Grenzenlos mit Limite
Ein Salt-Kunde verbringt den Lockdown in Schweden. Plötzlich wird sein unlimitiertes «Europe»-Abo ohne Vorwarnung in ein Prepaid-Abo umgewandelt. Die Begründung von Salt ist schwammig.
Veröffentlicht am 5. Januar 2021 - 11:34 Uhr
Steffan Ekman lebt seit 30 Jahren in der Schweiz. Seine Heimat Schweden besucht der 63-Jährige gern und oft. «Deshalb habe ich vor drei Jahren das Mobile-Abo ‹Europe› bei Salt gelöst. Damit kann ich auch im Ausland telefonieren», sagt er.
Ekman verlängerte das Abo vor einem Jahr zum Sonderpreis von Fr. 49.95 – statt bisher Fr. 99.95. Für ihn ein gutes Angebot, das unlimitierte Anrufe und ein unbeschränktes Datenpaket für die Schweiz, Europa und Nordamerika verspricht. So steht es auch im Abovertrag.
Letztes Jahr blieb Ekman wegen Corona gleich drei Monate bei seiner Familie in Schweden hängen – und telefonierte fleissig mit seinem Schweizer Handyabo. Rund 35 Stunden pro Monat, etwas mehr als eine Stunde am Tag.
Das passte Salt offenbar nicht. Im Oktober teilte das Unternehmen Ekman per SMS mit, dass sein Abo per Ende Dezember auf Prepaid migriert und innerhalb der Kündigungsfrist aufgelöst werde. Der Grund: «Überwiegende Nutzung im Ausland – und zwar in extremem Masse», so die SMS. Eine Vorwarnung gab es nicht, Ekman wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.
«Unlimitierte Abos von uns haben keine Beschränkung, solange eine Kundin oder ein Kunde nicht wiederholt oder über längeren Zeitraum gegen die Richtlinien dieses normalen Gebrauchs verstösst», sagt Salt auf Anfrage. Ekmans Nutzung verstosse dagegen. Was «normaler Gebrauch» sei, steht auf der Website unter «Nutzungsrichtlinien». Was aber eine «überwiegende Nutzung» sein soll, wird nicht genau definiert.
Salt sagt nun, mit «überwiegend» meine man, dass der Kunde das Abo öfter im Ausland als in der Schweiz brauche. Ausschlaggebend seien Wiederholung und Dauer.
Ombudsmann kritisiert Salt
Damit nicht einverstanden ist Ombudsmann Oliver Sidler von der Schlichtungsstelle Telekommunikation Ombudscom. Er sagt: «Es ist nicht korrekt, wenn ein Anbieter auf Nutzungsrichtlinien verweist, die nicht direkt im Vertrag oder in den allgemeinen Geschäftsbedingungen erwähnt werden.» Ein schwammiger, allgemeiner Verweis reiche nicht.
Ekmans Vorwurf, das Angebot sei Etikettenschwindel, sei richtig: dass es unverständlich sei, weshalb Salt «für ein angeblich unlimitiertes Abo nun plötzlich Grenzen setzt». Man könne von unlauterer Methode sprechen, wenn bei einem unlimitierten Abo plötzlich ein Limit erhoben werde, sagt Sidler. Und wenn jemand im Schnitt eine Stunde pro Tag telefoniere, könne man nicht von einer überwiegenden Nutzung sprechen.
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2 Kommentare
Spannend! Ich habe vor knapp zwei Jahren, ALLE, in unsere Familie bei SALT registriert. Europa unlimitiert LEBENSLANG! Ich hätte das nie gemacht, wäre es nicht LEBENSLANG. Wegen Werbeanrufen ging ich auf meine Salt Seite und habe mit Schrecken festgestellt, dass mein LEBENSLANG, nur 2 Jahre sind! Wie gesagt, ich hätte diesen Wechsel nie gemacht, wenn es nicht LEBENSLANG wäre. Verwundert habe ich Salt angerufen und sie haben mir bestätigt, dass ich nur 2 Jahre Sonderrabatt habe. Eine absolute Frechheit! Das ist Betrug! Aber die nette Mitarbeiterin hat mir so nebenbei gesagt, dass wenn ich 3 Monate vor Ablauf des Vertrages anrufe, mir der Rabatt verlängert wird. Das ist zum kotzen!
Typisch SALT! Ich hatte seit etwa 2018 ein lebenslanges Abo "Schweiz unlimitiert", solange ich selber am Abo nichts ändere (Anrufe in alle CH-Netze fix und mobil, SMS, MMS, schnelle Daten (Internet), alles unbegrenzt) zum Weihnachts-Aktionspreis von 29.- (Werbung: "Schweiz unlimitiert für 29.-!") statt 69.- (der Vertrag lautete dann aber auf den Abopreis 69.-, im Nebenabschnitt war ein Rabatt von 40.- angegeben; Verträge lauteten immer auf den Originalpreis, wurde mir auf Anfrage beschieden - wo ist der Haken? Habe ich noch nicht herausgefunden). Aber dauernd kamen neue Angebote, z.B. gleicher Preis, aber inklusive einige Minuten Europa frei - gültig für 2 Jahre, in der Hoffnung, dass ich umsteige und man mir dann den Rabatt nach 2 Jahren streichen könne? Ein SALT-Verkäufer im Laden, konfrontiert mit dieser Masche, bestätigte, dass ich besser bei meinem Aktions-Abo bliebe, allerdings sei dieses im System mit Ablauf 2024 (!) hinterlegt. Ist bei SALT "lebenslang" nur 6 Jahre? Ich hoffe schon, dass ich noch etwas länger hier bin ...