Das müssen Sie über gefährliche Weichmacher wissen
Beinahe wöchentlich rufen Firmen derzeit Produkte zurück, die Phthalate enthalten. Was dahintersteckt – und wie man die als hormonaktiv geltenden Stoffe meiden kann.

Veröffentlicht am 4. November 2025 - 13:08 Uhr

Auch in Wärmeflaschen: Phthalate sind überall.
Ob Wärmeflasche, Bettüberwurf oder Boxen für Spielzeug: In den vergangenen Wochen haben Behörden gleich mehrere Produkte zurückgerufen, die gefährliche Phthalate enthalten. Die Häufung lässt aufhorchen, ist aber erklärbar: Die kantonalen Labors untersuchen im Moment gezielt Alltagsgegenstände auf die problematischen Weichmacher. Hier sind die Antworten zu den wichtigsten Fragen rund um Phthalate.
1. Was sind Phthalate?
Phthalate sind chemische Stoffe, die eine in der Industrie sehr gefragte Eigenschaft aufweisen: Wenn man sie PVC (Plastik) beimischt, sorgen sie dafür, dass die Gegenstände weich werden und nicht verspröden. Deshalb enthalten beispielsweise Kunststoffböden oder Kabelisolationen häufig Phthalate. Problematisch ist, dass die Weichmacher im PVC nicht fest gebunden sind, sondern sich beim Kontakt mit Wasser oder Luft lösen.
2. Weshalb sind Phthalate gefährlich?
Gewisse Phthalate stehen im Verdacht, hormonaktiv zu sein. In Tierversuchen hat sich gezeigt, dass sich Phthalate negativ auf die Reproduktionsfähigkeit auswirken und Organe schädigen können, die sich noch in Entwicklung befinden. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung geht davon aus, dass diese negativen Auswirkungen in ähnlicher Form auch beim Menschen auftreten können. Entsprechende epidemiologische Studien existieren jedoch noch nicht.
3. Wenn sie gefährlich sind: Warum sind Phthalate nicht verboten?
Bei gewissen Phthalaten ist es gemäss Chemikalien-Verordnung in der Schweiz verboten, sie in Verkehr zu bringen oder zu verwenden. Allerdings gibt es verschiedene Ausnahmen, unter anderem für Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel und Treibstoffe. Andere Phthalate sind erlaubt, benötigen aber eine Zulassung.
Reguliert ist ausserdem, wie viel Weichmacher Kinderspielzeug enthalten darf. Hier darf der sogenannte Summengrenzwert der vier häufigsten Phthalate maximal 0,1 Prozent betragen. Spielzeuge und Babyartikel, die von Kindern in den Mund genommen werden können, dürfen kein DEHP enthalten.
4. Wie weiss ich, ob ein Produkt Phthalate enthält?
Wenn ein Produkt Phthalate enthält, muss dies deklariert werden. Für Laien ist dies aber oft schwer zu entziffern. Grundsätzlich gilt: Je weniger Plastik, desto kleiner ist die Gefahr, dass das Produkt weichmachende Stoffe enthält. Gewisse Produkte werden schon heute mit der Bezeichnung «phthalatfrei» beworben, etwa gewisse PVC-Böden, Gartenschläuche oder Kunstleder. Achten Sie beim Kauf darauf.
- SRF: Alarmierende Ergebnisse bei Weichmacher-Kontrollen
- Bundesamt für Gesundheit: Factsheet Phthalate
- Bundesinstitut für Risikobewertung (D): Fragen und Antworten zu Phthalat-Weichmachern




