Der Post-Tarifdschungel ist dicht. Wer etwa wissen will, wie viel eine A-Post-Plus-Sendung kostet, muss Grösse, Dicke und Gewicht seiner Lieferung kennen. Er muss die Zustellgeschwindigkeit wählen und sagen, ob er eine Sendungsverfolgung will. 

Weil das so kompliziert ist, hat die Post einen Online-Preisrechner aufgeschaltet. Er soll den Durchblick über die erhöhten Posttarife geben, die seit dem 1. Januar 2024 gelten. Doch dieser Preisrechner gab bis zum 15. Januar 2024 zu tiefe Preise an. 

Er spuckte für bestimmte A-Post-Plus-Kleinsendungen einen Preis von 2.90 Franken aus, obwohl sie 4.90 Franken kosten. Dabei ging es um den Geschäftskunden-Tarif für Sendungen mit einer Dicke von 2 bis 5 cm, bis 500 g, mit Zustellung am nächsten Werktag und Sendungsverfolgung.

Anfang Jahr herrschte auch bei den Tarifen für Privatkunden ein Durcheinander. Diese müssen einen Franken mehr bezahlen als die Geschäftskunden für diese Art von Kleinsendungen. Ein Kunde aus dem Kanton Graubünden hat eine solche Sendung in einer Volg-Filiale, die auch als Postagentur agiert, zum Preis von 3.90 Franken verschickt, obwohl sie eigentlich 5.90 Franken kosten würde. 

«Kein Tarifchaos», nur «technischer Fehler»

Die Post sagt, sie habe kein Tarifchaos. Sie gibt aber zu, dass der Online-Preisrechner zwei Wochen lang falsch programmiert war. Sie habe den bedauerlichen «technischen Fehler» am 10. Januar bemerkt und ihn «mit Hochdruck» innerhalb von fünf Tagen korrigiert. Der Online-Rechner sei ein reines Hilfsmittel für die Kunden. Die Frankiersysteme in den Postagenturen und Poststellen seien korrekt programmiert. Deshalb hätten alle Kunden dieselben Preise bezahlt. Die Person im Volg habe vermutlich die Dicke der Sendung falsch erfasst und deshalb einen zu tiefen Tarif verrechnet.

Ein Geschäftskunde erzählt dem Beobachter, wie er vom Tarifchaos betroffen war. Er kann seine Sendungen in der Filiale abgeben und erhält erst Ende Monat die Rechnung dafür. Dabei wusste er lange nicht, ob seine A-Post-Plus-Kleinsendungen nun 2.90 Franken, 3.90 Franken oder 4.90 Franken kosten. «Dass nach einer geplanten und somit vorhersehbaren Tariferhöhung nicht klar ist, welches Porto nun gilt, ist eine schwache Leistung der Post», sagt er. Eine Post-Sprecherin sagt, sie entschuldige sich «bei unseren Kundinnen und Kunden für die Unannehmlichkeiten». 

Ein Franken Schaltergebühr für Privatkunden

Privatkunden erhalten vom Online-Rechner erst ganz am Schluss vollständige Informationen. Wer etwa den oben genannten Sendungstyp als Privatkunde am Schalter abgibt, zahlt 5.90 Franken. Doch der eigentliche Preis beträgt lediglich 4.90 Franken. Dazu kommt eine Schaltergebühr von 1.00 Franken. Das heisst: Wer die Sendung am Schalter einer Postfiliale oder Postagentur abgibt, zahlt automatisch eine Strafgebühr. 

Die Schaltergebühr kann zwar umgangen werden, doch das ist nicht ganz einfach: Wer zu Hause über den Online-Briefmarkendienst der Post die Sendung aufgibt, muss die Schaltergebühr nicht bezahlen. Doch dazu muss man Etiketten drucken können. Wer das nicht kann, muss diese bestellen – für 5 Franken.