Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Muskelschwund – nur einige der Folgen einer Mangelernährung. Sie entsteht, wenn man sich nicht ausgewogen ernährt und der Körper ungenügend mit den nötigen Nährstoffen wie Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt wird.

Genau das ist in der Schweiz immer mehr der Fall, zeigt eine Studie der Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz (Geskes). In dieser wurden Patientinnen und Patienten beim Spitaleintritt auf Unterversorgung untersucht.

Resultat: Innerhalb von acht Jahren stieg die Anzahl Personen mit einer Mangelernährung von 1,1 auf 5,9 Prozent. Die Ursache ist in den meisten Fällen eine chronische Erkrankung.

«Damit sich der Körper während einer Krankheit möglichst schnell regeneriert, stellt er auf ein Sparprogramm um. Deshalb haben wir dann oft weniger Appetit», sagt Philipp Schütz, Präsident der Geskes und Chefarzt am Kantonsspital Aarau. Eigentlich kein Problem. Ausser für Personen mit einer chronischen Krankheit. Denn das körpereigene Sparprogramm wird zum Dauerläufer – und die daraus entstehende Mangelernährung zum grössten Treiber für Tumoren und für weitere chronische Krankheiten. Ein Teufelskreis.

Früherkennung wichtig

Aber es gibt Hoffnung. Wie eine Studie vor einigen Jahren gezeigt hat, lassen sich Leiden und Risiken mit einer ausgewogenen Ernährung reduzieren. Sie vermindert das Risiko schwerer Komplikationen und führt zu mehr Lebensqualität. Immens wichtig dabei ist die Früherkennung. Denn wer schon über längere Zeit mangelernährt ist, hat es schwer.

«Wenn bei älteren Menschen der Muskelschwund weit fortgeschritten ist, ist es fast unmöglich, wieder auf das ursprüngliche Niveau zu kommen», so Schütz. Er rät Angehörigen von Betroffenen daher, die Augen offen zu halten und zu reagieren, wenn ein Gewichtsverlust eintritt. Denn oft stecken dahinter scheinbar banale Dinge – etwa eine einseitige Ernährung wegen fehlender Kraft zum Einkaufen oder zu wenig Energie zum Kochen.

Auch Junge betroffen

Mit einem angepassten Essverhalten können aber auch jüngere Menschen Beschwerden beheben oder zumindest lindern. Meistens handelt es sich bei ihnen um eine Fehl- und nicht um eine Mangelernährung. «Als Klassiker gilt dabei Übergewicht. Die Betroffenen nehmen zu viel Kalorien, aber zu wenig Nährstoffe auf. Ebenfalls verbreitet ist eine einseitige Ernährung», sagt Dominique Judith Rémy, diplomierte Ernährungsberaterin HF und Vorstandsmitglied beim Schweizerischen Verband der Ernährungsberater/-innen.

Ebenfalls problematisch ist der regelmässige Konsum von Convenience-Produkten, denn sie enthalten kaum Vitamine, aber zu viel Salz, Zucker und Fett. Die allgemeinen Folgen einer Fehlernährung: ein geschwächtes Immunsystem, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und viele mehr.

Wer an sich selbst solche Beschwerden wahrnimmt, dem rät Rémy, die Ernährung umzustellen. Wenn es keine Besserung gibt, sollte man Mängel ärztlich abklären lassen. Wichtig ist, zu verstehen, dass man sich nicht ausgewogen ernährt, und Hilfe in Anspruch zu nehmen. «Ein fortgeschrittener Eisenmangel etwa lässt sich kaum über die Ernährung abdecken. Dort braucht es Unterstützung. Wenn die Speicher aufgefüllt sind, lässt sich wieder alles über das Essverhalten steuern», so Rémy. Klar ist: Der einfachste Weg, möglichst beschwerdefrei zu leben, ist nach wie vor eine ausgewogene Ernährung.

9 Tipps, um Mangelernährung vorzubeugen und zu behandeln
  1. Falls es an Appetit fehlt, sollte man mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilen und dabei Energie- und/oder Eiweisshaltiges wie Hülsenfrüchte zu sich nehmen.
  2. Wenn man nicht mehr regelmässig essen mag, ist es ratsam, über den Tag verteilt bewusst zwei Hauptmahlzeiten sowie Zwischenmahlzeiten einzuplanen.
  3. Sich nicht einseitig, sondern ausgewogen und gesund ernähren.
  4. Wenn man einen ungewollten Gewichtsverlust feststellt: das Gewicht regelmässig beim Hausarzt oder zu Hause kontrollieren.
  5. Hinweise von Verwandten und Bekannten betreffend Gewichtsverlust ernst nehmen und mögliche Ursachen prüfen.
  6. Wenn das Einkaufen schwerfällt: Einkaufshilfen, das Internet oder Mahlzeitendienste in Anspruch nehmen.
  7. Kalorienhaltige Getränke wie Fruchtsäfte oder Milchgetränke wählen. Getränke und Suppen möglichst zwischen den Mahlzeiten einnehmen und diese zum Beispiel mit Honig oder Rahm anreichern. Gemüse, Salat und Obst nur in kleinen Mengen essen.
  8. Die Speisen mit kalorien- und eiweissreichen Lebensmitteln wie Reibkäse, Oliven- und Rapsöl, Butter oder Eiweiss- und Milchpulver anreichern.
  9. Vitamin- respektive Mineralstoffzusätze nur bei nachgewiesenem Mangel und gemäss Empfehlung der Ärztin oder des Arztes einnehmen.

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