Der Ständerat: ein einig Volk von Barzahlerinnen und Barzahlern? So scheint es – auf den ersten Blick. Einstimmig hat die kleine Parlamentskammer am Dienstag beschlossen, die Landeswährung Schweizerfranken und die Versorgung der Schweiz mit Bargeld in der Verfassung zu verankern. 

Zwei neue Sätze in der Verfassung, doch ändern tut sich gar nichts. Die Bestimmungen fanden sich bisher wortgleich anderswo: im Nationalbankgesetz und im Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel. Neu ist einzig, dass dies in der Verfassung stehen soll – was es schwieriger macht, dies allenfalls zu ändern. Würde der Franken durch eine andere Währung ersetzt, bräuchte es dazu neben dem Volks- auch ein Ständemehr.

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Der Bundesrat hatte diese Aufwertung von der Gesetzes- auf die Verfassungsstufe vorgeschlagen, der Nationalrat stimmte bereits im März 2025 zu, der Ständerat folgte am Dienstag mit 40 zu 0 Stimmen.

Gegenvorschlag zur Initiative

Der Beschluss ist eine Reaktion auf die sogenannte Bargeld-Volksinitiative («Ja zu einer unabhängigen, freien Schweizer Währung mit Münzen oder Banknoten – Bargeld ist Freiheit»), über die irgendwann abgestimmt werden wird. Die Freiheitliche Bewegung Schweiz, die den Corona-Massnahmenkritikern nahesteht, fordert darin, dass der Bund sicherstellen muss, dass immer genügend Münzen und Banknoten verfügbar sind.

Der Bundesrat findet die in der Initiative verwendeten Formulierungen zu unpräzis und brachte stattdessen die obige Variante als direkten Gegenvorschlag ein.

 

Bargeld fördere die Unabhängigkeit und die Freiheit, argumentieren die Initianten.

Bargeld sei im Gegensatz zu digitalem Geld praktisch und fördere die Unabhängigkeit und die Freiheit, weil es immer und überall einsetzbar sei, argumentieren die Initianten. 

Das anerkenne auch der Bundesrat, sagte Finanzministerin Karin Keller-Sutter im Ständerat. Eine Umfrage der Nationalbank habe gezeigt, dass 95 Prozent der Befragten weiterhin Bargeld wünschten. «Aber es sind nicht 95 Prozent der Befragten, die heute täglich Bargeld benutzen, sondern es wird immer mehr elektronisch bezahlt», so Keller-Sutter. Oder, wie es die «Neue Zürcher Zeitung» zusammenfasst: «Alle lieben Bargeld, aber immer weniger nutzen es.»

Die Menge an Bargeld im Umlauf bleibt stabil

In der Tat: Obwohl bargeldloses Zahlen im Trend ist, nimmt die Menge an Bargeld, das in Umlauf ist, nicht wesentlich ab. Rund 73 Milliarden Franken sind es laut Nationalbank aktuell, einzig die 1000er-Note ist immer weniger gefragt.

Bargeld ist also weiterhin beliebt, doch nicht mehr das wichtigste Zahlungsmittel: In rund einem Viertel aller Transaktionen wird Bargeld verwendet – hinter der Debitkarte (29,3 Prozent) auf Platz zwei und nur noch knapp vor mobilen Geräten (Mobiltelefon, Smartwatch et cetera). Dies geht aus der 2024 publizierten Studie «Swiss Payment Monitor» der Hochschulen ZHAW und Universität St. Gallen hervor.

Die Leute haben mehr Bares zu Hause

Nicht umsonst ist «twinten» rekordschnell zu einem etablierten Verb geworden, während «Fünfliber» allmählich aus dem Sprachgebrauch verschwindet und es immer weniger Bankomaten gibt. Plausible Erklärung für all dies: Bargeld wird vermehrt gehortet – sonst würde der Bargeldumlauf stärker sinken.

PS: Trotz der Einigkeit geht die Vorlage nochmals zurück in den Nationalrat, es geht aber einzig darum, ob in der Verfassung das Wort Franken (Version Ständerat) oder Schweizerfranken (Version Nationalrat) stehen soll. Laut Bundesverwaltung ist Schweizerfranken nicht ideal, weil auf den gedruckten Noten Franken steht und der Franken auch im Nachbarland Liechtenstein verwendet wird.