Ein MRI hier, eine Spiegelung dort, dazu vorsorglich ein Medikament – das Schweizer Gesundheitssystem gilt als erstklassig. Doch hinter der glänzenden Fassade verbirgt sich eine unbequeme Wahrheit: Bis zu einem Drittel der Spitalaufenthalte wurden von einer Studie der Universität Lausanne als aus medizinischer Sicht nicht streng gerechtfertigt eingestuft.

Das treibt nicht nur die Krankenkassenprämien in die Höhe und belastet unser Budget. Es bedeutet vor allem: Patienten setzen sich Risiken aus, die vermeidbar wären. Jede Untersuchung, jede Operation, jedes Medikament birgt die Gefahr von Nebenwirkungen und Komplikationen. 

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Viele Patienten fühlen sich im Sprechzimmer überrumpelt, stimmen zu, was die Ärztin oder der Arzt vorschlägt – aus Respekt, Unsicherheit oder Angst. Doch genau hier liegt Ihre Chance: Wer vorbereitet zum Arzt geht und gezielt fragt, schützt sich besser. Diese fünf Fragen sollten Sie bei jedem medizinischen Eingriff im Kopf haben: 

1. Gibt es Alternativen? 

Selten führt nur ein Weg zum Ziel. Ob Rückenschmerzen, Bluthochdruck oder ein verdächtiger Befund – meist gibt es mehrere Behandlungsoptionen. Fragen Sie nach Alternativen: konservative Therapie statt Operation? Physiotherapie statt Spritze? Abwarten statt sofort Medikamente? Es ist denkbar, dass Ärzte den Weg empfehlen, den sie am besten kennen oder der im System am besten abrechenbar ist. Indem Sie nach Vor- und Nachteilen sowie Alternativen fragen, treffen Sie und Ihr Arzt bewusstere Entscheidungen – und entdecken womöglich schonendere oder effektivere Lösungen. 

2. Was sind die Vor- und Nachteile? 

Jede Behandlung ist ein Abwägen: Welchen Nutzen bringt sie, welche Risiken birgt sie? Lassen Sie sich beides genau erklären. Wie hoch ist die Erfolgsquote der Operation? Welche Nebenwirkungen hat das Medikament, und wie oft treten sie auf? Manche Therapien verbessern nur wenig, während die Nebenwirkungen erheblich sein können. Ein ehrliches Gespräch über Nutzen und Risiken bewahrt Sie davor, unüberlegt in eine Behandlung einzuwilligen, die mehr schadet als nützt. Fragen Sie ruhig nach Zahlen und Studien. 

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3. Wie wahrscheinlich sind diese Vor- und Nachteile? 

Nicht jede mögliche Komplikation ist auch wahrscheinlich. Fragen Sie nach konkreten Wahrscheinlichkeiten: Wie viele Patienten profitieren tatsächlich von der Untersuchung? Wie oft findet man einen behandlungsbedürftigen Befund? Und wie hoch ist das Risiko ernsthafter Komplikationen? Beispiel: Manche Screenings entdecken Auffälligkeiten, die nie Beschwerden verursacht hätten – führen aber zu belastenden Folgeuntersuchungen oder unnötigen Eingriffen. 

4. Was passiert, wenn ich abwarte? 

Diese Frage ist entscheidend – und wird oft vergessen. Nicht jede Diagnose erfordert sofortiges Handeln. Viele Beschwerden verschwinden von selbst, manche Befunde bleiben harmlos. Fragen Sie, ob «kontrolliertes Abwarten» eine Option ist. Gerade bei unklaren Diagnosen oder leichten Symptomen kann Zurückhaltung klüger sein. Zeit verschafft Ihnen die Möglichkeit, eine Zweitmeinung einzuholen, weitere Abklärungen zu machen oder darauf zu hoffen, dass sich das Problem von selbst löst. 

5. Was kann ich selbst tun? 

Unterschätzen Sie nicht, was Sie selbst beitragen können. Bei vielen Beschwerden wirken Lebensstiländerungen, Bewegung, gesunde Ernährung oder Stressabbau besser als Medikamente. Fragen Sie konkret: Kann ich durch Sport, Gewichtsreduktion oder andere Massnahmen die Situation verbessern? Gibt es Entspannungstechniken, die helfen? Diese Frage stärkt Ihre Eigenverantwortung und macht Sie vom passiven Patienten zum aktiven Gestalter Ihrer Gesundheit. Sie signalisiert Ihrem Arzt, dass Sie Verantwortung übernehmen wollen – was oft zu einem besseren, partnerschaftlichen Gespräch führt.