Die Unterwanderung unserer Gesellschaft durch Islamisten vollzieht sich schleichend. Die Vehikel zu ihrer Machtausbreitung wirken nach aussen oft harmlos. Als Ende Mai 2016 in La Chaux-de-Fonds das Museum der islamischen Kulturen eröffnet wurde, waren weder seine Finanzierung noch seine ideologischen Missionsbestrebungen ein Thema. 

Das Museum zeichnet in einer Dauerausstellung die Geschichte des Islam nach und plant jeweils Wechselausstellungen und Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen. Es sei ein «unpolitisches» Museum, hiess es vonseiten des wissenschaftlichen Direktors Khaldoun Dia-Eddine. Dass das Museum von privaten Gönnern mit engen Beziehungen zum Machtapparat auf der Arabischen Halbinsel finanziert wird und Teil europaweiter Bestrebungen zur Stärkung eines politischen Islam ist, wurde mit keinem Wort erwähnt.

Propaganda für Fundamentalisten

Schlüsselfigur des Museums ist dessen Direktorin, Nadia Karmous. Sie pflegt vielfältige Beziehungen zu islamistischen Kreisen. Die gebürtige Algerierin mit französischem Pass lebt seit 17 Jahren in Le Locle und ist Präsidentin der Association culturelle des femmes musulmanes de Suisse. Dort macht man kein Geheimnis aus der Bewunderung, die man etwa für den ägyptisch-schweizerischen Islamisten Tariq Ramadan hegt. 

Ramadan ist der 1962 in Genf geborene und aufgewachsene Enkel des Gründers der Muslimbruderschaft, Hasan al-Banna. Besagte Muslimbruderschaft ist eine der einflussreichsten sunnitisch-islamistischen Bewegungen. Gegründet wurde sie 1928 in Ägypten als Reaktion auf die, wie al-Banna meinte, sich verbreitende Zügellosigkeit innerhalb der muslimischen Gesellschaft. Zugleich trachteten die Muslimbrüder danach, die britische Okkupation im Land zu beenden und einen islamischen Staat aufzubauen. Die Bewegung schlug rasch einen radikalen Kurs ein. Ihre fundamentalistische Ausrichtung wird auch belegt durch ihren «politischen Arm», die Hamas, die immer wieder mit Raketenangriffen gegen Israel in Verbindung gebracht wird.

Tariq Ramadan setzt den Kurs seines Grossvaters fort. In Oxford doziert er an einem von Katar finanzierten Lehrstuhl über die Religionsfreiheit, meint aber Kulturfreiheit für den Islam. Die Islamwissenschaftler Gilles Kepel, Olivier Roy oder Antoine Sfeir attestieren Ramadan Bestrebungen zur Ausbreitung des salafistischen Islam in Frankreich; es handle sich hierbei um einen «Fundamentalismus undemokratischer, intoleranter und radikaler Faktur», die der Genfer Islamist Ramadan in sich trage, obwohl er nach aussen stets tolerant und progressiv auftrete. Dass Ramadan kein harmloser «Vermittler» ist, wie er sich selber gerne darstellt, legt schon die Einreisesperre dar, welche die US-Regierung 2005 gegen ihn verhängte. Begründung: Ramadan wurde verdächtigt, eine terroristische Organisation materiell zu unterstützen.

Ein Sponsor aus Katar

Wenn Museumsdirektorin Karmous auf Ramadans Veranstaltungen hinweist, macht sie Propaganda für dessen extremistisches Gedankengut. Ramadan ist bei radikalen Hasspredigern bestens eingeführt. So ist er neuerdings Mitglied der Internationalen Union Muslimischer Gelehrter, die vom einflussreichen ägyptischen Scharfmacher Yusuf al-Qaradawi präsidiert wird. Al-Qaradawi, der von Doha (Katar) aus sein extremes Gedankengut über den Satellitensender al-Jazira verbreitet, hat zum Beispiel Palästinenser mittels Fatwa zu Selbstmordattentaten gegen Israelis aufgefordert. 

Auch beschwört er auf Social-Media-Plattformen ganz offen den Jihad und dessen Notwendigkeit: «Hauptverantwortliche der Kampagne gegen den Jihad sind die Kreuzritter gegen den Islam. (…) Dann werde ich den Beweis erbracht haben, dass der Jihad bis zur Wiederauferstehung fortgeführt werden muss.»

Als Sponsorin des neuen Islam-Museums figuriert die Qatar Charity, eine global aktive Hilfs- und Missionierungsorganisation mit Sitz in Katar. Auch hier hat der von Karmous verehrte Tariq Ramadan die Finger im Spiel. Er leitet bei der Qatar Charity das Scharia-Forschungszentrum. 

Im Dunstkreis der Charity bewegen sich Personen mit Beziehungen zur Terrorszene. Zum Beispiel Nabil al-Awadi. Er ist als Financier von Terroristen des Islamischen Staats (IS) bekannt, namentlich als Sponsor von Jihadisten in Syrien. Als Geldgeber des Islam-Museums tritt zudem das kuwaitische Zakat House auf, das «Haus der Almosen». Diese Institution ist nicht nur wegen ihrer Wohltätigkeit bekannt, sondern auch wegen ihrer sehr engen Beziehungen zur islamistischen Hamas, für die sie Geld sammelt. Mit anderen Worten: Dieselben Institutionen, die Terrorgruppen und zu Gewalt aufrufende Organisationen unterstützen, fungieren als Financiers des Islam-Museums in La Chaux-de-Fonds.

Genf als Drehscheibe

Eine der ersten Moscheen, die in Europa mit Geld aus Saudiarabien gebaut wurden, ist diejenige im Genfer Quartier Petit-Saconnex. Die Stiftung, welche die Moschee verwaltet, erhielt vor sechs Jahren 15 Millionen Franken Startkapital vom saudischen Königreich. Der Gründer der Genfer Moschee trägt einen bekannten Namen: Said Ramadan. Er war der Vater von Tariq Ramadan und ein führender Aktivist der Muslimbrüder. 1962 war Said Ramadan in leitender Funktion beteiligt an der Gründung der Islamischen Weltliga, der internationalen muslimischen Organisation. Und er eröffnete eine Reihe von islamischen, von den Regierungen der jeweiligen Länder, z. B. der Türkei oder Kosovo, unabhängigen Zentren. Ihr Ziel: die Islamisierung weltweit.

Die Genfer Moschee wurde 1978 vom saudiarabischen König Chalid ibn Abdelaziz im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Willi Ritschard (SP) eingeweiht.

«Institutionen, die Terrorgruppen unterstützen, fungieren als Financiers des Islam-Museums.»


Saïda Keller-Messahli, Islam-Kennerin

Von Genf aus weitete sich der Einfluss radikalen islamischen Gedankenguts auf die Deutschschweiz aus. Der Marokkaner Youssef Ibram, der von 1983 bis 1993 Imam der grossen Genfer Moschee war, zog nach Zürich an die Rötelstrasse, wo er während zwölf Jahren predigte. Neben seinem Amt als Prediger ist er auch Mitglied des Europäischen Rats für Fatwa und Forschung. Heute ist der überzeugte Wahhabiten-Prediger in der neu erbauten Moschee in Volketswil tätig. 

Seit Juli 2015 ist zudem die Europäische Organisation für Islamische Zentren (EOIC) von Genf aus aktiv. Sie bringt saudische und katarische Prediger und Gelehrte mit zahlreichen Leitern saudischer islamischer Kulturzentren in Europa zusammen. 

Eklatante Naivität der Behörden

Dazu zählt auch der bereits erwähnte Nehat Ismaili, Präsident der Union Albanischer Imame in der Schweiz (UAIS), der etwa 40 albanische Moscheen in der Schweiz unterstehen. Auch die Union erlässt Fatwas – islamische Rechtsgutachten –, nach denen sich die Moscheebesucher zu richten haben. Das selbstdeklarierte Ziel der EOIC ist es, möglichst viele Moscheen und islamische Kulturzentren in Europa zu bauen und die Imame zu finanzieren. So verwundert es nicht, dass immer mehr repräsentative Moscheen im Herzen Europas entstehen. Als Beispiel seien hier nur fünf in der Schweiz erwähnt: Volketswil, Netstal, Wil, Plan-les-Ouates/Genf und bald Frauenfeld.

Viele Behörden realisieren die engen Verstrickungen zwischen islamischen Fanatikern in der Schweiz nicht und legen im Umgang mit dem organisierten Islam eine eklatante Naivität an den Tag. So nehmen in Zürich die städtischen Behörden die Wahhabiten-Imame und türkischen Islamisten wie Milli Görüs mit dem unverfänglichen Kürzel SIG (Schweizerische Islamische Gemeinschaft), die in der Vereinigung der Islamischen Organisationen des Kantons Zürich (VIOZ) vereint sind, als Ansprechpartner und Koordinator der «Notfallseelsorge» ernst.

Auch die salafistisch orientierte Union Albanischer Imame in der Schweiz (UAIS) ist dank der Moschee ihres Präsidenten Nehat Ismaili in Aarburg Mitglied des Verbands Aargauer Muslime (VAM) und damit in der Föderation Islamischer Dachverbände Schweiz (FIDS) vertreten, die sich als vermeintlich verlässliche Ansprechpartnerin auf Bundesebene positioniert. 

Dies allein verdeutlicht schon die Arglosigkeit der Behörden gegenüber der salafistischen Bedrohung, wenn sie ausgerechnet solche Imame in einen Dialog mit einbeziehen. Personen, die unsere Art zu leben ablehnen und unserem Staat und seiner Gesellschaft nicht den geringsten Respekt entgegenbringen, sondern im Gegenteil ihn zu unterhöhlen beabsichtigen.

«Bedenklich ist, dass türkische Agenten auch an den Schweizer Universitäten aktiv sind.»


Saïda Keller-Messahli, Islam-Kennerin

Die freisinnige Nationalrätin Doris Fiala reichte im April 2016 eine Interpellation ein, um von der Landesregierung in Erfahrung zu bringen, wie es sich mit der Finanzierung von Moscheen in der Schweiz durch islamistische Kreise wie etwa die türkische Behörde Diyanet verhält. 

Diyanet verkörpert in der Türkei und darüber hinaus das Präsidium für Religionsangelegenheiten und beschäftigt weltweit rund 100'000 Beamte mit einem Jahresetat von zwei Milliarden Euro. Daneben ist die Behörde auch medial äusserst aktiv und unterhält sowohl einen eigenen Radio- als auch TV-Sender mit speziellem Kinderprogramm. 

Weiter besitzt Diyanet eine eigene Baufirma, eine Druckerei und Werbeagentur und sogar eine Universität, zudem ein islamisches Forschungszentrum und eine Abteilung Religiöse Angelegenheiten sowie soziale Einrichtungen. Laut der Antwort, die Nationalrätin Fiala vom Bundesrat erhielt, unterstützt Diyanet türkische Einrichtungen in der Diaspora mit finanziellen Mitteln und beschäftigt auch Imame in der Schweiz.

Pädophilie soll «hinnehmbar» sein

Ebenfalls im April 2016 machte Diyanet gemäss der deutschen Zeitschrift «Stern» Schlagzeilen wegen eines Comics, das Kindern den Märtyrertod schmackhaft machen wollte. Und im Januar desselben Jahres erliess die Religionsbehörde eine Fatwa, in der stand, dass es «hinnehmbar sei, wenn ein Vater seine Tochter ansieht und dabei Lust empfindet oder das Kind mit Wollust küsst»; einzige Bedingung: Das Mädchen darf nicht jünger als neun Jahre sein! Pädophilie bzw. Inzest wird also unter dem Siegel des islamischen Rechts toleriert bzw. eine De-facto-Absolution erteilt.

Ausgerechnet Diyanet, ein notabene staatliches Organ, das über einen grösseren Etat als jedes andere Ministerium oder jede Behörde verfügt, wurde vom Schweizer Bundesrat insofern ignoriert, als dieser Nationalrätin Fiala mitteilte, dass «der Bundesrat derzeit nicht beabsichtigt, die Finanzierung von Moscheen durch ausländische Staaten zum allgemeinen Thema in den bilateralen oder multilateralen Beziehungen zu machen».

Nicht minder bedenklich ist, dass türkische Agenten auch an den Schweizer Universitäten aktiv sind. Laut «Tages-Anzeiger» vom 13. März 2017 und Aussagen von Doktoranden sei es «gang und gäbe», dass Beauftragte der türkischen Regierung an akademischen Tagungen und Veranstaltungen, welche die Türkei zum Thema haben, auftauchten und ganz unverhohlen Bildaufnahmen von Teilnehmern machten. 

Das lässt den Schluss zu, dass in Ankara über viele Menschen Dossiers angelegt werden, um PKK-Sympathisanten ausfindig zu machen. Mutmasslicher Drahtzieher hinter dem Spitzelsystem in der Schweiz ist der Imam und Stiftungsrat der Türkisch-Islamischen Stiftung Engin Yilmaz, Sekretär von Diyanet und stellvertretender Botschaftsrat für religiöse Angelegenheiten bei der türkischen Botschaft in Bern, wodurch er diplomatische Immunität geniesst und strafrechtlich nicht belangt werden kann.

Der Blankocheck für Diyanet und deren Machenschaften trägt mit Sicherheit nicht dazu bei, Hasspredigern beizukommen, im Gegenteil; diese lachen sich ins Fäustchen über die Naivität, welche die Landesregierung in Bezug auf dieses Thema immer wieder an den Tag legt.

Zur Person

Saïda Keller-Messahli, ist Islam-Kennerin und setzt sich seit Jahren engagiert ein für einen säkularen Islam und für die Einhaltung der Menschenrechte. Die tunesisch-schweizerische Romanistin ist Präsidentin des «Forums für einen fortschrittlichen Islam». In ihrem Buch deckt sie auf, wie radikale Prediger und Islamverbände organisiert sind und finanziert werden und wie sie ihren Einfluss in der Schweiz ausbauen und junge Menschen zu radikalisieren versuchen. 

Keller-Messahli.

Saïda Keller-Messahli, Islam-Expertin.

Quelle: Christian Beutler/Keystone