Die Politologin Rahel Freiburghaus schlug kürzlich vor, Stimmberechtigten ab einem bestimmten Alter das Wahl- und Stimmrecht zu entziehen. Dies könnte die «Dominanz der Senioren» bei Abstimmungen brechen, wie sie in den Tamedia-Zeitungen erklärte. Die Idee löste heftige Reaktionen aus.

Von einem «Angriff auf die Demokratie» spricht die 79-jährige Bea Heim, alt Nationalrätin aus Solothurn. Heim wehrt sich gegen den Vorwurf, ältere Menschen würden nicht im Interesse der Jüngeren abstimmen. Sie betont, dass Ältere keine homogene Gruppe seien und ihre politischen Meinungen ebenso vielfältig wie die der jüngeren Generationen. Heim will verhindern, dass «Jung und Alt gegeneinander ausgespielt» werden.

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«Negative Altersbilder führen zu Geringschätzung und Diskriminierung.»

Alt Nationalrätin Bea Heim

Bea Heim amtet auch als Co-Präsidentin der Vasos, der Dachorganisation der Senioren- und Selbsthilfeorganisationen. Die Vasos lanciert eine nationale Petition, die besseren Schutz vor Altersdiskriminierung fordert. Konkret verlangt sie einen nationalen Aktionsplan mit verbindlichen Zielen, die Schaffung spezifischer gesetzlicher Grundlagen und die Einrichtung einer zentralen Fachstelle auf Bundesebene.

Es sei an der Zeit, «die Weichen neu zu stellen für ein neues Denken in der Alterspolitik», sagt Heim. Negative Altersbilder führten zu Geringschätzung und Diskriminierung. Sie nennt Beispiele wie Entlassungen von über 50-Jährigen im Arbeitsmarkt, Diskriminierung im Wohnungsmarkt und im Gesundheitswesen. Medikamente würden oft nur an Jüngeren getestet, was zu Fehldosierungen bei Älteren führen könne. 

Heim: Widerspricht Prinzipien des Rechtsstaats

Es beginne bereits mit der Sprache, sagt Heim: «Von grauem Tsunami ist die Rede, von demografischer Last, meist von ‹Überalterung›.» Politische Kreise würden dies nutzen, um Menschen ab einem gewissen Alter aus der Krankenversicherung auszuschliessen oder einen Seniorenzuschlag bei den Prämien einzuführen. Auch der nun diskutierte Vorschlag, älteren Menschen das Stimmrecht zu entziehen, widerspreche grundlegenden Prinzipien des Rechtsstaats.

«Das Ansinnen kommt immer wieder. Es ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen und muss bekämpft werden», so Heim. Die Unterschriftensammlung für die Petition hat begonnen und läuft bis zum 1. März 2026.