Sie meinten es gut, George und seine Frau Beth aus dem kanadischen Vancouver. «Hier, nimm unseren Moskitospray. Damit sterben die Viecher schon, wenn sie nur in deine Richtung fliegen», versprachen sie. Die Wirkstoffinformationen besagten: 95 Prozent DEET – der Stoff, aus dem Mückenalpträume gemacht sind.

Kurze Zeit später war mein Arm braun – die Farbe der Ledertasche hatte sich gelöst. Auch die Kameraoberfläche blieb nicht verschont. Zudem bildete sich ein rötlicher, leicht brennender Ausschlag auf der Haut. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, während der Ferien im Amazonasgebiet auch weiterhin das Teufelszeug auf die Haut zu sprühen. Denn im Kampf gegen die nervigen, bisweilen gefährlichen Stiche Insekten Immer diese Sticheleien ist mehr besser, sagte ich mir.

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500 Moskito-Stiche gleichzeitig

Falsch! «Mittel mit über 50 Prozent Diethyltoluamid – DEET – bieten keinen zusätzlichen Schutz vor Moskitostichen», sagt Niels Verhulst, Forscher am Institut für Parasitologie der Universität Zürich. Er weiss, wovon er spricht: In Experimenten zu den Reaktionen auf Mückenstiche und zur Wirkungsweise von Mückenschutzmitteln sogen teilweise bis zu 500 Moskitos Mückenstiche Stichhaltige Meldung ans Gehirn gleichzeitig an seinen Armen. 

«Die Konzentration beeinflusst ab einem gewissen Punkt lediglich die Wirkungsdauer», sagt der Entomologe. Bei einem Mittel mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent DEET, wie es bei den in der Schweiz verkauften Produkten üblich ist, liegt diese bei dreieinhalb bis sechs Stunden. Je geringer der DEET-Gehalt und je mehr man schwitzt Zunehmende Hitze 10 Tipps, wie Sie im Sommer cool bleiben , desto häufiger muss der Wirkstoff wieder aufgetragen werden. «Wer die Dosis erhöht, steigert damit nur das Risiko von Nebenwirkungen, nicht aber den Schutz vor den Stichen selbst», so Niels Verhulst.

DEET kann Nerven schädigen

Zu den möglichen unerwünschten Folgen gehören lokale Haut- und Schleimhautreaktionen, Hautreizungen, allergische Kontaktdermatitis, Hautblasen und Juckreiz Neurodermitis Kratzen bis es blutet . In einer Studie fanden französische Forscher 2009 heraus, dass der chemische Wirkstoff DEET Nerven schädigen kann. Gefährlich ist der Mückenschutz vor allem dann, wenn er gemeinsam mit anderen Insektiziden angewandt wird. Solche Insektengifte können etwa in Kleidung oder in Moskitonetzen vorkommen, die gegen Malariamücken präpariert wurden, schreiben die Forscher. 

Thomas Kündig, leitender Arzt der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, gibt Entwarnung. «DEET gilt als gut verträglicher und sehr wirksamer Mückenschutz, der jährlich von Millionen Menschen genutzt wird.» Dem Hautarzt ist kein Fall bekannt, in dem jemand wegen schwerwiegender Hautirritationen nach der Anwendung einen Spezialisten in seiner Klinik aufgesucht hat. «Natürlich gibt es Unverträglichkeiten und Allergien Extra Allergien Der Job kann krank machen , aber das ist kein häufiges Problem.» 

Mückenschutz immer aus der Heimat mitnehmen

Niels Verhulst bestätigt, dass DEET gemäss heutigem Wissensstand der wirksamste Stoff gegen Mücken ist. Unerwünschte Reaktionen treten vor allem bei unsachgemässer Anwendung auf. «Wenn man sich versehentlich DEET in die Augen sprüht, es in viel zu hoher Konzentration anwendet oder Kinder eingesprühte Finger in den Mund nehmen, kann es eine Reaktion auslösen», so Verhulst. 

Auch aus diesem Grund rät er, auf Reisen ein Mückenschutzmittel aus der Heimat mitzunehmen, statt es in einer exotischen Destination zu kaufen. «In Europa werden die Inhaltsstoffe genau kontrolliert. Man weiss, was man sich in welcher Konzentration auf die Haut sprüht oder schmiert.»

Citriodiol und Icaridin, die Alternativen zu DEET

Wer dennoch ein Produkt ohne den Wirkstoff DEET sucht, dem empfiehlt der Experte PMD: ein Extrakt, der aus Zitroneneukalyptus gewonnen und auch als Citriodiol bezeichnet wird. Wissenschaftler der Entomological Society of America kamen in einem Vergleich verschiedener Mückenschutzmittel zum Schluss, dass PMD-Produkte der Wirkung von DEET am nächsten kommen. Sie bieten zwei bis vier Stunden Schutz und müssen dann erneut aufgetragen werden.

Eine weitere Alternative ist der Wirkstoff Icaridin, der unter anderem gegen Malaria-, Gelbfieber- und Tigermücken Wirkung zeigt. Im Gegensatz zu DEET ist Icaridin praktisch geruchlos und im Wasser nur schwer löslich. Gemäss der Europäischen Chemikalienagentur soll der Wirkstoff zudem die geringste hautschädigende Wirkung haben. Von rein natürlichen Hausmittel Für vieles ist ein Kraut gewachsen Mitteln wie Zitronenölen rät Niels Verhulst ab. Der Effekt sei schlicht zu klein – so klein, dass diese Art von Produkten in manchen Ländern nicht einmal unter dem Begriff «Mückenschutz» verkauft werden dürfen.

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Nichts für Schwangere

Bei der Frage, welches Mittel auch für kleine Kinder, Schwangere oder Stillende gänzlich unproblematisch ist, sind sich Experten uneinig. Auch Niels Verhulst will keine abschliessende Empfehlung abgeben: «Die Langzeitfolgen sind nicht ausreichend erforscht, weshalb im Zweifelsfall davon abzuraten ist.»

Neben Moskitomitteln gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, sich vor Mücken zu schützen. Netze über dem Bett oder an den Fenstern etwa sowie engmaschig gewebte oder imprägnierte Kleidung. Insektenabweisende Innenschlafsäcke können bei Übernachtungen in der Natur zusätzlichen Schutz bieten.

Wer in tropische Gebiete reist, sollte solche Schutzmassnahmen gemäss Niels Verhulst jedoch nur als Ergänzung zu Impfungen oder Prophylaxe-Medikamenten betrachten. «Wer sich in einem kritischen Gebiet aufhält, sollte sich keinesfalls darauf verlassen, dass ein Spray Mückenstiche verhindert», mahnt er. In der Schweiz hingegen, wo das Risiko, aufgrund eines Mückenstichs ernsthaft zu erkranken West-Nil-Virus «Wir beobachten die Situation heute viel engmaschiger» , quasi ausgeschlossen ist, kann man sehr wohl sogar auf Mückensprays verzichten – und schlimmstenfalls das mühsame Jucken erdulden.

Hilft Kühlen gegen Insektenstiche?

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Quelle: Beobachter Bewegtbild
Was tun, wenns juckt?

Was tun bei einem Mückenstich? «Das beste Mittel gegen den Juckreiz ist, nicht zu kratzen», sagt der Entomologe Niels Verhulst von der Uni Zürich. Für all jene, bei denen Selbstbeherrschung als Behandlungsmethode nur mässig gut funktioniert, kann – neben handelsüblichen Cremen gegen Juckreiz – Hitze das Mittel der Wahl sein. Denn die schädlichen Proteine, die über den Speichel der Mücke ins Blut gelangen und den Juckreiz auslösen, werden bei über 50 Grad Celsius zerstört. Dafür reicht es, die Stichstelle kurz mit einem heissen Löffel zu berühren. Als Alternative gibt es elektrische Stichheiler, die kurze wärmende Impulse abgeben und so den gleichen Effekt erzielen.

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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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