Juckreiz, Brennen, Rötung, Ausfluss und Schmerzen beim Sex: Mehr als die Hälfte aller Frauen haben mindestens einmal im Leben eine Scheideninfektion. Bei jeder zehnten Frau kommt es immer wieder dazu. Stress oder psychische Belastung, geschwächte Immunabwehr oder Behandlungen mit Antibiotika können die Gründe sein. In den letzten Jahren aber zunehmend eine übertriebene Hygiene, denn wir waschen uns tendenziell zu viel.

Warum zu viel? Wasser trocknet die Haut im äusseren Genitalbereich aus. Seife und Duschmittel greifen den schützenden Säuremantel der Intimhaut noch zusätzlich an. Die Folge: Sie reagiert empfindlicher auf mechanische Reize wie enge Jeans, Velofahren oder Sex.

Scheidenpilz ist oft verantwortlich für übel riechenden Ausfluss

Manchmal reicht auch der Besuch im Schwimmbad. Weniger wegen möglicher Keime im Wasser, sondern weil Chlor oder Ozon die Haut noch zusätzlich irritieren und austrocknen. Geschädigte Haut ist die ideale Angriffsfläche für krank machende Keime, etwa für den im Enddarm vorkommenden Hefepilz Candida albicans. Er kann die äussere Intimzone befallen, aber auch in die Scheide gelangen – das Ergebnis ist eine Pilzinfektion.

Doch nicht jede Irritation hat mit Pilzen zu tun. Sie kann auch von einer veränderten Bakterienbesiedelung in der Scheide herrühren. Solange die Milchsäurebakterien überwiegen, ist alles im Lot. Sie sorgen für ein gesundes, saures Scheidenmilieu. Ändert sich das Verhältnis, können aber krank machende Bakterien überhandnehmen – etwa Gardnerella vaginalis. Riechender Ausfluss ist oft ein Anzeichen dafür.

Ein neuer Partner kann das «Ökosystem» durcheinander bringen

Warum das Bakterienverhältnis aus dem Gleichgewicht gerät, weiss man noch nicht in allen Details. Aufgrund von Experten-Beobachtungen kann man davon ausgehen, dass beispielsweise eine neue Partnerschaft für Irritationen sorgen kann: Die «Ökosysteme» von Mann und Frau müssen sich einspielen. Bei einer langjährigen Beziehung hingegen hat sich die Keimflora von Mann und Frau meist aufeinander eingestellt. Treten dennoch regelmässig Beschwerden auf, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass etwas mit der Sexualität oder in der Beziehung nicht stimmt .

Gegen Scheideninfektionen vorbeugen können Frauen leicht, indem sie die Intimzone so sorgsam behandeln wie ihre Gesichtshaut. Dazu nur alkalifreie und rückfettende Waschlotionen verwenden. Danach die ganze Region möglichst jeden Tag einfetten – am besten sind Fettcremen ohne Zusätze oder reines Jojoba-, Mandel- oder Olivenöl. Gründlich eincremen ist auch ein guter Tipp gegen chronischen Juckreiz bei älteren Frauen.

Was tun bei Scheideninfektionen?

Bei einem Scheidenpilz (Vaginalpilz) sind zur Therapie spezielle Medikamente gegen Pilze geeignet – sogenannte Antimykotika. Wirksame Mittel gegen Scheidenpilz sind die Wirkstoffe Imidazole oder Nystatin. Die Behandlung der Pilzinfektion erfolgt in erster Linie direkt an den betroffenen Stellen mit speziellen Scheidenzäpfchen und Salben. Imidazole sind je nach Dosierung ein bis sechs Tage anzuwenden. Tritt der Scheidenpilz zum ersten Mal auf, reicht in der Regel eine kurze Behandlung aus.

Neben den Antimykotika stehen zur Scheidenpilz-Therapie sogenannte Antiseptika mit dem Wirkstoff Povidon-Jod zur Verfügung. Sie sind in Form von Tabletten, als Lösung, Creme oder Zäpfchen erhältlich. Antiseptika eignen sich bei einer leichteren oder beginnenden Scheidenpilzinfektion. Wenn Sie eine Erkrankung der Schilddrüse haben, dürfen Sie diese Mittel jedoch nicht zur Vaginalpilz-Behandlung einsetzen.

Lesen Sie hier mehr über die Therapie-Massnahmen gegen Scheidenpilz

Scheideninfektion: Die häufigsten Irrtümer

Pingpong-Effekt 
«Pilzsporen verstecken sich unter der Vorhaut des Mannes und werden beim Geschlechtsverkehr wieder zurück an die Frau gegeben. Deswegen müssen immer Mann und Frau behandelt werden.» 
Falsch. Männer müssen sich nur behandeln lassen, wenn auch bei ihnen Symptome auftauchen, etwa rote Pünktchen auf der Eichel.


Mangelhafte Männerhygiene 
«Gesundes Scheidenmilieu hängt in erster Linie von der Hygiene des Mannes ab.» 
Falsch. Das heisst aber keinesfalls, dass sich nicht auch Männer pflegen müssen: am besten mit einer milden, rückfettenden Waschlotion.


Gefährliche Keimherde 
«Auf fremden Toiletten lauern überall Keime. Wenn Frauen sich hinsetzen, ist es schon passiert. Und wenn sie nach dem Stuhlgang falsch wischen, erst recht.» 
Falsch. Gemäss Frauenärzten sei dies «Panikmache». Bakterien und Pilze richten nicht grundsätzlich Unheil an. Einer gesunden Intimhaut können Keime nichts anhaben.


Anti-Pilz-Diät 
«Am besten verzichten Sie auf Kohlenhydrate oder machen eine rigorose Anti-Pilz-Diät, da ein Reservoir an Pilzen im Darm steckt.»
Falsch. Das ist übertrieben und verunsichert unnötig. Viele Frauen denken, da helfe nur noch eine Radikalkur, eine Anti-Pilz-Diät ist in der Regel aber nicht nötig.

Wissen, was dem Körper guttut.
«Wissen, was dem Körper guttut.»
Chantal Hebeisen, Redaktorin
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