Die gute Bewertung ist nur vorgegaukelt
Im Internet kursieren unzählige «Warentests», bei denen die Produkte gar nicht untersucht wurden. Die Anbieter sind auf Provisionen von Webshops aus. So erkennen Sie die falschen Prüfer.

Veröffentlicht am 26. November 2025 - 06:00 Uhr

Falsche Warentest-Seiten: Gute Bewertungen dienen nur dazu, Kundschaft in den Webshop zu locken.
Transparenz, Fairness, Analyse, Expertise: Die Website Warentest-schweiz.ch scheint geradezu der Inbegriff von Seriosität zu sein: «Auf uns können Sie sich verlassen!», steht prominent auf der Homepage. Sie sieht der Website Test.de der renommierten deutschen Stiftung Warentest verdächtig ähnlich.
Die Tester auf Warentest-schweiz.ch geizen nicht mit Lob für die angeblich untersuchten Waren: «Die Haut wird deutlich straffer, und trockener Haut wird effektiv vorgebeugt», heisst es etwa beim Anti-Aging-Mittel von KU2 Cosmetics. Es ist auf dem ersten Platz gelandet. Bei einem Test von Bluetooth-Kopfhörern erzielt ein Modell der unbekannten Marke Be tunes die besten Noten: «Die Verarbeitung, die Technologie, die hervorragende Klangqualität und vor allem der günstige Preis machen dieses Produkt zum eindeutigen Testsieger.»
Verschiedene Websites, eine Firma
Beiden Produkten ist gemeinsam: Der Link, mit dem man sie direkt bestellen kann, führt auf die Website Centurion-store.ch. Diese verkauft neben Kopfhörern von Be tunes fast ausschliesslich Beauty-Produkte von KU2 Cosmetics. Wenn man die beiden Websites genauer analysiert, schliesst sich der Kreis: Die Inhaberin der Domain Centurion-store.ch ist die künstlerische Leiterin einer Firma namens KU Europe GmbH in Nordrhein-Westfalen, welche die KU2-Cosmetics-Linie verkauft. Der Name von deren Geschäftsführer wiederum taucht in den Metadaten der Website Warentest-schweiz.ch auf.
«Wir haben immer Anfragen, welche Tests echt und welche gefälscht seien.»
Sara Stalder, Geschäftsleiterin Konsumentenschutz
Klar ist: Warentest-schweiz.ch ist eine Fake-Testseite – «eine von vielen», wie Sara Stalder vom Konsumentenschutz betont: «Wir haben immer wieder Anfragen, welche Tests echt und welche gefälscht seien.»
Dank künstlicher Intelligenz ist es ein Kinderspiel, angebliche Warentests zu kreieren. Mit ein paar wenigen Klicks lassen sich fixfertige Websites erstellen, die seriöse Untersuchungen von Produkten vorgaukeln. Eine Firma in einer Steueroase dazu, um im Impressum glaubwürdig zu wirken, und fertig ist die täuschend echte Test-Website. Die Betreiber von Warentest-schweiz.ch haben dazu die Test Media LLC mit Sitz in Wyoming registriert. In der amerikanischen Steueroase kann jeder für eine Handvoll Dollar eine Firma gründen.
Geschäft mit Provisionen
Das Geschäftsmodell hinter den falschen Test-Websites ist einfach und effektiv: Die angeblich getesteten (aber weitgehend unbekannten) Produkte haben einen Link, der direkt zu einem Webshop führt. Und dort sind die Preise oftmals wesentlich höher als in anderen Webshops. Die angeblich getesteten Bluetooth-Kopfhörer etwa kosten beim verlinkten Webshop von Centurion-store.ch stolze 119 Franken. Beim Hersteller sind sie für 59 Euro zu haben.
- Seriöse Warentests verlinken keine Produkte auf Webshops.
- Die Auswahl an getesteten Waren oder Dienstleistungen ist breit und beschränkt sich nicht auf die Produkte eines bestimmten Herstellers. Es ist angegeben, nach welchen Kriterien die Auswahl getroffen wurde.
- Es ist klar deklariert, wer die Produkte getestet hat.
- Die Kriterien für die Tests sind klar formuliert und nachvollziehbar.
Die Betreiber von warentest-schweiz.ch verdienen auch mit, wenn Konsumentinnen und Konsumenten die vorgestellten Waren über den im «Test» angegebenen Link bei Amazon bestellen: Je nach Produktgruppe überweist ihnen Amazon im Rahmen ihres «Affiliate Program» (Partnerprogramm) bis zu zwölf Prozent des bezahlten Verkaufspreises.
Was ebenfalls zum Geschäftsmodell von falschen Warentest-Websites gehört: Man meidet die Öffentlichkeit. Die Betreiber von Warentest-schweiz.ch jedenfalls reagierten nicht auf Anfragen des Beobachters.




