Den Babys tut sie gut, also kann sie Erwachsenen nicht schaden: Molke. Das Abfallprodukt der Käseherstellung diente der besseren Gesellschaft einst zur Vorbeugung und Heilung allerlei Gebresten. Ende des 18. Jahrhunderts erlebten Molkenkuren in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ihre Blütezeit.

Molke ist zwar nicht «eines der grössten Heilmittel», wie Ärzte damals behaupteten, doch die Zusammensetzung ist aus Sicht der Ernährungswissenschaft äusserst vorteilhaft: kaum Cholesterin und Fett, wenig Natrium, dafür die Mineralstoffe Kalzium, Phosphor und Kalium sowie reichlich Vitamine (B1, B2, B6, B12). Der Kalziumgehalt ist allerdings gering; um den Tagesbedarf zu decken, ist mehr als ein Liter des Milchserums nötig. Immerhin: Da Molke arm an Kalorien ist, setzt sie auch in diesen Mengen nicht an.

Molke lässt die Glückshormone tanzen

Heute werden Molkengetränke in erster Linie zum Fasten verwendet: Die Tagesration besteht aus rund 1,5 Liter Molke sowie aus Kräutertee Fasten Wildpflanzen für sanfte Reinigung , Wasser und Gemüsebouillon. Fastende Personen fühlen sich nach etwa drei Tagen leicht beschwingt, weil sich körpereigene «Glückshormone» (Endorphine) bilden. Eine Molkenkur dauert ungefähr 10 bis 15 Tage. Wer nicht an einem Stück fasten mag, kann auch jede Woche oder nach besonders üppigen Mahlzeiten einen Molkentag einschalten.

Vorsicht: Kinder, Jugendliche, schwangere und stillende Frauen sowie Diabetiker dürfen auf keinen Fall fasten. Gichtkranke sollten ebenfalls darauf verzichten, da Fasten zu einem Gichtschub führen kann. Und auch Übergewichtige sollten vorsichtig sein: Durch die massive Drosselung der Energiezufuhr kommt es zum berüchtigten Jo-Jo-Effekt, das heisst, der Körper schaltet während der Fastenzeit auf Sparflamme. Dies hat zur Folge, dass man die während der Kur verlorenen Kilos nachher umso schneller wieder um die Hüften oder am Bauch hat – und dazu noch einige mehr.

Vorsicht bei Laktoseintoleranz

Ungeeignet sind Molkengetränke auch für Menschen, die Laktose nicht vertragen. Mit einem Milchzuckergehalt von rund 4,5 Gramm pro Deziliter geht der Konsum solcher Getränke bei ihnen buchstäblich in die Hosen; immerhin ein Zehntel der Erwachsenen reagiert mit Durchfall auf den Konsum von Milchzucker.

Umgekehrt können Leute, die unter Verstopfung leiden, von der abführenden Wirkung des Milchserums profitieren. Personen mit hohem Blutdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten sind mit Molkengetränken genauso gut bedient, da diese viel Kalium, aber wenig Natrium enthalten. Ebenso günstig ist das Abfallprodukt aus Käsereien für jene, die auf den Blutfettspiegel achten. Und wer Molke nicht mag? Der kann auf ein Getränk wie Rivella ausweichen, das auf der Basis von Milchserum hergestellt wird.

Auf den Spuren von Kleopatras Schönheitsgeheimnis

Heute führt kaum mehr ein Weg an Molke vorbei: Eingedampft und sprühgetrocknet wird es in Babynahrung, Backwaren, Schokoladeprodukten oder Glace eingesetzt. Und zunehmend in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten – vom Shampoo bis zum Lippenstift, von der Tagescreme bis zum Rasierwasser, von der Flüssigseife bis zum Badezusatz: Was Kleopatra die Eselsmilch war, ist den heutigen Menschen die Molke.