Fussballstar Adeyemi kassiert Busse: Das Risiko der Mystery-Boxen
Tiktok-Nutzer lieben die Überraschungspäckchen. Es kann aber dumm laufen, wie der Fall von Fussballer Karim Adeyemi zeigt. Ein Anwalt erklärt, was Schweizer Konsumenten beachten sollten.

Veröffentlicht am 19. November 2025 - 18:22 Uhr

Was steckt in der Mystery-Box? Tiktok-Trend mit grossem Risiko.
Tiktok-Nutzerinnen filmen sich beim Öffnen der Päckchen, die sie im Internet bestellt haben. Sie sollen Überraschung in den Alltag bringen. Verkäufer werben mit angeblich wertvollen Gegenständen, die sich in ihren Mystery-Boxen verstecken sollen.
Doch die moderne Form der Wundertüte hat ihre Tücken. Oft gibt es für teures Geld bloss billigen Ramsch. Manche Käufer bezahlen noch einen höheren Preis: mit einem Strafverfahren und happigen Bussen.
Star-Fussballer verurteilt
450’000 Euro sind es für den deutschen Fussballstar Karim Adeyemi, weil die Polizei bei ihm einen verbotenen Schlagring und einen elektrischen Taser fand. Angeblich stammt beides aus einer Mystery-Box, die ein Kollege bestellt hatte. Genützt hat das Adeyemi nicht. Die Busse wegen illegalen Waffenbesitzes ist inzwischen rechtskräftig, der Angetraute der Schweizer Rapperin Loredana («Ich hab’ ’n Milliondollar$mile») muss zahlen.

450’000 Euro Busse: Fussballer Karim Adeyemi mit Rapperin Loredana. Sie haben 2024 geheiratet.
Ganz so teuer wird es für Normal-Ticker nicht. Die Höhe einer Geldstrafe hängt auch vom Einkommen und Vermögen eines Täters ab. Und beides ist bei Adeyemi wohl ziemlich hoch.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht
Unwissenheit über den Inhalt einer Mystery-Box schützt auch in der Schweiz nicht vor Strafe. Das bestätigt Martin Steiger, Anwalt für digitales Recht: «Wer beim Import verbotener Waren erwischt wird, bekommt ein strafrechtliches Problem.» Die Strafverfolgungsbehörden würden meist auf den Haftungsausschluss der Anbieter von Mystery-Boxen verweisen. Für Empfänger verbotener Waren bedeutet dies, dass sie aus Sicht der Strafverfolger eventualvorsätzlich handelten, also mit der Bestellung auch den Empfang einer verbotenen Ware in Kauf nahmen.
Seit dem 2023 verschärften Waffenrecht genügt sogar Fahrlässigkeit, um sich beim Import von illegalen Waffen, wie Schlagringen und Dolchen, strafbar zu machen. Und Fahrlässigkeit ist laut Steiger fast immer gegeben. Er rät darum grundsätzlich davon ab, Mystery-Boxen aus dem Ausland zu bestellen.
Fragwürdiger Kniff der Anbieter
Der Anwalt kritisiert aber auch die Strafverfolger: «Sie müssten zumindest bei Anbietern aus der EU berücksichtigen, dass die angeblichen Haftungsausschlüsse und überhaupt das Anbieten von Waren ohne genaue Beschreibung nicht erlaubt sind.» Das passiere in einem Strafbefehlsverfahren normalerweise aber nicht. Kurz: Die Anbieter stehlen sich auf fragwürdige Weise aus ihrer Verantwortung.
Steiger rät beschuldigten Käufern, sich nicht zur Sache zu äussern und sich zuerst rechtlichen Beistand zu holen. «Viele unterschätzen, was ein Strafverfahren bedeutet, und suchen sich die Unterstützung zu spät.»
Was auf einen zukommen kann, zeigt ein Urteil von Anfang Oktober. Ein Innerschweizer Mann hatte in einem chinesischen Shop einen Dolch bestellt. Der blieb dann beim Zoll hängen. Im Strafverfahren kassierte der Mann eine bedingte Geldstrafe von 3700 Franken. Dazu eine zu bezahlende Busse und Verfahrenskosten in der Höhe von 1780 Franken – plus einen Eintrag im Strafregister.
Ramsch und ein Vibrator
Manche Anbieter von Mystery-Boxen machen keinen Hehl daraus, auch Waffen zu versenden, die in der EU und der Schweiz verboten sind. Aber nicht in jeder Mystery-Box stecken verbotene Gegenstände. Meist handelt es sich einfach um relativ wertlose Dinge, selten ist ein Glückstreffer dabei.
Die deutsche Stiftung Warentest machte Anfang Jahr drei Testkäufe. Verbotene Artikel waren keine in den Boxen. Dafür viel Ramsch – und ein Vibrator als Glückstreffer.
- Rechtliche Einschätzung von Rechtsexperte Martin Steiger
- «Bote der Urschweiz»: Waffennarr importiert illegalen Dolch
- Stiftung Warentest: Mystery-Boxen – Das Geheimnis der Retourenpakete
- «Stern»: Busse für Adeyemi
- Song von Rapperin Loredana: «Milliondollar$mile»




