Attraktive Angebote und Prämiengeschenke sollen Versicherte vor Ende November überzeugen, ihre Krankenkasse zu wechseln. So auch ein Flyer des Helsana-Maklers «Handeys Versicherung», der Anfang Monat im Umlauf war: «Wechseln Sie jetzt zu Helsana», hiess es darin, «nur hier bekommen Sie die komplette Januar Prämie geschenkt UND 300.- Franken pro Person.»

Das Schreiben wirkt auf den ersten Blick seriös. Es verweist auf eine hohe Kundenzufriedenheit und bestätigt im Kleingedruckten die offizielle Partnerschaft mit der Versicherung. Sowohl die oberhalb des Helsana-Logos aufgeführte Website www.helsana-beratung.ch sowie die E-Mail-Adresse info@helsana-beratung.ch suggerieren, dass Interessierte für eine Beratung bei Helsana landen. Dem ist aber nicht so: Der Link, die E-Mail-Adresse wie auch beide Telefonnummern führen zum Makler.

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Ist das seriös?

Helsana kritisiert die irreführenden Kontaktangaben und distanziert sich klar vom Angebot. «Auf unsere Intervention wurde die Verteilung des Flyers umgehen eingestellt», erklärt Stefan Heini, Leiter der Medienstelle. Handeys sei zwar ein Vertriebspartner, das Angebot allerdings «unseriös und sogar unrechtmässig». Es werde so nicht offeriert. Auf die Nachfrage, welche Konsequenzen das für den Makler habe, ist dieser plötzlich doch kein Vertriebspartner mehr: «Aufgrund dieses Ereignisses haben wir im Übrigen die Zusammenarbeit mit Handeys gekündigt.» Bei der Zusammenarbeit mit Maklern halte sich die Versicherung an die Qualitätsstandards der Branchenvereinbarung, so Heini.

Helsana will Provisionen nicht offenlegen

Wie Handeys zu diesem Angebot kam, ist unklar. Die Firma wollte sich zu diesem Zeitpunkt nicht äussern. Es besteht der Verdacht, dass sie damit ihren Kundenstamm erweitern will. Sie verkauft auch Kredite, Reisen, Werbeartikel und Beauty-Produkte.

Offen ist auch die Frage, von welcher Provision der Makler ausgehen darf. Erst im September kritisierte der Kassensturz die Krankenkasse Visana dafür, bis zu 1500 Franken für einen Abschluss in der Grundversicherung zu zahlen. 9 von 13 angefragten Kassen bestätigten daraufhin, sich an die Branchenvereinbarung zu halten, die höchsten 50 Franken pro Abschluss vorsieht. Helsana wollte damals keine Auskunft geben und erklärte lediglich, ihre Provisionen würden deutlich tiefer ausfallen als diejenigen der Visana. Auch im Fall Handeys rückt die Versicherung nicht mit konkreten Zahlen heraus.

«Lassen Sie sich nicht auf Makler ein»

So oder so sollten Versicherte Maklern kritisch begegnen, denn diese verfolgen eigene Interessen. Das Beratungszentrum des Beobachters verzeichnet im Herbst jeweils besonders viele Rückmeldungen über schlechte Erfahrungen. Viel zu oft unterschreiben Kunden unter Druck, was sie gar nicht richtig verstehen. «Lassen Sie sich am besten gar nicht darauf ein und vereinbaren Sie keinen Termin», rät Beobachter-Expertin Jeannine Burri. Wer sich dennoch beraten lassen will, findet hier Tipps und Informationen.

 

 

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