Früher lasen die Eltern den Kindern Märchen vor, dann kam Kasperli aus dem Rekorder, jetzt plärrt es «Tri, tra, trallala» aus der bunten Toniebox. Man muss nur eine der niedlichen Figuren auf den farbigen Würfel stellen, schon wird ein Gschichtli abgespielt. Neuerdings gibt es beim deutschen Hersteller gar eine Figur, die Schweizerdeutsch spricht.

Der Spass ist allerdings nicht ganz billig. Eine Tonie-Figur – manchmal mit nur rund einer halben Stunde Spielzeit – kostete bislang etwa bei Orell Füssli stolze Fr. 18.90.

Nun erhöht Tonies die Preise. Grund seien gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten. Die Preisempfehlung für eine Tonie-Figur beträgt künftig Fr. 20.90 und für das «Starterset», also die Box, Fr. 114.90 statt 99 Franken.

Teurer Hörspass

Man habe die Preiserhöhungen in «moderaten Dosen» bereits an die Kunden weitergegeben, bestätigt Franz Carl Weber. Ebenso weitere Händler. Das sorgt für Protest unter der Kundschaft. «Die Tonies waren schon bisher zu teuer für ein paar Minuten Hörspass. Noch höhere Preise sehe ich nicht ein», schreibt eine Mutter auf der Tonies-Website.

Mehrere Eltern wollen nun auf das Konkurrenzprodukt Tigerbox umsteigen. Aber auch die Alternativsysteme gehen ganz schön ins Geld. Bei Orell Füssli zum Beispiel kostet ein Jahresabo für die Tigerbox Fr. 109.90, wobei einzelne Hörspiele etwas weniger teuer sind als bei Tonies.

Das Problem ist aber: Die Toniebox ist ein geschlossenes System, und die Tonies-Figuren passen auf kein anderes Abspielgerät. Zudem kann man keine fremden Inhalte auf der Toniebox laufen lassen. Sie ist wie ein goldener Käfig. Und viele Eltern befürchten schon länger, dass alle gekauften Inhalte verloren sein werden, wenn das Unternehmen pleitegehen sollte. Tonies sagt dazu nur: «Kein Anlass zur Sorge!»

Daten werden erfasst

Weitere Bedenken gibts wegen des Datenschutzes. Um die Toniebox in Betrieb zu nehmen, braucht es ein Log-in und eine WLAN-Verbindung – so erhält die Tonies GmbH auch die Nutzungsdaten. Das sei nötig, um den «Service und das Produkt» kontinuierlich zu verbessern. Die Daten würden ausschliesslich anonymisiert erfasst und aggregiert analysiert, so die Firma.

Es stellt sich die Frage, ob das überhaupt nötig ist. Zumal die Tonies auch ohne Internetverbindung auskommen könnten, wenn die Inhalte direkt auf den Figuren gespeichert würden.

Die Firma weist darauf hin, dass die Toniebox nach Herunterladen der Inhalte auch ohne aktive WLAN-Verbindung funktioniert. Ausserdem können via App neue Inhalte auf Tonie-Figuren geladen werden. Bloss: Das funktioniert nur bei ausgewählten Figuren, und immer nur innerhalb derselben Reihe. Bei einer «Benjamin Blümchen»-Figur gibts kein Kasperlitheater. Dafür braucht es jeweils eine separate Figur. Die Folge: Noch mehr Plastik und noch mehr Geld in den Kassen der deutschen Firma.

Was für Toniebox-Alternativen gibt es?

Der Ausweg: Wer eine internetlose Alternative sucht, kann auf den CD- oder den Kassettenspieler zurückgreifen oder auf den Kopfhörer von Kekz.

Und wer auf Tonies nicht verzichten will, beschafft sie sich in einer öffentlichen Bibliothek. Dort kann man mittlerweile viele Figuren ausleihen.

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