Die Wahlen stehen vor der Tür. Unser Parlament muss alle vier Jahre erneuert werden. Genau wie mein iPhone. Denn wie bei meinem iPhone ist beim Parlament unterdessen die Luft draussen. Es wird träge, inkompatibel und kann mit aktuellen Entwicklungen nicht mehr mithalten.

Also shoppe ich jetzt nach neuen Politikerinnen und Politikern. Ich habe Parteiprogramme studiert, Spinnendiagramme erstellt und achte bewusst auf meine Diät an politischer Propaganda. Das mache ich gewissenhaft, denn meine Stimme ist nicht nur Teil des demokratischen Prozesses, sie ist Ausdruck meiner Persönlichkeit – meines «Styles». Eine politische Meinung ist wie ein lustiger Hut, den man sich in der Öffentlichkeit aufsetzt, um auf ihn angesprochen zu werden.

Wahlplakate lese ich ganz genau, obwohl ich sie immer weniger von gewöhnlichen Werbeplakaten unterscheiden kann. Schon oft dachte ich, dass der Politiker Zahnpasta verkauft und der Föhn in den Nationalrat will. Das ist sehr verwirrend. Denn sowohl der Föhn als auch der Politiker versprechen Zuverlässigkeit, Effizienz und Umweltfreundlichkeit. Aber bei beiden kommt oft nur heisse Luft.

Auch die Plakate der Raiffeisenbank, die einzelne Mitarbeitende vorstellen, erinnern an Wahlplakate. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber wenn die FDP nicht aufpasst, wird sie im Oktober viele Sitze an die Raiffeisen verlieren.

Die Anschaffung eines Politikers, einer Politikerin muss wohlüberlegt sein. Wenn er oder sie mal im Amt ist, hat man sie für mindestens vier Jahre an der Backe. Nationalräte haben keine Probezeit. Im schlimmsten Fall erzeugen sie während ihrer Amtszeit Fremdscham, im besten Fall gute Unterhaltung. Denn der politische Betrieb gleicht einer Fernsehserie, deren Genre wir mit unserer Stimme bestimmen können. Wähle ich Öl-Lobbyisten, werden die nächsten Jahre zum heissen Thriller. Stehe ich mehr auf Seitensprünge und Korruption, wähle ich besser eine Mittepartei. Utopische Science-Fiction mit Kumbaya-Feeling? Grüne.

Doch bevor ich mich für Politiker und Politikerinnen entscheiden kann, müssen viele Fragen beantwortet werden. Welche Partei spricht mich an? Welches Parteilogo passt farblich zum Balkongeländer? Wähle ich aus Wut oder aus Überzeugung? Sorge ich mich um kommende Generationen oder will ich die Welt brennen sehen?

Und selbst wenn man sich dann für einen Zettel voller Namen entschieden hat, ist noch nicht garantiert, dass die Gewählten ihre Versprechen dann auch halten. Wenn man seinen Politiker oder seine Politikerin wirklich «besitzen» möchte, kostet es einiges mehr als die eigene Unterschrift. Je nach Partei sind dafür schnell mal sechsstellige Beträge fällig. Dafür kann man sich dann auch sicher sein, dass die Volksvertreter in Bern das tun, was man von ihnen erwartet.

Meine Bewertung für Politiker, Politikerin: ★★★☆☆

Zur Person
Patrick «Karpi» Karpiczenko