Mehr als 20 Betroffene fürchten um rund 1,5 Millionen Franken
Beim Beobachter melden sich immer mehr besorgte Kundinnen und Kunden der BZ Berater Zentrum AG. Sie fürchten um ihr Geld, das sie über den Vermögensverwalter angelegt haben.
Veröffentlicht am 5. Mai 2025 - 12:59 Uhr
Vorsorgegelder weg? Kunden der BZ Berater Zentrum AG werden vertröstet.
Bei den einen sind es 15’000 Franken, bei den anderen rund 400’000 Franken. Geld, das vielleicht für immer verloren ist. «Ein finanzieller Albtraum» sei das, sagte eine Betroffene dem Beobachter.
Über 20 Personen bangen um insgesamt rund 1,5 Millionen Franken. Das geht aus den zahlreichen Rückmeldungen in den letzten zwei Monaten auf einen Aufruf des Beobachters hervor.
Gesamte Pensionskassengelder bei BZ Berater Zentrum AG investiert
Das Geld haben die Betroffenen in Produkte gesteckt, die ihnen die Firma BZ Berater Zentrum AG im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandats empfohlen hatte.
Unter den Betroffenen ist etwa ein Rentner, der seine gesamten Ersparnisse aus der Pensionskasse investierte. Oder eine junge Frau, die mehrere Zehntausend Franken vermeintlich sicher anlegte.
BZ Berater Zentrum AG lieh Geld an Firmen eines Bekannten
Die BZ Berater Zentrum AG investierte das Geld der Betroffenen etwa in einen Fonds mit dem Namen Swiss Strategie oder kaufte damit Anleihen von Firmen wie D-A-CH-Immobilienholding GmbH, Oraf Vermögensverwaltung GmbH oder WT 80 Immobilien-Business GmbH. Einige dieser Firmen gehörten einem Geschäftsfreund von Marco Garzetti, dem Gründer der BZ Berater Zentrum AG.
Die Firmen konnten im letzten Jahr teilweise ihre Kreditzinsen nicht mehr zahlen, wie aus Meldungen der luxemburgischen Fondsverwaltungsgesellschaft hervorgeht. Der Fonds Swiss Strategie, der zu einem grösseren Teil aus diesen Firmenanleihen bestand, wurde in der Folge illiquid und im letzten September von der luxemburgischen Aufsicht geschlossen.
«Ich befürchte, dass man mich nur vertröstet und das Geld weg ist.»
Kunde der BZ Berater Zentrum AG
Die Betroffenen sagen, sie seien über die Zahlungsausfälle nur ungenügend informiert worden. Zudem befürchten einige, dass sie nun von der BZ Berater Zentrum AG hingehalten werden mit dem Versprechen, die Zinszahlungen und die Anleihenrückzahlung zu einem späteren Zeitpunkt zu erhalten.
«Ich befürchte, dass man mich nur vertröstet und das Geld weg ist», sagt ein Betroffener. Einige Kunden prüfen, sich juristisch zu wehren. Einige sind mit der zuständigen Ombudsstelle Ombud Finanzen Schweiz in Kontakt.
Schweizer Finanzmarktaufsicht untersucht
Unregelmässigkeiten vermutet auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Im Mai 2024 setzte sie einen Untersuchungsbeauftragten bei einer zweiten Firma von Marco Garzetti ein, die den Fonds verwaltete.
Die Finma wirft Garzetti Interessenkonflikte vor, wie aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hervorgeht. Materiell wurde dabei allerdings nichts entschieden. Die Finma habe «Hinweise auf personelle, organisatorische und wirtschaftliche Verflechtungen» gefunden – zwischen der BZ Berater Zentrum AG, der zweiten Garzetti-Firma Swiss Fund Management AG sowie Marco Garzetti selbst und «seinem persönlichen Beziehungsnetz».
Es bestehe der Verdacht, dass die zwei Firmen Garzettis «gewisse Transaktionen wider besseres Wissen zum Nachteil der Vermögensverwaltungskunden der BZ Berater Zentrum AG» getätigt hätten.
Griünder der BZ Berater Zentrum AG weist Anschuldigungen zurück
Marco Garzetti weist alle Anschuldigungen zurück. Er will gegenüber dem Beobachter nicht sagen, wie viele Kundinnen und Kunden insgesamt von Zahlungsausfällen oder der Fondsliquidation betroffen sind. Allein beim Beobachter haben sich über 20 Betroffene gemeldet.
Dass so viele Kunden um ihr Erspartes bangen, kommentiert Finanzunternehmer Garzetti nicht. Die Erlöse aus der Fondsliquidation würden den Betroffenen im Einklang mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen ausbezahlt. Die betroffenen Kundinnen und Kunden seien auf Plattformen wie Fundinfo.com vorschriftsgemäss über die Liquidation des Fonds informiert worden.
«Kein Interessenkonflikt»
Er habe nie wissentlich zum Nachteil seiner Kunden gehandelt und sei immer bestrebt gewesen, Interessenkonflikte zu vermeiden, erklärt Garzetti. Seine Vermögensverwaltungskunden hätten zwar in Anleihen von Firmen investiert, zu denen er «bereits seit längerem eine geschäftliche Beziehung» pflege. Doch ein Interessenkonflikt lasse sich «daraus nicht ableiten».
- Finma-Untersuchung zur Swiss Fund Management AG von Marco Garzetti und zu dessen Umgang mit dem Teilfonds Swiss Strategie: dokumentiert im rechtskräftigen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts B-4095/2024
- Fundinfo.com: Informationen der Luxemburger Fondsverwaltungsgesellschaft LRI Invest S.A., gesetzliche Mitteilungen zur Liquidation an die Anleger
- Ombudsstelle für Finanzdienstleister: Ombud Finanzen Schweiz
1 Kommentar
Es ist immer wieder dieselbe Geschichte. Schon rein von meiner "déformation professionnelle" (international credit risk management) her und in Anbetracht der damaligen Geschichte mit der Sparkasse Thun traue ich ich erst recht niemandem mehr. Mein weiteres Misstrauen hat mich auch seit meiner Pensionierung recht gegeben. Seither gehöre ich folgender Partei an: IFCMTFCT ("Io mi faccio i cazzi miei e tu ti fai i cazzi tuoi") - zu Deutsch: "Ich kümmere mich um meinen eigenen Kram und du kümmerst dich um deinen eigenen Kram!". Auf diese Weise erfreut man sich nämlich immer wieder über positive Erfahrungen, die eher selten sind. Geschäftliche Erfolgsgeschichten haben nichts mit schönen Webseiten und/oder Freundschaften und/oder Liebe und/oder gutem Aussehen und/oder guter Bekleidung zu tun. Alles klar so weit?