Geburtstage sind wichtig – gerade auch für unsere Tochter. Für sie besteht die Welt in erster Linie aus einer Abfolge von Geburtstagen. Dementsprechend freut sie sich riesig auf den 1. August, den Geburtstag der Schweiz. «Wie alt wird sie denn?» – «Hundertsiebenundsiebzig.» – «So alt wie Opa?» – «Ja, so alt wie Opa.»

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Doch als ich ihr zur Vorbereitung den Schweizerpsalm abgespielt habe, war die Enttäuschung gross: «Können wir nicht lieber Happy Birthday hören?» – «Das war erst die erste Strophe.» – «Bleibt das Lied immer so langsam?» – «Ja.» – «Weil die Schweiz so alt ist?»

Niemand kann den Text

Seien wir ehrlich: Die Schweizer Nationalhymne ist ein Murks. Sie ist lahm, und niemand kann den Text. Sie wird nicht gesungen, sondern gemurmelt oder gesummt, wie von einem patriotischen Bienenschwarm. Und falls man den Text doch hinbekommt, schafft man kaum eine Strophe, ohne in Atemnot zu geraten. Es gibt keine offensichtlichen Stellen, wo man Luft holen könnte. Jahr für Jahr fallen Dutzende Eidgenossen in Ohnmacht, weil sie vor lauter Nationalstolz das Atmen vergessen.

«Die National­hymne ist ein Murks. Lahm, und niemand kann den Text.»

Eine Nationalhymne ist ein Gebrauchsgut, wie ein Mixer oder ein Toaster. Wenn sie ihren Zweck nicht mehr erfüllt, muss man sie ersetzen. Doch politisch gesehen ist das fast unmöglich. Schon die Wahl der aktuellen Hymne war ein Kompromiss – ein Provisorium, das sich über die Jahre eingenistet hat. Alle Versuche, eine komplett neue Hymne zu etablieren, sind bislang gescheitert.

Bestehendes Liedgut als Alternative

Das Realistischste wäre also, auf bestehendes Liedgut zurückzugreifen. Auf ein fetziges Lied, das alle bereits kennen und das nur noch zur offiziellen Hymne erklärt werden müsste. Am besten eines ohne Text, damit nicht nur alle Landesteile, sondern auch alle Fussballspielerinnen und -spieler dahinterstehen können.

Wieso nehmen wir nicht die Titelmelodie von «SRF Meteo»? Episch, kurz und knackig. Weckt sofort Assoziationen an Natur, Jahreszeiten und Überschwemmungen.

Oder noch besser: Wir machen das erfolgreichste Schweizer Lied aller Zeiten zur Nationalhymne. Ein Lied, das weltweit die Hitparaden stürmte – und das ganz ohne Text: den «Ententanz». Schon allein der Gedanke, dass der Bundesrat diplomatische Gäste empfängt, während die Kapelle daneben den Ententanz spielt, ist toll. Oder unsere Fussball-Nationalmannschaft, die vor jedem Spiel den Popo schütteln müsste. Es wäre entzückend.

Der Ententanz muss die neue Schweizer Nationalhymne werden. Meine Tochter ist auch dafür.

Meine Bewertung für den Schweizerpsalm: ★★☆☆☆

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