Ich liebe Basel einfach. Basel ist mein Happy Place. Und das, obwohl ich Zürcherin bin. Heiss und innig liebe ich seit neuestem auch das Basler Parlament. Denn dieses hat einen für die Schweiz geradezu visionären Entscheid gefällt: Zukünftig sollen den Baslerinnen und Baslern die Steuern direkt vom Lohn abgezogen werden. Das ist gut so! 

Wer in der Schweiz Schulden hat, der hat sie mit grösster Wahrscheinlichkeit gegenüber dem Steueramt (oder gegenüber der Krankenkasse). Die Krux: Steuerschulden wird man verdammt schwer los. Wer die Schulden nicht rechtzeitig abstottert, kann gepfändet werden.

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Die laufenden Steuern werden dabei aber noch nicht im Existenzminimum berücksichtigt. Man hat also gar kein Geld übrig, um die jedes Jahr wieder neu anfallenden Steuern zu zahlen – die Schuldenspirale ist programmiert. Dieses Problem ist schon lange bekannt. Bis heute hat es der Bundesrat aber nicht geschafft, griffige Lösungsvorschläge zu formulieren. 

Wer einmal Schulden gemacht hat, der soll ein Leben lang dafür bluten. So scheint das helvetische Credo zu lauten.

Und bis heute hat man sich auch noch nicht dazu durchgerungen, eine Restschuldbefreiung ins Gesetz zu schreiben. Dass also Schulden nach einer gewissen Zeit gelöscht werden, wenn man brav das Mögliche abgezahlt hat. Wer einmal Schulden gemacht hat, der soll ein Leben lang dafür bluten. So scheint das helvetische Credo bei diesem Thema zu lauten. Da ist die Revolution vom Rheinknie mehr als nötig.

Scheidung, Unfall, Krankheit sind die häufigsten Gründe

Klar, man kann einwenden, dass man mündigen Bürgerinnen und Bürgern bei den Finanzen nicht dreinreden sollte. Dass man sowieso selbst schuld sei, wenn man nicht jeden Monat etwas für die Steuern auf die Seite lege. Total falsch gedacht! Kaum jemand verschuldet sich leichtsinnig oder weil er über seine Verhältnisse lebt. Die allermeisten verschulden sich, weil sie sich scheiden lassen, einen Unfall haben, krank oder arbeitslos werden. Alles Dinge, die jeder und jedem passieren können.   

Man kann natürlich auch argumentieren, dass sich der Staat mit dem automatischen Abzug einen Vorteil gegenüber den anderen Gläubigern verschaffen würde. Na ja, immerhin ist es auch der Staat, der die Verschuldung auf gesellschaftlicher Ebene ausbaden muss. Die Steuerausfälle sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Es fallen auch enorme Gesundheitskosten an. Denn Studien haben gezeigt: Geldsorgen und Verschuldung machen krank. Von den Kosten der Sozialhilfe wollen wir schon gar nicht reden.

Sympathische und unsympathische Gläubiger

Warum ist es denn so schlimm, wenn sich der Staat mit dem automatischen Lohnabzug vor allen anderen Gläubigern bedient? Der Staat ist mir eigentlich ein recht sympathischer Gläubiger. Immerhin sorgt er dafür, dass die Strassen kaum Schlaglöcher haben, dass die Post auch in Seitentälern ausgetragen wird und dass ich meine Kinder guten Gewissens in die öffentliche Schule schicken kann.

Sowieso: Zu wessen Nachteil würde sich der Staat denn überhaupt bevorzugen? Wenn Herr und Frau Schweizer Ende Monat weniger Geld in der Tasche haben, um bei milliardenschweren Unternehmen Autos zu leasen oder Kleider zu kaufen, dann kann man das wohl noch verschmerzen. 

Also: Zieht mir endlich die Steuern vom Lohn ab!   

Und was ist Ihre Meinung?

Wie fänden Sie es, wenn Ihre Steuern automatisch vom Lohn abgezogen würden? Wäre das ein Problem für Sie? Schreiben Sie es uns in den Kommentaren.