Carna-Center: Ex-Mitarbeitende belasten Firma schwer
Carna-Center-Fleischfachmärkte stehen unter Verdacht, die Kundschaft jahrelang getäuscht zu haben. Ehemalige Angestellte packen aus.
Veröffentlicht am 27. Juni 2025 - 15:37 Uhr
Ein Carna Center, das laut Ex-Mitarbeitenden seine Kunden getäuscht haben soll
Carna-Center-Fleischfachmärkte sollen jahrelang ihre Kundschaft getäuscht haben. Nach Aussagen von ehemaligen Angestellten haben die Betriebe ausländisches Fleisch als Schweizer Produkt verkauft und abgelaufene Ware als Frischfleisch.
Die Vorwürfe erinnern an den Skandal um das Carna-Center-Schwesterunternehmen Carna Grischa, der 2015 zu dessen Konkurs führte. Damals beteuerten die Carna-Center-Chefs, sauber zu arbeiten. Doch nun zeigen Recherchen von «Blick»: Auch bei den Carna Centern wurde offenbar getrickst.
Bei Carna Center sei aufgetautes Fleisch als Frischfleisch verkauft worden, sagen Ex-Mitarbeitende.
Tiefkühlware als Frischfleisch deklariert
Laut Insider-Informationen sollen die Carna-Center-Betriebe unter dem Dach der Carna Holding AG bis in die Gegenwart bei Deklaration, Zustand und Herkunft der Ware geschummelt haben. Betroffen seien Restaurants, Vereine, Asia-Take-aways und zahlreiche Privatpersonen.
Die Vorwürfe betreffen insbesondere die Filialen in Frauenfeld und Winterthur. Konkret soll ausländisches Billigfleisch als teures Schweizer Fleisch verkauft, Tiefkühlware als Frischfleisch deklariert und sollen günstige Geflügel-Chipolata als teure Kalbs-Chipolata angeboten worden sein.
«Spanferkel haben wir oft tiefgekühlt aus dem Ausland besorgt – und als Frischfleisch aus der Schweiz verkauft.»
Ehemaliger Mitarbeiter von Carna Center
«Alle wurden über den Tisch gezogen, immer auf Anweisung der Geschäftsleiter», berichten mehrere ehemalige Angestellte unabhängig voneinander gegenüber dem «Blick». Sie möchten anonym bleiben, weil sie teilweise selbst in die Machenschaften involviert waren. Ein langjähriger Mitarbeiter berichtet: «Spanferkel haben wir häufig tiefgekühlt aus dem Ausland besorgt. Verkauft worden ist es als Frischfleisch aus der Schweiz.»
Carna Center widerspricht
Die Carna-Center-Chefs weisen die Vorwürfe zurück. Ihr Anwalt Andreas Meili erklärt: «Diese Vorwürfe haben sich nicht bestätigt.» Es habe weder Anweisungen «von oben» noch Order zur Umetikettierung ausländischer Ware gegeben.
Mit der Schliessung des Winterthurer Carna Centers zum Jahresende 2023 sollen die Tricksereien weitergegangen sein. Laut den ehemaligen Mitarbeitern sollen tiefgekühlte und abgelaufene Produkte in die Filiale Oberaach TG gebracht, neu verpackt und wieder im Verkauf angeboten worden sein.
Die Carna Holding AG bestreitet diese Darstellung. Anwalt Meili betont, es seien nur einwandfreie Waren verkauft worden.
Der Schweizer «Suure Mocke» sei in Wirklickkeit aus Uruguay.
Unregelmässigkeiten sind nicht neu
Allerdings ergaben DNA-Tests bei Kontrollkäufen der Branchenorganisation Proviande bereits vor vier Jahren Unregelmässigkeiten. In mehreren Filialen wurde ausländisches Fleisch als Schweizer Produkt verkauft.
Von ehemals einem Dutzend Carna Centern sind heute nur noch die Standorte in Oberaach, Heerbrugg und St. Gallen übrig. Letzterer firmiert seit Anfang Jahr unter dem Namen Gastroblitz.
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