Die italienische Hauptstadt stinkt seit Jahren zum Himmel. 2013 wurde die illegale Riesendeponie Malagrotta am Stadtrand geschlossen. Seither weiss Rom nicht mehr wohin mit seinem Abfall und gilt als dreckigste Stadt Europas. In den heissen Sommermonaten erstickt die Drei-Millionen-Metropole beinahe unter den Bergen nicht abgeholten Mülls. Um den Bau einer modernen Verbrennungsanlage ausserhalb der Stadt ist ein politischer Streit entbrannt. Das Projekt ist blockiert.

Die mehr schlechte als rechte Lösung des Problems: Über 80 Prozent der jährlich 860’000 Tonnen Abfall werden exportiert. In den Rest des Landes oder gar ins nahe Ausland, nach Deutschland oder Portugal. Neu hat Rom ein Abkommen mit der niederländischen Verbrennungsfirma Amsterdam Waste Energy Company geschlossen. Seit 1. April werden dementsprechend 900 Tonnen Müll pro Woche von Rom nach Amsterdam transportiert. Auf einer 1600 Kilometer langen Strecke durch Europa – und einmal quer durch die Schweiz. Das meldet der Westschweizer Sender RTS.

«Diese Tonnen von Müll, die durch den Gotthard transportiert werden, sind schockierend.»

Django Betschart, Geschäftsleiter Alpen-Initiative

Die niederländische Firma kassiert für den Deal 180'000 Euro pro Woche. Für die Schweiz bleibt dabei nichts hängen. Stossend ist, dass ein grosser Teil der Kosten für den Güterverkehr auf der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) von den Schweizer Steuerzahlenden berappt werden. Diese kommen also indirekt für den Transport von italienischem Hausmüll auf.

Selbst wer die Verlagerung vom Strassenverkehr auf die Schienen normalerweise begrüsst, kritisiert den Mülltransport. Django Betschart, Geschäftsleiter der Alpen-Initiative sagt gegenüber RTS: «Diese Tonnen von Müll, die durch den Gotthard transportiert werden, sind schockierend. Man darf nicht vergessen, dass auch die Bahn CO2 produziert und die Bevölkerung in der Umgebung belastet, vor allem mit Lärm.»

Auf ein weiteres Problem weist der Tessiner SP-Nationalrat Bruno Storni. Die Ausweitung des Güterverkehrs blockiere den Ausbau des Schienenverkehrs für Passagiere. «Im Tessin stellt sich das Problem bereits konkret am Ceneri-Basistunnel, wo eine Taktverdichtung notwendig wäre, aber nicht möglich ist, weil die Linienführungen für den Güterverkehr reserviert sind», so Storni gegenüber RTS.