Wenn der Ricardo-Chatbot Blödsinn erzählt
Erich Bühler verlässt sich auf die falsche Antwort des Chatbots auf Ricardo. Die Verkaufsplattform weist die Verantwortung für die Aussagen der künstlichen Intelligenz von sich.
Veröffentlicht am 14. Mai 2025 - 17:26 Uhr
Ricardo will für die Aussagen seines Chatbots nicht haften.
Als Erich Bühler sein
KI-Chatbot antwortet klipp und klar
Lange braucht Bühler nicht zu warten, wie er dem Beobachter erzählt. Der KI-Assistent – «Lea» mit Namen – antwortet etwas kryptisch, dafür prompt. Bühler hakt nach und fragt, ob tatsächlich keine Gebühren anfallen, wenn der Käufer das
So weit, so gut. Klipp und klar. Erich Bühler verkauft sein
Ricardo hält an Erfolgsprovision fest
Damit ist Bühler nicht einverstanden. Er zahlt nicht, wendet sich an Ricardo und schickt der Plattform sogar die Screenshots von seiner Unterhaltung mit der künstlichen Intelligenz. Doch niemand nimmt sich seiner Fragen an. «Ausser automatisierten Antworten und Mahnungen habe ich keine Reaktion von Ricardo erhalten», so Bühler. Ricardo droht sogar, ihn von der Plattform auszusperren.
Auch nach Nachfrage des Beobachters hält Ricardo an der Forderung fest. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen und das Gebührenreglement seien klar, so Mojca Fuks. Sie ist Mediensprecherin von Ricardo, das zur Swiss Marketplace Group (SMG) gehört. An der SMG ist auch das Verlagshaus Ringier beteiligt, das den Beobachter herausgibt.
«Eine Erfolgsprovision fällt bei jedem Verkauf an.» Und: In den Chatbot-Nutzungsrichtlinien werde darauf hingewiesen, dass die Antworten – angesichts der Neuartigkeit der Technologie – nicht immer vollständig seien. «Dass es sich beim Output des Chatbots um eine verbindliche Auskunft oder gar eine individuelle Vereinbarung handelt, ist aus rechtlicher Sicht klar zu verneinen.»
«Verheerend für die Rechtssicherheit»
Das kann man auch anders sehen. Anwalt Martin Steiger, Experte für Recht im digitalen Raum, sagt: «Ich bin der Meinung, dass ein Unternehmen für die Auskunft durch einen eigenen Chatbot haften sollte, genauso wie bei Mitarbeitenden am Telefon.»
In der Schweiz erlauben die Gerichte den Firmen allerdings weitgehende Haftungsausschlüsse, so dass sich wohl auch Ricardo erfolgreich auf seine Nutzungsrichtlinien für den Chatbot stützen könnte. Steiger hofft darum auf ein Urteil, das diese Praxis ändert. «Denn die Verantwortungslosigkeit, die bei Chatbots von den Unternehmen häufig an den Tag gelegt wird, ist verheerend für die Rechtssicherheit und das Vertrauen.»
Ricardo denkt über Anpassung nach
Tatsächlich ist Erich Bühlers Vertrauen erschüttert. Ob er bezahlen wird, weiss er noch nicht. Immerhin: Nachdem der Beobachter nachgehakt hat, prüft Ricardo, ob der Hinweis zu den Chatbot-Nutzungsrichtlinien künftig direkt im Chatfenster publiziert werden soll. Das ist derzeit noch nicht der Fall.
- Ricardo: AGB und Reglemente
- Ricardo: Chatbot-Nutzungsrichtlinien
7 Kommentare
Ricardo hat reagiert, die Auskünfte des Chatbots gelten rechtlich als nicht verbindlich. Super, dann braucht es den Bot nicht.
Meine Erfahrungen mit Bots ist, dass sie fast nie etwas taugen, weil sie Fragen, die nicht auf der Webseite schon beantwortet sind auch nicht beantworten können. Nutzlos.
Ein Armutszeugnis für Ricardo! Da ist ein Fehler unterlaufen, eine Falschinfornation geflossen und Ricardo steht nicht dazu. Meine Güte, da erlässt man dem Kunden doch die Fr. 70.- und entschuldigt sich. Mit so einer Haltung macht man sich keine Freunde und vergrault Kunden. Die Fr. 70.- sind für Ricardo doch ein Klacks. Für mich als gute Ricardo-Kundin ein enttäuschendes Verhalten! Da überlege ich mir ernsthaft meine Sachen auf anderen Plattformen anzubieten.
Wie so vieles war ricardo mal eine Supersache, bis ein paar Gierschlunde und Rad-neu-Erfinder das Ruder übernommen haben und nun den Rachen nicht mehr voll genug bekommen. Auch moneyguard gehört da dazu. Das soll nur noch mehr Geld in die ricardo Kasse spülen. Sehr sehr schade um die ehemals wirklich sehr gute Platform.
Ob direkt im Chatfenster oder nicht macht die Sachlage auch nicht kundenfreundlicher! Typische Verhinderungsantwort eines Anbieters um sich aus der Verantwortung zu stehlen! Aber leider lassen die CH-Gesetze diese Unhaltbarkeiten zu! Chatbot-Antworten müssen als verbindlich gelten, basta! Wenn schon bei so einfachem Sachverhalt die KI versagt, hat entweder der/die ProgrammiererIn keine Ahnung und/oder das wurde ganz bewusst aus monetären Gründen so implementiert - ich vermute klar letzteres!