Gefährliche Stoffe in Nagellack und Lippenpomade für Kinder
In vielen Kosmetikprodukten für Kinder stecken Schadstoffe. Deshalb sollten sie diese Produkte nicht regelmässig benutzen.
Veröffentlicht am 30. Juli 2025 - 13:35 Uhr
Viele Nagellacke für Kinder haben problematische Inhaltsstoffe.
Was Eltern machen, ahmen Kinder nach: Nägellackieren und Schminken stehen bei vielen Kleinkindern hoch im Kurs. Das hat auch die Industrie erkannt und etliche Produkte für Kinder auf den Markt gebracht. Darunter sind Kindernagellacke mit lustigen Motiven von Elsa bis Spiderman, Glitzer oder Glanz. Doch die Produkte sind nicht ohne.
8 Lacke enthielten Farbstoffe, die in der EU nicht zugelassen sind.
Ein Labor in Karlsruhe hat 75 Nagellacke für Kinder untersucht. Bei 33 lautet ihr Urteil: «nicht verkehrsfähig». 8 Lacke enthielten sogar Farbstoffe, die in der EU nicht zugelassen sind. Darunter Azofarbstoff. Dieser steht unter Verdacht, Krebs auszulösen.
Nagellacke schneiden schlecht ab
In 7 Lacken war Benzisothiazolinon enthalten. Dieser Stoff kann allergische Reaktionen auslösen und ist europaweit als Konservierungsstoff in Kosmetikprodukten nicht zugelassen. Das Labor wies zudem weitere krebsauslösende Stoffe wie Nitrosamine nach.
Die Ergebnisse decken sich mit Tests des Kantonalen Labors Basel. Dieses hatte vor zwei Jahren Kinderkosmetika auf Konservierungsmittel, Farbmittel, UV-Filter und Verunreinigungen kontrolliert. Vor allem die Nagellacke schnitten schlecht ab. 82 Prozent der Proben waren nicht gesetzeskonform.
Ungesunde Lippenpomaden für Kinder
Auch Lippenpomadestifte, die speziell für Kinder hergestellt werden, enthalten heikle Inhaltsstoffe. Das wies zuletzt der «K-Tipp» nach. In ihnen sind teilweise ebenfalls Azofarbstoffe enthalten. Etwa im Stift «Candy Apple Dream» von Labello, mit Schneewittchen auf der Verpackung.
Ein Stoff steht laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit im Verdacht, das Erbgut zu verändern.
Die Disney-Lippenpomade von Labello «Daisy Velvet Rose», mit Daisy Duck aufgedruckt, enthält Titanoxid. Dieses steht laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit im Verdacht, das Erbgut zu verändern.
Hersteller Beiersdorf sagte zu «K-Tipp», beide Stoffe seien laut EU zugelassen in Kosmetika, die auf Lippen aufgetragen werden.
Bei Schweizer oder EU-Shops bestellen
Dekorative Kinderkosmetik wird oft im Auftrag von Spielzeugfirmen von chinesischen Herstellern produziert, sagte Urs Hauri, Studienleiter am Kantonalen Laboratorium Basel-Stadt, nach Publikation der Basler Tests 2023 gegenüber dem Beobachter. Diesen Herstellern fehle oft das entsprechende Know-how.
Grundsätzlich sicherer ist es, Kinderkosmetik zu kaufen, die in Europa hergestellt wird.
Man habe bei einzelnen Produzenten zwar in den letzten Jahren Verbesserungen gesehen. Aber insbesondere Produkte, die in der Schweiz neu auf dem Markt erhältlich sind, enthalten sehr oft verbotene Inhaltsstoffe, so Hauri. Konsumenten können darauf achten, wo Produkte hergestellt sind. Grundsätzlich sicherer ist es, Kinderkosmetik zu kaufen, die in Europa hergestellt wird.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen empfiehlt, Kosmetika in Schweizer oder EU-Onlineshops zu bestellen. Dort gelten die gleich hohen Anforderungen an die Produktsicherheit wie in der Schweiz. Bei Onlinehändlern mit Sitz in Drittländern können hingegen Waren angeboten werden, die nicht sicher sind. Also zum Beispiel bei Temu, Shein et cetera.
- Kinderkosmetika sollten nur zu speziellen Anlässen und nicht täglich verwendet werden.
- Eltern sollten darauf achten, dass der Nagellack nur auf den Nagel und nicht die umliegende Haut aufgetragen wird.
- Es ist besser, Markenware aus Europa zu kaufen und in Schweizer oder EU-Onlineshops zu bestellen.
- Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe: Schick wie Mami mit Kindernagellack
- Kantonales Laboratorium Basel-Stadt: Zahlreiche Verkaufsverbote bei Kinderkosmetika
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: Lebensmittel, Kosmetika und Spielzeug online einkaufen
- «K-Tipp» Nr. 9/2025: Lippenpomade: Ungesunde Stoffe in Labello-Stiften