Plötzlich kostet die Tierversicherung fast 600 Franken mehr
Als Willi Palm einen Brief von der Mobiliar öffnet, traut er seinen Augen nicht: Die Prämie für seinen Hund steigt um fast 190 Prozent. Er ist kein Einzelfall. Die Beobachter-Beraterin rät zur Vorsicht.

Veröffentlicht am 19. November 2025 - 06:00 Uhr

Die Kosten für tierärztliche Behandlungen steigen. Doch wenn sich die Prämie für die Versicherung plötzlich auch vervielfacht, stehen Tierhalter vor einem Dilemma (Symbolbild).
Leser Willi Palm meldete sich beim Beobachter. Seine Prämie wurde von Fr. 295.60 auf Fr. 853.55 erhöht, was einem Plus von fast 190 Prozent entspricht. Er hat seit zehn Jahren eine Tierversicherung bei der Mobiliar.
Für seinen elfjährigen Beagle hat er aber nie eine Leistung bezogen, wie er dem Beobachter schreibt. Er kündigte seinen Vertrag per sofort. In seinem Kündigungsschreiben an die Mobiliar, das dem Beobachter vorliegt, nannte er die Erhöhung eine «dreiste Irreführung und Missachtung der Kundschaft».
Eine weitere Beobachter-Leserin ist seit acht Jahren treue Kundin der Mobiliar. Für ihren zehnjährigen Chihuahua schloss sie 2017, als der Hund zwei Jahre alt war, eine Tierversicherung ab. Ende Oktober 2025 flatterte die neue Police ins Haus: Statt Fr. 441.40 verlangt die Mobiliar neu 1030 Franken – eine Steigerung von über 130 Prozent. «Ich war schockiert», sagt die Leserin dem Beobachter.
Mobiliar bietet tiefere Deckung an
Auf Anfrage des Beobachters sagt Robin Locher, Mediensprecher der Mobiliar, man habe die Prämien seit 2020 nicht mehr angepasst. Seither seien die Tierarztkosten «überproportional zum Landesindex der Konsumentenpreise» gestiegen.
Locher führt dies auf «innovative Behandlungsmethoden» und eine «starke Zunahme» der Tierarztbesuche zurück. Die neuen Preise seien «solidarisch, risiko- und marktgerecht».
Die Mobiliar verweist auf eine Alternative zur Kündigung: «Wer Deckung, Versicherungssumme oder Selbstbehalt anpasst, kann die Haustierversicherung zu einem ähnlichen Preis fortführen.» Man habe die Prämien flächendeckend erhöht, unabhängig vom Alter des Tieres.
Gefangen in der Zwickmühle
Für die betroffenen Tierbesitzer ist ein Wechsel der Versicherung kaum eine Option. Praktisch alle Versicherungen in der Schweiz, inklusive der Mobiliar selbst, nehmen Tiere ab einem gewissen Alter entweder gar nicht mehr oder nur noch mit Einschränkungen neu auf.
Die Bedingungen können variieren: Oft gilt ein Höchstalter für den Neuabschluss, bei den meisten Versicherungen sind bereits bestehende Krankheiten von der Versicherungsdeckung ausgeschlossen, und ab einem gewissen Alter ist vorab eine Gesundheitsprüfung notwendig.
Vorsicht bei Vertragsabschluss
Laut dem internationalen Vergleichsdienst HelloSafe sind aktuell nur rund neun Prozent der Tiere gegen Tierarztkosten versichert.
Tierbesitzern, die mit dem Gedanken spielen, eine Tierversicherung abzuschliessen, rät Katharina Siegrist vom Beratungszentrum des Beobachters grundsätzlich zur Vorsicht: «Tierversicherungen sind relativ teuer und haben relativ viele Ausschlüsse.»
Man müsse das Kleingedruckte genau lesen und prüfen, was überhaupt übernommen wird. «Wenn man bei der Deckung etwas nicht versteht, sollte man direkt bei der Versicherung nachfragen und Zusicherungen schriftlich festhalten lassen.»
- HelloSafe: Tierkrankenversicherung Barometer 2025
- Mobiliar: Haustierversicherung




