zumute sei. Die Konsequenz: Lern-Nachtschichten, ohne Rücksicht auf die Gesundheit.

Unbewusst überfordert

Oft ist den Teenagern gar nicht bewusst, dass sie sich überfordern, sie spüren nur die Auswirkungen. Andreas ist es so ergangen. Mathe ist sein Lieblingsfach, aber mit der Grammatik steht er auf Kriegsfuss. In seiner Schule hat er deshalb Förderstunden genommen – neben dem regulären Unterricht, dem Fussballtraining, der Musikschule und seinem Engagement als Trompeter in einer Band. «Ich will gute Noten haben», sagt er, sonst könne er seinen Traumjob als Polymechaniker vergessen.

Mutter Claudia freuts. Und doch sorgt sie sich, denn sie weiss, die Angst, ohne Lehrstelle dazustehen, belastet den 13-Jährigen stark. Vor allem an den Montagen spürt sie den Druck, unter dem ihr Sohn verstärkt steht. «Seit die Lehrer angefangen haben, die Hausaufgaben gleich für die ganze Woche aufzugeben, ist Andreas öfter aggressiv», erzählt sie. Er sehe dann schon zu Wochenbeginn nicht mehr über den Berg hinaus.

Mehr als nur Prüfungsangst

Schulstress gleich Prüfungsangst mal Unlust. Diese Gleichung geht nicht auf. Schulstress ist viel mehr als das und blockiert nicht nur Schüler mit Leistungsproblemen, sondern auch jene, die besonders gut sein wollen. Zu den schulischen Belastungen kommen die zahlreichen Herausforderungen des Alltags. In der Freizeit will man aktiv sein, zu Hause heisst es, Differenzen mit Eltern und Geschwistern auszutragen. Besonders schwierig wird es bei Familientrennung und dem Umzug an einen fremden Ort.

Kommen in der Schule Probleme mit Mobbing, Konkurrenz oder Konformitätsdruck hinzu, Ärger mit Lehrern und Kameraden, sind die Klassen zu gross, nagen Zukunftsängste und setzt zu allem Überfluss auch noch die Pubertät Pubertät Wie sollen Eltern mit ihren Teenagern umgehen? einen drauf, geraten Anforderungen auf der einen Seite und die Bedürfnisse und Bewältigungsmöglichkeiten auf der andern aus dem Gleichgewicht.

Regeln zur Stressbewältigung

Es gibt Mittel zur Stressbewältigung, sogenannte Copingstrategien, die Kindern und Jugendlichen die schulischen Herausforderungen erleichtern.

  1. Regel eins: Dampf ablassen
    Wenn man nicht mehr abschalten kann und nur noch gereizt reagiert, helfen kurzfristig Ablenkung und Entspannung. Auch Bewegung nützt – solange die nicht zum Leistungssport ausartet. Rauchen, Frustessen, Grübeln und das Zuknallen von Türen verstärken hingegen nur das Unwohlsein.
  2. Regel zwei: Klaren Kopf kriegen
    Dem Problem auf den Grund gehen, rausfinden, was genau es ist, was das Stressgefühl auslöst.
  3. Regel drei: Sich anvertrauen
    Soziale Unterstützung ist bei Stress wichtig. Deshalb: Bei Vertrauenspersonen Hilfe holen. Auch die Eltern sind gefragt, das Gespräch zu suchen: Bei Jugendlichen zeigen sich Stresssymptome oft durch Unruhe oder Rückzug.
  4. Regel vier: Kontrolle erlangen
    Ganz ohne Disziplin geht es nicht. Gemeinsam mit den Eltern den Terminplan entrümpeln und – um Frust zu vermeiden – dabei nicht nur bei den Hobbys ansetzen. Tagesablauf strukturieren, Freiräume schaffen und Prioritätenliste für die Woche schreiben. Diese aber nicht überfrachten und an die innere Uhr denken: Nach 20 bis 30 Minuten konzentrierten Arbeitens braucht es eine Pause.
  5. Regel fünf: Vorbilder gefragt
    Nicht auf das, was man sagt, achten Kinder besonders, sondern auf das, was man tut! Will heissen: Stressbewältigung fängt in der Familie an. Wer seinen Kindern vorlebt, dass sich Stress durch aggressives Verhalten, Schweigen oder Fernsehen abbauen lässt, ist keine grosse Hilfe.
Hausaufgaben-Hilfe

Wie Sie Ihr Kind bei den Hausaufgaben richtig unterstützen:

  • Sie sollten erst dann bei den Aufgaben eingreifen Schule Die Streber-Eltern , wenn Ihr Kind Sie darum bittet. Tipps zur Selbsthilfe sind die beste Unterstützung.
  • Kinder haben es nicht gern, wenn ihre Eltern sie ständig zu Höchstleistungen antreiben. Wenn Ihr Kind Mühe hat in der Schule, ist es sinnvoll, Fachleute beizuziehen.
  • Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind sei überlastet, sollten Sie das Gespräch mit dem Lehrer oder der Lehrerin suchen.
  • Eltern müssen nicht alles wissen. Wenn Ihrem Kind etwas unklar ist und Sie nicht helfen können, soll Ihr Kind den Lehrer oder Schulkameraden fragen.
  • Viele Lehrkräfte bieten betreute Aufgabenstunden an. Das ist eine gute Lösung für Kinder, die zu Hause keine idealen Lernverhältnisse haben.
  • Manche Kinder brauchen zuerst eine Pause vor den Aufgaben. Dagegen ist nichts einzuwenden, sofern die Pause nicht stundenlang dauert.
  • Das Kind soll lernen, die Zeit selber einzuteilen. Umfangreiche Arbeiten lassen sich leichter erledigen, wenn man sie auf mehrere Tage verteilt.
Checkliste «Lernstrategien» bei Guider

Eltern können helfen, damit Kinder ihre Hausaufgaben selbständig erledigen. In der Checkliste «Lernstrategien für das Schulkind» erfahren Beobachter-Abonnenten, welche Ziele sich die Tochter oder der Sohn vornehmen könnte und wie man das Kind richtig motiviert.