Was ist ein Traum?

Ein Traum wird als psychische Aktivität während des Schlafens definiert. Er kann in allen Phasen vorkommen, ist im REM-Schlaf aber am häufigsten. In diesem steigen Blutdruck und Puls an, die Augen bewegen sich schnell unter den Lidern. Ein Traum beschäftigt das ganze Gehirn. Sprechen wir, ist etwa das Sprachzentrum aktiv. Damit wir Handlungen nicht tatsächlich ausführen, werden im Hirnstamm Impulse blockiert. Studien zeigten, dass das limbische System, das Emotionen verarbeitet, im Traum aktiver ist als im Wachzustand. Dafür können wir kaum planerisch denken – eine mögliche Erklärung für unrealistische Träume.

Weshalb träumen wir?

Weshalb wir träumen, kann die Forschung nicht mit Sicherheit sagen. Viele Wissenschaftler sind sich einig, dass Träume einen starken Bezug zum Alltag haben: In ihnen verarbeiten wir, was uns im Wachzustand beschäftigt. Wir ordnen Gefühle und verknüpfen neue Informationen mit bereits Geschehenem. Trotzdem träumen wir auch von Dingen, die wir noch nie erlebt haben. Wenn wir im Traum Psychologie Wie Träume uns helfen fliegen, ist unsere Fantasie genauso aktiv, wie sie es im Alltag sein kann. Einer evolutionspsychologischen Theorie zufolge kann der Traum als Trainingszentrum gesehen werden: Hier lernen wir, mit gefährlichen Situationen umzugehen.

Wie oft träumen wir, und weshalb können wir uns so selten daran erinnern?

Im Durchschnitt träumen wir vier- bis sechsmal pro Nacht. Wir erinnern uns nicht immer daran, weil sich das Gehirn im Schlaf in einem anderen Verarbeitungsmodus befindet.

Eine bessere Erinnerung haben Menschen, die nachts öfter aufwachen. Das Gehirn braucht circa 15 Minuten, um nach dem Schlafen richtig «hochzufahren». Je länger wir nach einem Traum wach liegen, desto eher prägen sich Traumerinnerungen ins Gedächtnis ein. Zusätzlich hilft es, sich für Träume zu interessieren und ihnen Bedeutung beizumessen. Wer sein Traumgedächtnis trainieren möchte, sollte nach dem Aufwachen Stichworte notieren oder Traumtagebuch führen.

Einige Faktoren, die unsere Traumerinnerung beeinflussen, können auch gegensätzlich wirken: «Bei manchen führt Stress im Wachleben dazu, dass sie sich weniger erinnern, weil dieser sofort beim Aufwachen präsent ist», erklärt Traumforscher Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. «Bei anderen Menschen führt der Stress zu intensiveren Träumen, die besser erinnert werden.»

Wovon träumen wir?

Träume orientieren sich an Handlungen und Gefühlen, die uns im Wachzustand beschäftigen. Einschneidende und belastende Erlebnisse können unser Traumleben längerfristig beeinflussen. Oder wir hören nachts Geräusche oder nehmen Gerüche wahr, die Eingang in den Traum finden.

Inhaltlich drehen sich unsere Träume Traumforschung «Viele Menschen haben kreative Träume» um uns selbst: In neun von zehn spielen wir die Hauptrolle. Zudem gibt es typische Traummuster, die bei allen Menschen auftauchen. Kanadische Forscher befragten Studierende an drei Universitäten und fanden bei allen die gleichen vorherrschenden Traummotive: verfolgt werden, sexuelle Erfahrungen, ins Bodenlose fallen, Schulsituationen sowie zu spät kommen. Die Studie wurde weltweit an anderen Universitäten wiederholt – am häufigsten genannt wurden dieselben Motive.

Wieso wiederholen sich manche Träume?

«Bei wiederkehrenden Träumen ist das Thema, um das es geht, ein Dauerbrenner», erklärt Michael Schredl. Meist gehe es um eine Fähigkeit, die der Träumende erlernen müsse. Als Vergleich führt Schredl Studierende mit Prüfungsangst an. Sobald diese im Wachzustand lernen, mit ihrer Angst umzugehen, verschwindet sie. «Auch bei Träumen sollte man sich fragen, mit welchen Fähigkeiten die Traumsituation gelöst werden kann», so Schredl. Das sei nicht immer einfach. «Bei Prüfungsträumen ist das Grundthema etwa die Bewertung durch andere Menschen– erlernt werden muss Autonomie.»

Kann man Träume deuten?

Dem Psychoanalytiker Sigmund Freud ist es zu verdanken, dass Träume erforscht werden. Seine Vorstellung, Träume seien unterdrückte Triebe und unerfüllte Wünsche, gilt aber inzwischen als überholt. Dennoch gewähren sie einen Einblick in die Psyche eines Menschen. «Träume drücken in einer Bildsprache aus, was eine Person einzuordnen und zu verarbeiten hat», erklärt Margarethe Letzel, Psychotherapeutin und Autorin des Buchs «Was macht der Eisbär in meinem Bett?». Wer seine Träume interpretieren will, braucht kein Traumlexikon. «Traumbilder bestehen aus Erinnerungsschnipseln früherer Erfahrungen. Diese gilt es zu entziffern, wenn man neugierig auf den Traum ist.» Das kann nur der Träumende, indem er Bezüge zum Wachleben herstellt.

Die Traumsprache spielt mit Bildern. So kann «mein Baby» etwa auch auf ein neues Projekt bei der Arbeit hinweisen. «Die Beschäftigung mit den eigenen Träumen kann aufschlussreich sein, wir sollten uns von Traumemotionen aber nicht ins Bockshorn jagen lassen», sagt Letzel. «Im Traum fühlen wir intensiver als im Wachzustand – was uns in der Nacht erschreckt, muss kein schlechtes Omen sein. Aber es lohnt sich, der Ursache des Schrecks auf die Spur zu kommen.»

Wie werden wir Alpträume los?

Ein Alptraum wird von Emotionen wie Panik oder Angst begleitet und endet meist mit dem Aufschrecken. Im Erwachsenenalter sind Alpträume keine Seltenheit, bei Kindern und Jugendlichen kommen sie häufig vor. Dies, weil sie erst im Verlauf ihrer Entwicklung lernen, mit Ängsten umzugehen.

Die meisten Alpträume handeln davon, verfolgt zu werden, zu sterben, sich zu verletzen, andere leiden zu sehen oder ins Bodenlose zu fallen. Kindern kann es helfen, den Alptraum aufzuschreiben oder ihn zu zeichnen. In einem nächsten Schritt erfinden sie ein neues Ende oder ergänzen die Zeichnung so, dass sie nicht mehr Angst Phobie Wissenswertes über Angst macht. Dann sollten sie tagsüber einige Male an den veränderten Traum denken. So verfestigt sich das Happy End.

Wie verändern sich Träume im Lauf des Lebens?

Am stärksten verändert sich unsere Traumerinnerung. Bei Jugendlichen ist sie besonders ausgeprägt, da sie im Heranwachsen stark mit ihrem Innenleben beschäftigt sind. Ältere Menschen erinnern sich hingegen seltener. Was uns beschäftigt, verändert sich im Verlauf des Lebens – im Wachzustand, aber auch in Träumen. Kinder träumen oft von Tieren, Jugendliche von Schulsituationen und Bezugspersonen, Erwachsene von der Arbeit. Ältere Menschen beschäftigt im Traum vor allem die Vergangenheit. Oft kommen fremde Umgebungen und unbekannte Gesichter vor. Für die 2017 verstorbene Traumforscherin Inge Strauch spiegelte sich darin die wachsende Vereinsamung älterer Menschen.

Wie träumen Blinde?

Menschen, die seit Geburt blind Blind im Beruf «Jeder urteilt, niemand fragt» sind, träumen selten von Bildern oder Farben. Dennoch brachten blinde Kinder in einer portugiesischen Studie Eindrücke aus Träumen in einfacher Form zu Papier: Sie zeichneten etwa Strichmännchen oder Häuser. Die Studie bewies, dass das Gehirn teilweise in der Lage ist, sich mithilfe der anderen Sinne visuelle Eindrücke zu verschaffen.

Eine grössere Rolle spielen bei Blinden aber die anderen Sinne, wie dänische Forscher zeigen konnten: Die Probandinnen und Probanden berichteten in 93 Prozent der Träume von Geräuschen, in 67 Prozent von Berührungen, in 40 Prozent von Gerüchen und in 26 Prozent von einem Geschmack. Bei Sehenden spielen diese Sinne in Träumen eine untergeordnete Rolle.

Stärker vertreten waren bei Blinden zudem Alpträume. Die Forscher vermuten, dass die grösseren Gefahren im Alltag dafür verantwortlich sind. So handelten die Träume davon, sich zu verlaufen, angefahren zu werden oder den Blindenhund zu verlieren.

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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