Zalando will diverser werden, verkündet das Unternehmen im November. Führungsteams werden mit mehr Frauen und «Menschen aller Hintergründe und Kulturen» besetzt, das Arbeitserlebnis soll «weitestgehend geschlechtsneutral» sein. So unterschreiben Mitarbeiterinnen Verträge ohne Geschlechterpronomen und nutzen Unisex-WCs. Kunden wählen anstelle ihres Geschlechts Modevorlieben und werden mit dem Namen angesprochen – kein «Herr», kein «Frau», kein «er», kein «sie».

Diversität hört sich gut an. Nur: Will man Schuhe kaufen, spielt es sehr wohl eine Rolle, ob man dies in der Damen- oder der Herrenabteilung tut.

  • Für einen weissen Asics-Sneaker mit gelben Streifen (Modell Gel 1090) zahlt eine Kundin Mitte Januar 140 Franken. Der Kunde würde regulär 110 Franken zahlen, profitiert aber noch von 30 Prozent Rabatt. Differenz: 63 Franken.
  • Ein Nike-Sportschuh (Modell Air Max 90) kostet Männer zum selben Zeitpunkt 160 Franken, Frauen mit einem Rabatt von 10 Prozent 167 Franken. Gleich ist nicht gleich.

Es handle sich um ähnliche, aber doch unterschiedliche Produkte, schreibt Zalando auf Anfrage. Was das heissen soll, ist unklar – Marke und Modell sind identisch. «Sie wurden separat von den Herstellern geführt und daher auch separat von uns im Shop gelistet. Das kann leider unter Umständen vorkommen, wir arbeiten jedoch bereits an Lösungen», so das Unternehmen.

«Es gehört nicht zu unserer Praxis, Preise zu personalisieren – weder geschlechtsspezifisch, noch anhand anderer Kriterien. Wir passen diese kontinuierlich an die Gegebenheiten des jeweiligen Marktes an.» Weitere Einflussfaktoren seien unverbindliche Preisempfehlungen des Herstellers, Verfügbarkeit und Nachfrage.

Oft hilft nur Boykott

Für den Konsumentenschutz (SKS) sind dynamische Preise in den meisten Fällen kundenunfreundlich: «Die Zahlungsbereitschaft wird aufs Äusserste ausgereizt. Marktbeherrschende Unternehmen reagieren oft erst, wenn sie deswegen boykottiert werden.»

Die Preise der beiden Sneaker wurden inzwischen angepasst, ähnliche Beispiele gibt es aber viele. SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder empfiehlt einen Preisvergleich vor dem Kauf. Und siehe da: Firmen wie etwa Ochsner Sport bieten gleiche Modelle zu gleichen Preisen.

Update vom 31. März 2021: Konsumentenschutz macht Stichproben

In einer Stichprobe untersuchte der Konsumentenschutz die Preise von Unisex-Schuhmodellen bei den Online-Händlern Bonprix, Dosenbach, Sarenza und Zalando.

Bei Bonprix gab es gar keine Unterschiede, bei Dosenbach einzig bei den Fussballschuhen. Bei Sarenza und Zalando zeigte sich ein ähnliches Bild: «Mehrheitlich werden die Schuhe zum gleichen Preis angeboten, es gibt allerdings auch Unterschiede; je nach Modell zulasten der Männer oder der Frauen», schreibt der Konsumentenschutz.

Geschäftsleiterin Sara Stalder empfiehlt, Modelle vor dem Kauf immer zu vergleichen.

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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