Mehrmals hat es geknallt, da ertönt plötzlich der Sirenenalarm. Was ist los? Was ist zu tun? Im vergangenen Jahr kam es bei einem Brand des Sportzentrums in Verbier VS zu rund einem Dutzend Explosionen. Weil das Feuer Ammoniak-Reserven bedrohte, musste die Bevölkerung vor möglichen giftigen Dämpfen gewarnt werden. Normalerweise erfährt man dies über das Radio. Was aber, wenn gerade keines in der Nähe ist?

Push-Nachrichten aufs Handy

Das soll dank der Online-Plattform «Alertswiss» kein Problem mehr sein. Schon Anfang Jahr, als erst grundsätzliche Informationen zu Erdbeben, Hochwasser oder Pandemien sowie zur persönlichen Notfallvorsorge verfügbar waren, wurde die dazugehörige App 80'000 Mal heruntergeladen. Das zuständige Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) war mit dieser Resonanz sehr zufrieden.

Seit dieser Woche beinhaltet die App nun zusätzlich einen Sirenenalarm. Insbesondere hör- und sehbehinderte Personen profitieren davon: Sie konnten mit den bisherigen Massnahmen nur schlecht oder gar nicht erreicht werden.

Nutzer können wählen, für welche Kantone sie sich interessieren, erhalten dank GPS-Signal aber auch Warnungen für ihren aktuellen Standort. Im Notfall informiert die App laufend über Auswirkungen und Verhaltensanweisungen. Im Profil können des Weiteren persönliche Informationen gespeichert werden, so zum Beispiel zu Vorräten, Treffpunkten mit der Familie oder zur Notfallapotheke.

Allerdings hat die App zwei Nachteile:

Problem 1: Die App muss installiert sein

Sie nützt auch den Hör- und Sehbehinderten nichts, wenn sie die Alertswiss-App gar nicht installiert haben. Diesem grundsätzlichen Problem tritt das BABS mit Kooperationen entgegen. So besteht mit MeteoSchweiz bereits eine Vereinbarung, dass Alarme und Ereignisse von Alertswiss auch über die MeteoSchweiz-App ausgeliefert werden sollen. Diese wird täglich von rund einer halben Million Menschen genutzt. Mit anderen Partnern, die über reichweitenstarke Apps verfügen, wie zum Beispiel die SBB, werde man 2019 entsprechende Möglichkeiten abklären, so Münger.

Als weitere mögliche Kanäle könnten zudem bestehende Displays an Bahnhöfen, Flughäfen oder in Bussen in Frage kommen.

Problem 2: Was ist bei einem Stromausfall?

Ein Hindernis steht Alertswiss aber so oder so im Weg: Was, wenn es zu einem grossflächigen Strom-, Internet- oder Mobilnetzausfall kommt? Denn dann wäre der neue Service nur eingeschränkt oder gar nicht mehr nutzbar. Einzig Vorsorgeinformationen wären laut Münger noch eine Weile lokal aus der App abrufbar.

Eine Alternative könnten hierfür die «smarten» Briefkästen der Post bieten. Diese besitzen unterhalb des Einwurfschlitzes ein elektronisches Display, das Textnachrichten anzeigen kann. Im Rahmen einer einjährigen Testphase in St. Gallen wurden diese Anzeigen jüngst erfolgreich durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz gesteuert. Da die Briefkästen mit Batterien betrieben werden, könnten über die Displays also auch im Fall eines längeren Strom- oder Internetausfalls Warn- und Verhaltenshinweise angezeigt werden.

Am wenigsten anfällig sind und bleiben die bewährten Kanäle Sirenenalarm und Radio, sagt Kurt Münger vom BABS. «Und genau aus diesem Grund halten wir diese beiden Grundpfeiler auch weiterhin aufrecht. Sie können nicht durch Mobiltelefone ersetzt werden.»

Alertswiss: Diese drei Hinweiskategorien gibt es
  • Alarmierung
    Erfolgt bei einer akuten Bedrohungslage. Dient als Ergänzung zum Sirenenalarm und den Radiomeldungen.
     
  • Warnung
    Erfolgt, wenn sich eine Gefährdung abzeichnet – zum Beispiel bei Hochwasser oder der Gefahr eines Erdrutsches.
     
  • Information
    Erfolgt bei Ereignissen, die keine akute Gefährdung darstellen – zum Beispiel bei einem durch Luftwaffenjets ausgelösten Überschallknall.
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Elio Bucher, Online-Produzent
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