Liebe Leserinnen und Leser

Mussten Sie in Ihrer Schulzeit nicht auch einmal einen Aufsatz schreiben, in dem es um die Grenzen der Technik ging? «Können Maschinen die Menschen ersetzen?», so lautete bei mir die Aufgabenstellung, ich erinnere mich vage. Vage, weil ewig her. Damals, in den 1970ern, waren gerade Menschen in Raketen zum Sternenhimmel aufgebrochen und hatten es immerhin bis zum Mond geschafft. Klobige Geräte, sogenannte Computer, kamen auf den Markt. Bilder von staksigen Robotern flimmerten am TV; der erste von ihnen hiess nicht umsonst Shakey, der Zittrige. Als einer von wenigen in meiner Klasse widersetzte ich mich der damaligen Technikgläubigkeit und schrieb etwas Altkluges ins Aufsatzheft, so im Sinn von: Die Menschlichkeit wird der Technik immer überlegen sein.

Dieser jugendlich-naive Gedanke holte mich diese Woche wieder ein, als ich die Beobachter-Geschichte über Frühgeburten las.

Die Geschichte der Woche

Wenn Kinder zu früh auf die Welt wollen, platzen sie in die Hightechumgebung einer Neonatologie-Klinik hinein. Die zerbrechlichen Mini-Menschen werden mit Schläuchen versorgt und von blinkenden Geräten überwacht – hoch spezialisierte Intensivmedizin. Und doch kommt es vor, dass da plötzlich jemand bei Mutter und Baby am Bett sitzt und Monochord spielt, ein jahrhundertealtes Saiteninstrument. Sein weicher, vibrierender Klang beruhigt gestresste Frühchen, so dass auf dem Monitor die Pulsfrequenz von Rot auf Grün wechselt. Ein zutiefst menschlicher Moment inmitten all der Technologie.

Die moderne Neonatologie ermöglicht, was einst undenkbar schien. So überleben heute neun von zehn Kindern, die bei der Geburt leichter als 1500 Gramm waren. Hinter dem Fortschritt verbergen sich tiefgreifende ethische Fragen. Wie diese in der Praxis aussehen, hat meine Redaktionskollegin Jasmine Helbling hautnah miterlebt: 

«Was ist die beste Behandlung? Was zu riskant? Das entscheiden Profis und Eltern auf der Neonatologie des Zürcher Unispitals gemeinsam. Dieses gegenseitige Vertrauen und die tiefe Empathie der Angestellten haben mich sehr berührt.»

⇒ Jetzt lesen: Zu klein für dieses Leben

Ausserdem

«Ihr Paket ist abholbereit.» Bekommen Sie gerade auch ständig solche lästigen Spam-Nachrichten aufs Handy? Wenn Sie sich das nächste Mal aufregen: Es könnte noch deutlich mühsamer sein. Handynummer eines Berners wird missbraucht: Er weiss von nichts – doch dann lädt ihn die Polizei vor. Jetzt lesen.

Oder wie wärs damit? Nach Lehrabschluss: Frau wird für die Serafe-Schulden der Eltern betrieben. Jetzt lesen.

Höchste Zeit für was Erbauliches. Was ist entspannender als ein Thermalbad? Ein Thermalbad, das man sich so richtig verdient hat. Wellness-Wandern: Zu Fuss von Bad zu Bad. Jetzt lesen (mit Abo).

Die Neuigkeiten aus der Redaktion

Hat diesmal unsere Chefredaktorin-Digital, Lena Berger

«Ich war diese Woche am MAZ, der Schweizer Journalistenschule. Dort sagte mir ein junger angehender Journalist, dass dieser Beobachter total interessant klinge, er aber bisher noch nichts davon gehört habe. Dann war ich bitz glücklich, weil er wissen wollte, ob wir ein Digitalabo anböten und wie viel es denn koste.» 

Tja, was soll man sagen? Gute Nachrichten, eigentlich. Wenn selbst in der Branche noch nicht alle den Beobachter kennen, gibt es da draussen ziemlich sicher noch eine ganze Menge Menschen, die wir überzeugen können.

Und um die Frage des jungen Mannes zu beantworten: Gibt es! Und kosten tut das Digitalabo 130 Franken pro Jahr. Haben Sie auch noch keins? Hier entlang, bitte schön.

Noch einmal zurück in die zerbrechliche Welt der Frühgeborenen

Bei allem Fortschritt der Medizin: Manchmal reicht es nicht. Und wenn die Technologie machtlos war, ist es wieder Zeit für einen menschlichen Moment. Etwa wenn – wie in unserer Reportage beschrieben – Eltern ihrem sterbenden Kind wenigstens einmal den Sternenhimmel zeigen wollen. Nur schauen, nicht erobern, wie die Erwachsenen in ihren Raketen.

So viel für den Moment. Mehr von uns gibt es nächste Woche, wenn Sie mögen.