Wer auf Occasionauto.ch herumsurft, wähnt sich in einem wahren Schnäppchenparadies. Ein acht Jahre alter BMW 330d ist für 6300 Franken zu haben, ein sechsjähriger Audi 2.0 TDI für 7900 Franken. Für einen gleichwertigen Wagen müsste man auf dem führenden Occasionsportal Autoscout.ch mindestens 20'000 Franken hinblättern.

Der 19-jährige Reto Schneider* interessierte sich für einen Ford Focus ST. Der Verkäufer Musa Mezhidov wies ihn an, die Hälfte des Verkaufspreises, 3050 Franken, auf ein angebliches Konto der deutschen Anwaltskanzlei Neuendorff zu überweisen. Das Auto befinde sich in England, die Kanzlei werde nach Eingang der Zahlung den Transport in die Schweiz veranlassen. Weil die Webseite der Kanzlei seriös wirkte, überwies Schneider das Geld. Seither hat er von Musa Mezhidov nichts mehr gehört.

Die Kanzlei Neuendorff teilte mit, ihr Name sei schon mehrfach von Betrügern missbraucht worden. Man habe daher einen Warnhinweis aufgeschaltet. Schneider ist kein Einzelfall. Dem Beobachter liegen sechs weitere Fälle von Betrugsversuchen vor.

Günstig «wegen Linksverkehr»

Und ein Selbstversuch bestätigt die Erfahrungen: Als der Beobachter sich unter falschem Namen für einen konkurrenzlos günstigen BMW interessiert, meldet sich ein Karl Martin. Er lebe in Irland, schreibt er, das Auto sei ein Erbstück, wegen des Linksverkehrs wolle er es loswerden.

Betreiber der Webseite Occasionauto.ch, auf der es von Betrugsangeboten wimmelt, ist Patric Schroth. «Wir können nicht alle Angebote prüfen. Wir weisen aber auf der Seite auf die Betrugsgefahr hin», sagt Schroth lapidar. Es handle sich um eine Gratisplattform, da könne es aus Kostengründen keine hundertprozentige Sicherheit geben.