Coop, Migros und SBB erhalten für Twint-Zahlungen einen Sonderdeal
Händler verklagen Twint wegen zu hoher Gebühren. Doch nicht alle sind von diesen betroffen. Und ein neuer Player verzichtet einfach ganz auf den Bezahldienst.
Veröffentlicht am 15. Juli 2025 - 17:17 Uhr
Immer mehr Händler sind unzufrieden mit Twint.
Twint steht in der Kritik. Zuletzt hat der Detailhandelsverband Swiss Retail Federation wegen der hohen Gebühren bei der Wettbewerbskommission (Weko) Anzeige gegen Twint eingereicht. Für die Detailhändler seien die «Händlergebühren für Twint zu einer inakzeptablen Belastung geworden», schreibt der Verband.
Doch nicht alle sind dabei. Coop, Migros und die SBB zahlen laut «Tages-Anzeiger» seit Jahren deutlich tiefere Gebühren als die Konkurrenz. Dieser Sonderdeal soll laut zitierten Insidern darauf zurückzuführen sein, dass diese Unternehmen nach dem Start von Twint 2017 schnell Zahlungen mit der App akzeptierten. Sie hätten so entscheidend zu deren Verbreitung beigetragen.
Bessere Konditionen für mehr Umsatz
Twint möchte sich auf Anfrage des Beobachters nicht zu diesen Aussagen äussern. Man sei nicht Zahlungsanbieter für die «meisten genannten Händler» – also Migros, Coop und SBB. Man kenne die Konditionen daher nicht und könne sich auch nicht dazu äussern.
Wenn Twint-Zahlungen über ein Bezahlterminal und nicht über einen QR-Code-Sticker abgewickelt werden, hängen die Konditionen vom Vertrag des Ladens mit seinem Zahlungsdienstleister ab – nicht direkt von Twint selbst. Tendenziell bessere Konditionen erhält, wer mehr Umsatz macht, sagte Severin Pflüger, Geschäftsführer des Verbands Elektronischer Zahlungsverkehr, zuletzt zum Beobachter.
Der Discounter Action akzeptiert kein Twint
Auch wieso andere grössere Händler wie Aldi Suisse oder Lidl offenbar keine vorteilhaften Deals haben, beantwortet Twint dem Beobachter nicht. Beide Discounter sind Mitglied im Detailhandelsverband, der Twint angezeigt hat.
Action, der Neuling unter den Discountern, akzeptiert offenbar gar kein Twint, wie das Beratungsunternehmen Carpathia zuletzt in einem Blogpost aufzeigte. Demnach seien dem Händler die Gebühren von Twint zu hoch, zitiert er eine Kassierin bei Action.
Eine Action-Sprecherin sagt zum Beobachter nur: «Es ist uns wichtig, unseren Kunden in allen 13 Ländern, in denen wir tätig sind, das gleiche Einkaufserlebnis zu bieten. Dazu gehören unser Ladenlayout, unser Produktsortiment und unsere Zahlungssysteme.» Da es Twint nur in der Schweiz gibt, dürfte dies daher wegfallen.
Die Gebühren steigen
Ausserdem scheinen die Gebühren zu steigen – auch bei der Bezahlung per Twint. 25 Prozent der befragten Unternehmen gaben in einer Studie Ende letzten Jahres an, dass die Gebühren gestiegen seien. Bei Twint hiess es damals, es habe seitens Twint keine Preiserhöhungen gegeben. Gestiegene Preise seien auf die Zahlungsanbieter zurückzuführen.
Auch heute betont Twint gegenüber dem Beobachter, es sei falsch, bei Twint von hohen Gebühren zu sprechen. Der Twint-QR-Code sei eine der günstigsten Komplettlösungen für die Zahlung und bei einem Vergleich von Terminal-Angeboten zeige sich, dass Twint auch hier zu den günstigsten Angeboten gehöre.
Allerdings wird nur rund jede zehnte Zahlung im stationären Handel über QR-Code-Sticker getätigt. Und bei Terminal-Zahlungen hängen die Konditionen vom Deal mit dem Zahlungsanbieter ab. Hier erhalten grosse Unternehmen tendenziell bessere Konditionen.
1 Kommentar
TWINT besser wieder abschaffen!! Taugt nichts für Leute wie mich (und ich bin nicht die Einzige!). Ich habe ein Prepaid Handy-Abo, der Kosten wegen (!), dieses kostet mich ungefähr 10 Franken/Monat, eher weniger! Denn ich bin keine Vieltelefoniererin! Jedoch hat man mit diesem halt keinen Zugriff auf‘s Internet, also nützt es mir auch nichts! Ich brauche jedoch kein Internet zum Bezahlen mit Debit-oder Kreditkarte! Das geht also, wieso nicht auch mit Twint????? Zudem würde mich interessieren, wie hoch die Gebühren für gängige Kreditkarten (Mastercard , Visa etc.) sind? Es gibt inzwischen wirklich viel zu viele elektronische Bezahlmöglichkeiten! Es herrscht mittlerweile ein Wirrwarr an Angeboten des Bezahlens, das ist doch nicht mehr normal!!