Erst vor zwei Jahren hatte die Post die Löhne bei ihrer Tochterfirma Direct Mail Company (DMC) auf das gesetzliche Minimum für Postdienstleistungen angehoben. Jetzt verlieren 3855 Mitarbeiter ihren Job.

Die Betroffenen arbeiten im Normalfall in Kleinstpensen von zwei bis acht Stunden pro Woche. Wer morgens um 5 Uhr bei Wind und Wetter für weniger als 20 Franken die Stunde unadressierte Werbeflyer und Gratiszeitungen verträgt, tut dies in der Regel nicht aus Spass, sondern weil er oder sie keine anderen Optionen hat. Viele verdienen sich beispielsweise etwas zur Rente dazu, weil sie sonst nicht über die Runden kommen. Oder es sind Alleinerziehende, die dann arbeiten, wenn die Kinder noch schlafen.

Ein Gesamtarbeitsvertrag wie etwa für die Post-Tochter Presto, deren Mitarbeiter abonnierte Zeitungen austragen, existiert nicht. «Wir erwarten deshalb, dass die Post allen Betroffenen ein Stellenangebot im Konzern unterbreitet. Für jene, die ein solches nicht annehmen wollen oder können, erwarten wir einen Sozialplan mit substanziellen Abgangsentschädigungen», sagt Manuel Wyss, Leiter Sektor Logistik bei der Gewerkschaft Syndicom.

Absehbarer Kollaps

Es war ein Kahlschlag auf Raten: Bereits Ende 2018 verloren 75 DMC-Mitarbeitende ihre Arbeit. Anfang 2020 wurden die Zustelltage der DMC reduziert, was für die Angestellten faktisch eine Lohnkürzung zur Folge hatte. Im Dezember 2022 der nächste Schlag: Es kam zu weiteren Pensumsreduktionen, weil DMC durch das Mediensterben in der Westschweiz grössere Aufträge in Basel, der Waadt und in Genf verlor. Jetzt, ein knappes Jahr später, kommt das totale Aus für die Verträger. 

Die Firma DMC bleibt in einer Schrumfpversion bestehen. Schweizweit werden noch 132 Mitarbeitende für die Aufbereitung und die Vermarktung des vierseitigen Werbeheftes «Consumo» weiterbeschäftigt, so die Post.

Die Post hatte die DMC vor elf Jahren zu 100 Prozent übernommen. Dass sie das Unternehmen nun schliesst, begründet sie mit einem Auftragsrückgang von rund einem Drittel in den letzten zehn Jahren. Der Grund liege in der Digitalisierung der Werbemärkte und den «Stopp Werbung»-Klebern, die an vielen Schweizer Briefkästen kleben.

Unter Druck steht auch die Presto Presse-Vertriebs AG. Ihre Angestellten tragen ebenfalls in Kleinstpensen von 5 bis 25 Prozent Zeitungen aus. Erst Anfang Jahr verloren 48 Zeitungsverträger ihre Stelle.

Der gelbe Riese befindet sich in einer Umstrukturierungsphase. Insgesamt sollen 42 Millionen Franken eingespart werden. Brief- und Paketpost werden teurer.