Ein bisschen erschrocken sei er schon, sagt der Mann aus Seengen AG gegenüber Argovia Today. Als er in einer Aprilnacht den Vorhang in seinem Wohnzimmer zog, blickte er auf eine Riesenspinne an der Wand. Gelb-braun gemustert, ein dicker Bauch, mit Beinen fast so gross wie eine Espresso-Untertasse. «Das ist doch nicht normal?!»

Doch, mittlerweile schon. Die Nosferatu-Spinne ist im Schweizer Flachland inzwischen so verbreitet, dass Fachleute sie eine heimische Spinne nennen Wie wird man die neue Giftspinne wieder los? Riesenspinne breitet sich in der Schweiz aus – wegen des Klimawandels . 1994 das erste Mal im Baselbiet gesichtet, ist sie heute auch nördlich der Alpen überall unter 600 Metern anzutreffen. Als Grund gelten die steigenden Temperaturen.

Biss vergleichbar mit Mückenstich

Obwohl sie für Schweizer Verhältnisse ungewöhnlich gross (bis zu acht Zentimeter mit Beinen) und zudem giftig ist, braucht der Mensch sich von der Nosferatu-Spinne aber nicht zu fürchten. Zwar kann sie beissen und als eine der wenigen Spinnenarten in der Schweiz die menschliche Haut durchdringen. «Das zwickt schmerzhaft, danach ist der Biss aber vergleichbar mit einem Mückenstich», sagt Spinnenexperte Ambros Hänggi. Lieber ergreife die Spinne ohnehin die Flucht, wenn Menschen ihr sich nähern.

Ihren Namen hat die Nosferatu-Spinne wegen der Form ihres Rückens und der Zeichnung darauf. Wer mutig genug ist und nah rangeht, schaut dem Vampir Nosferatu in die Augen, dem legendären Dracula aus Bram Stokers gleichnamigem Roman. Die Zoropsis spinimana geht in der Nacht auf die Jagd nach Insekten und bevorzugt dunkle Orte. Häufig ist sie darum in Badezimmern oder Schlafzimmern anzutreffen, wo sie sich dank Hafthaaren an den Füssen spielend leicht entlang glatter Oberflächen bewegt. Netze spinnt die Nosferatu-Spinne nicht.

Weitere Giftspinnen auf dem Vormarsch

Wer die Spinne einfangen will, macht das besser nicht von Hand, da sie sonst beissen kann. Besser: ein Glas über sie stülpen, einen Karton darunterschieben und sie im Garten freilassen. Die Spinne zu töten, dafür gibt es keinen Grund.

Wie sich die Verbreitung der Nosferatu-Spinne auf die heimische Insektenwelt auswirkt, ist noch wenig erforscht. Ihr Appetit gilt aber als ungewöhnlich gross.

Sicher ist gemäss Spinnenexperte Hänggi nur, dass die Nosferatu-Spinne in Zeiten des Klimawandels nicht die einzige achtbeinige Fremde bleiben wird, an die sich die Schweiz gewöhnen muss. Auf dem Vormarsch sind etwa auch die giftige Violinspinne (aus Nordamerika) und die ebenfalls giftige Falsche Schwarze Witwe (aus dem Mittelmeerraum). Ist das noch normal? Das ist eine andere Frage.