«Der Eintritt in den Kindergarten war für mich ein Schock. Ich verstand kein Wort. Vorher hatte ich nur Tamilisch geredet und hatte keinerlei Kontakt mit Schweizer Kindern, obwohl ich in Zürich geboren bin.

Meine Eltern können nicht so gut Deutsch, sie arbeiten beide sehr viel, beide als Küchenhilfen. Meine Mutter macht meist die Frühschicht, dann ist sie um 16.30 Uhr daheim; mein Vater ist den ganzen Tag weg. Meine zwei Schwestern und ich mussten deshalb immer in den Hort. Ziemlich schnell habe ich dann Logopädiestunden bekommen. Das zweite Chindsgi-Jahr besuchte ich einen Sprachheilkindergarten. Das hat schon genützt, ab der Primarschule habe ich mit meinen Schwestern Deutsch geredet.

Ich bin als Kind in zwei Welten aufgewachsen: daheim alles tamilisch, draussen und in der Schule alles schweizerisch. Immer wollte ich gleich gut sein wie die Schweizer Kinder, habe deshalb viel gelernt und viele Zusatzaufgaben gemacht. Ich würde mich schon als ehrgeizig bezeichnen. Ich will meine Eltern stolz machen. Sie wollten immer, dass wir Kinder es einmal besser haben als sie. Mathematik fiel mir leicht, mit Deutsch und Französisch hatte ich jedoch Mühe.

Es war nicht so einfach, daheim einen ruhigen Ort zum Lernen zu finden. Wir wohnten in einer kleinen Wohnung an einer stark befahrenen Strasse. Wir drei Kinder waren alle in einem Zimmer, im Wohnzimmer übernachtete oft die Grossmutter. Zum Glück konnten wir vor zwei Jahren in eine städtische Wohnung ziehen; nun habe ich ein Zimmer für mich allein.

In der fünften Klasse wurde ich ins Programm ‹Future Kids› aufgenommen, das Kinder mit Migrationshintergrund unterstützt. Mein Mentor Silvan war super, er ist Fan von Servette, ich vom FCZ, so hatten wir durch den Fussball sofort einen Zugang zueinander. Er hat mir geholfen, mich auf die Gymiprüfung vorzubereiten, und mir erklärt, wie das Schweizer Schulsystem funktioniert. Er kam anderthalb Stunden pro Woche, das war wirklich cool. Er war so etwas wie ein grosser Bruder für mich. Ein Freund und Coach.

Ich habe dann tatsächlich die Aufnahmeprüfung geschafft. Leider musste ich nach der Probezeit gehen, das Gymnasium war zu streng für mich. Vor allem mit Latein hatte ich Mühe. Ich bin dann in die Sek A gegangen und bin jetzt im zweiten Lehrjahr als Informatiker. Der Job gefällt mir sehr. Nach der Lehre möchte ich die Berufsmatur machen und dann am liebsten Berufsschullehrer für Informatik werden. Ich gebe gern meine Begeisterung weiter. Deshalb bin ich Juniorentrainer beim BC Albisrieden.»

(aufgezeichnet von: Birthe Homann)

Ruedi Bühler, Sarankan Mahendran und Dominique Gisin (von links nach rechts)

Ruedi Bühler, Sarankan Mahendran und Dominique Gisin (von links nach rechts)

Quelle: Kilian J. Kessler

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