Wer in der Schweiz Zug fährt, muss meist teuer bezahlen für einen Kaffee. Im SBB-Bordbistro kostet der Espresso CHF 4.80, knapp zehn Prozent mehr als im Schweizer Durchschnitt, heisst es beim Bundesamt für Statistik.

Auffällig: Im TGV Lyria zwischen Zürich und Basel kostet ein Espresso nur CHF 2.80. Das Personal im Barwagen «Le Deli» überreicht manchmal sogar ein kleines Bioschöggeli dazu. Das bedeutet: Die SBB verlangen 71 Prozent mehr für einen Espresso. Warum?

4080 Franken Mindestlohn für SBB-Bistroangestellte

Die SBB nennen höhere Einkaufspreise und die höheren Schweizer Löhne als Grund. Tatsächlich zahlen die SBB einer Bistroangestellten mindestens 4080 Franken pro Monat – sie folgen dabei dem Gesamtarbeitsvertrag. Bei TGV Lyria sind es mindestens 1837 Euro. Weil der Dienstort Paris ist, gelten die französischen Tarife. Die gezahlten Löhne sind allerdings, gemessen am nationalen Lohnniveau, in beiden Ländern tief.

Brisant ist, dass die bescheidenen Gehälter in beiden Fällen von einer Schweizer Firma gezahlt werden. Das SBB-Bistro wird von den SBB betrieben, das TGV-Bistro von Gate Gourmet Helvetia – einer französischen Firma mit Sitz in Paris. Doch der Mutterkonzern sitzt in der Schweiz. Die Einnahmen aus dem Espressogeschäft gehen an die Gategroup Holding aus Glattbrugg ZH, die vor allem für Flugzeugnahrung bekannt ist.

Und die Moral von der Geschicht’? Kluge reisen im französischen Zuge. Wer dabei Trinkgeld gibt, kann gleichzeitig sparen und den Lohn der Angestellten aufbessern.