In der Hängematte entspannt den Vögeln lauschen. Den Salat frisch aus dem Garten geniessen. Mit den Kindern im heimischen Pool toben. Die Vorstellungen vom eigenen Garten sind individuell, aber immer perfekt. Und oft ganz anders als die Realität.

Von der Hängematte aus sieht man mehr Autos als Vögel, am Salat haben vor allem die Schnecken Freude, und der Pool ist voller Blätter. «Ein falsch geplanter Garten macht mehr Frust als Lust», weiss auch Mike Leuenberger.

Für den Mitinhaber des Gartengestaltungsunternehmens Bläuenstein in Langenthal BE gehören Gartenbesitzer auf der Suche nach Hilfe zum Alltag. Ganz Profi, gibt er gleich Entwarnung: «Ein Garten sollte so oder so als kontinuierliches Projekt angegangen werden. Es ist also nie zu spät.»

Alles eine Frage des Stils

Ob Neu- oder Umgestaltung: Zuerst muss klar sein, welchen Hauptzweck der Garten erfüllen soll. Steht die Erholung im Zentrum? Ist ein Spielparadies für Kinder oder eine Partylocation für Grillfreunde gefragt? Soll in erster Linie die Natur profitieren oder Gemüse geerntet werden? Auch eine Kombination ist möglich, je nach Gartengrösse gilt es jedoch zu priorisieren. Spricht einen eher der klassische, der natürliche oder vielleicht der asiatische Stil an? Um die Vorstellungen im Gespräch mit einer Fachperson einzugrenzen, helfen Notizen oder Bilder zu Farben und Materialien.

Leuenberger rät, zur Inspiration Gartenbücher, Zeitschriften oder andere Gärten zu studieren. Als nützliches Instrument empfiehlt er zudem die Website Gartendialog.ch von Jardin Suisse, dem Unternehmerverband der Schweizer Gärtner, bei dem er selbst im Fachvorstand ist. Auf der Website werden vom Look bis zur Farbpalette verschiedene Attribute abgefragt. Schliesslich erhält man automatisiert eine Ideensammlung und eine Bildercollage als Basis für die weitere Planung.

«Einen Garten darf man nie als fertig betrachten.»

Mike Leuenberger, Bläuenstein Gartengestaltung

Wer sich im Voraus intensiv mit seinem Garten auseinandersetzt, identifiziere sich später stärker mit dem Resultat und habe mehr Freude daran, so Leuenbergers Erfahrung: «Einen Profi sollte man trotzdem beiziehen. Denn der Erfolg eines Gartens hängt auch davon ab, für die einzelnen Elemente den richtigen Platz zu finden oder deren Umsetzbarkeit zu beurteilen.» Fachleute finden sich beispielsweise in den online verfügbaren Mitgliederverzeichnissen von Branchenorganisationen wie Bioterra oder Jardin Suisse.

Referenzprojekte, live oder auf der Website angeschaut, geben einen Eindruck vom Stil des jeweiligen Gartenplaners. Elementar aber sei der persönliche Austausch vor Ort, so Leuenberger. Man dürfe durchaus auch mit mehreren Anbietern ein Erstgespräch führen. «Es ist aber ratsam, im Voraus nach allfälligen Kosten zu fragen.»

Sitzplatz und Schattenspender

Der Beizug eines Profis lohnt sich in der Regel. So weiss er oder sie aus Erfahrung, an welcher Stelle die Feuerschale Probleme bereiten könnte oder wo allenfalls ein zusätzlicher Wasseranschluss sinnvoll ist. Vor allem aber kann die Fachperson gezielt Elemente abfragen. «Der Sitzplatz beim Haus ist meist einer der wichtigsten Punkte. Je nach Ausrichtung des Gartens bieten sich aber auch mehrere, unterschiedlich gestaltete Sitzplätze an, die man trockenen Fusses erreichen soll», so Leuenberger.

Weitere Musts sind für ihn Schattenspender – sei es eine begrünte Pergola oder ein Baum – und der Blickschutz mittels einzelner Büsche, einer Hecke oder sogar einer Mauer, um für Geborgenheit zu sorgen. Andere Elemente sind nutzerabhängig: etwa das Wasserelement für Geniesserinnen, ein Kräuterbeet für Hobbyköche, die Naturwiese für Beobachterinnen, eine Rutschbahn für Kinder, das Hochbeet für Ältere oder der Velounterstand für Sportliche.

Sobald die Elemente definiert sind, sollte ein Profi sie zumindest ein Mal in einem Gesamt-Masterplan skizzieren. Die Kosten dafür sind gemäss Leuenberger abhängig von Grösse und Lage des Gartens sowie von den Wünschen der Kunden und reichen von 500 bis 5000 Franken.

«Der häufigste Fehler, den ich sehe, sind Neugärtner, die sich riesige Gemüsebeete ­anlegen und nach drei Jahren frustriert aufgeben»

Gartenberater, Naturgartenorganisation Bioterra

Gut investiertes Geld, denn falls später etwa Leitungen wieder verlegt werden müssen, weil der Standort des Pools nicht berücksichtigt wurde, wird es teuer. Auch feste Elemente wie Mauern oder Bäume sollte man möglichst weitsichtig und mit Blick auf allfällige künftige Nutzungsänderungen planen – unabhängig davon, ob sie je umgesetzt werden.

Leuenberger rät sowieso zu einem schrittweisen Vorgehen: «Wenn eine gute Basis vorhanden ist, kann man anschliessend sehr gut auch selbst Hand anlegen.» Dabei müsse nicht alles perfekt sein. «Ist es aber selbst gemacht, fördert das die Verbundenheit zum Garten und damit auch die Freude daran.»

Weg vom Perfektionismus, mehr Mut zur Eigenleistung – dazu rät auch Urs Streuli beim nächsten Schritt, der Pflanzenauswahl. Er ist Gartenberater bei der Naturgartenorganisation Bioterra und berät per Mail und Telefon Hobbygärtnerinnen und -gärtner. Dabei bevorzugt er einheimische Pflanzen, die auch zur Biodiversität beitragen. «Bezüglich Aufwand und Erfolgschancen ist es aber meist gleichgültig, ob man auf exotische oder einheimische Pflanzen setzt. Viel wichtiger ist, dass sie sich am jeweiligen Ort wohlfühlen, abhängig von Boden, Gartenausrichtung und Platzierung», so Streuli.

Bei der Auswahl helfen der Rat des Profis und der Blick in die Nachbargärten, vor allem aber das Ausprobieren, weil jeder Garten individuell ist. «Man darf sich auch nicht ärgern, wenn etwas nicht gedeiht. Vielmehr sollte man das als Erfahrung und Teil der Natur abbuchen», sagt Streuli. Einen Tipp hat er trotzdem: «Wenn man sich beim Kauf von voll blühenden Stauden und Blumen verführen lässt, steigt man quasi am Höhepunkt ein. Selbst gezogene oder mehrjährige Pflanzen hingegen können sich entwickeln – umso schöner ist später das Erfolgserlebnis.»

Nicht nur die Pflanzen, der gesamte Garten soll sich entwickeln dürfen. «Der häufigste Fehler, den ich sehe, sind Neugärtner, die sich riesige Gemüsebeete anlegen und nach drei Jahren frustriert aufgeben», sagt Streuli. Gerade der Gemüseanbau sei etwas vom Aufwendigsten, und die Ernte sehe selten so gut aus wie im Laden. Sein Rat: «Wieso nicht zuerst mehr Rasenfläche machen und nur ein kleines Beet? Wer will, kann den Rasen später ganz einfach umfunktionieren.»

Je nach Lebensphase anpassen

Veränderung sei das Schöne an einem Garten, ist Mike Leuenberger überzeugt. «Ein Garten macht nur Freude, wenn er den Bedürfnissen der Nutzer entspricht. Und dazu muss man ihn je nach Lebensphase anpassen.» Falsch machen kann man dabei kaum etwas: «Der einzige wirkliche Fehler ist es, den Garten jemals als fertig zu betrachten.»

  • www.ihr-gärtner.ch: Plattform von Jardin Suisse (Unternehmerverband Gärtner Schweiz) für die Suche nach Gartenprofis.
  • www.bioterra.ch: Organisation für den Bio- und Naturgarten; Website mit Gartenprofi-Suche, Kursangeboten und mehr.

Fünf Tipps für mehr Freude am Garten

  • Mitgestalten: Wer sich selbst mit dem Garten beschäftigt, identifiziert sich stärker damit und hat auch mehr Freude daran. Das gilt von der Planung bis zur Umsetzung.
  • Kurs besuchen: Zahlreiche Institutionen, Gartencenter, aber auch Organisationen wie Bioterra bieten Kurse für Neugärtner an.
  • Hilfe zulassen: Bevor die Gartenarbeit zum Stressfaktor wird, lohnt es sich, beim Unterhalt auf Profis zu setzen.
  • Realistisch bleiben: Sich lieber am Kleinen erfreuen als am Grossen scheitern: Das gilt für das Budget, die verwendete Zeit, aber auch für die Erwartungen.
  • Geniessen nicht vergessen: Der Garten muss die Chance haben, Freude zu bereiten. Deshalb: sich ruhig auch einmal bewusst zurücklehnen und geniessen.Wer gut plant, gestaltet und Hilfe zulässt, kann das eigene Grün umso mehr geniessen.