Mit 15 Jahren fing David Berger an, regelmässig zu kiffen. Seit letztem Herbst ist sein Konsum legal. Der 24-Jährige, der eigentlich anders heisst, kann sich nichts anderes mehr vorstellen. 

Berger ist einer von 2000 Teilnehmenden der Studie «Züri Can – Cannabis mit Verantwortung». Gemeinsam mit der Stadt Zürich untersucht die Uni Zürich die Auswirkungen des regulierten Bezugs auf den Konsum und die Gesundheit der Kiffenden.

«Früher holte ich das Gras bei meinem Dealer. Ich wusste nicht, wie stark es war.»

«Heute kiffe ich viel bewusster», erzählt Berger. Er konsumiert gern am Wochenende, selten auch während der Woche am Abend. «Wenn ich Lust habe, was Chilliges zu rauchen, nehme ich Gras mit 9 Prozent THC. Wenn es stärker sein soll, konsumiere ich das mit 20 Prozent.»

Je höher der THC-Gehalt, desto stärker der Rausch. Wenn Berger das Cannabis via Studienprojekt bestellt, kann er den gewünschten THC-Gehalt angeben. «Früher holte ich das Gras bei meinem Dealer. Ich kannte zwar die Sorte. Wie viel THC es enthielt, wusste ich aber nicht.»

Die grösste Cannabisstudie der Schweiz

Ab Mai werden 5000 Kiffende dieselben Vorteile geniessen wie Berger. Der Verein Swiss Cannabis Research hat diese Woche bekannt gegeben, er lanciere die grösste Cannabisstudie der Schweiz. Sie wird im Kanton Zürich stattfinden und ist in Zusammenarbeit mit Forschungsteams der Uni Zürich und der ETH entstanden.

Während fünf Jahren vergleicht die Studie den Konsum von 5000 legalen Kiffern mit einer 2500-köpfigen Kontrollgruppe. Die Kontrollgruppe raucht zwar, erhält das Gras aber nicht legal.

«Die Politik muss warten»

Warum braucht es immer neue Studien? «Bisher gibt es wenig bis gar keine rigorose Evidenz, welchen Einfluss der legale Konsum auf die Erwerbstätigkeit, die Bildung und das soziale Leben hat», sagt Forschungsleiter Andreas Beerli von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH.

Er fordert die Politik dazu auf, erst die Ergebnisse abzuwarten, bevor sie die Legalisierung weiter vorantreibt. Das Parlament in Bern erarbeitet zurzeit ein Gesetz, das Kiffen künftig erlauben soll – in welcher Form und unter welchen Umständen, ist aber noch unklar.

«Viele bisherige und laufende Forschungen liefern nur unzureichend Evidenz zu den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen», sagt Beerli. «Um solche Auswirkungen dem Zugang zu legalem Cannabis zuzuschreiben, braucht es den Vergleich mit einer Kontrollgruppe, die sich weiterhin über den Schwarzmarkt versorgt.» So fehle der Studie «Züri Can» zum Beispiel die Kontrollgruppe, die weiterhin illegal kifft.

Der Stoff wird auf Reinheit kontrolliert

David Berger, Studienteilnehmer bei «Züri Can», muss jedes halbe Jahr einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Alle zwei Wochen kauft er sein Gras bei einem Social Club. Das ist ein nicht kommerzieller Verein, der Cannabis anbaut.

Die Studienleitung reguliert, wie viel Gramm die Mitglieder beziehen. «Mir hat das geholfen, meinen Konsum zu hinterfragen», sagt Berger. Heute habe er einen besseren Überblick darüber, wie viele Joints er raucht.

Der Social Club kontrolliert das Gras, bevor es verkauft wird. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Schwarzmarkt, sagt Berger: «So kann ich sichergehen, dass es rein ist und nicht etwa Düngerreste enthält.» Berger betont, wie einfach und vorteilhaft der legale Konsum für ihn sei: «Und trotzdem kiffe ich heute nicht mehr als früher.»

Wer bei der grossen Studie von Swiss Cannabis Research mitmachen will, sollte sich bald melden. Bereits stehen 3000 Interessierte auf der Warteliste.