«Gefährliche Hauptstrasse Brunnen–Flüelen. Benützen Sie Bahn oder Schiff»: So mahnte bis vor kurzem eine Tafel am Vierwaldstättersee Radfahrerinnen und -fahrer. Seit dem 11. Juli, just zu Beginn der Sommerferien, wurde die Empfehlung durch ein Fahrverbot ersetzt.

Velos haben auf dem engen und viel befahrenen Abschnitt der Axenstrasse zwischen Sisikon und Brunnen nichts mehr zu suchen. So hat es das Bundesamt für Strassen (Astra) verfügt.

Velofahrende werden seither zwischen Brunnen SZ und Sisikon UR mit Shuttlebussen transportiert. Als Reaktion auf den schweren Unfall, bei dem im Juli 2022 ein Auto in den Vierwaldstättersee gestürzt war, wurde die Höchstgeschwindigkeit für den motorisierten Verkehr gleichzeitig von 80 auf 60 Kilometer pro Stunde beschränkt. Die Massnahmen sind vorerst bis Oktober befristet.

Auf dem Urner Abschnitt der Axenstrasse von Sisikon bis Flüelen können Velofahrerinnen und Velofahrer hingegen immer noch die spektakuläre Aussicht auf den Vierwaldstättersee geniessen.

Karte der für Velos gesperrten Strecke

Hier ist die Strecke für Velofahrerinnen und -fahrer gesperrt.

Quelle: ASTRA

Nach den Sommerferien fällt das Fazit der Interessenvertreter des Langsamverkehrs durchzogen aus. Zwar sind sich in einem Punkt alle Beteiligten mit dem Astra einig: Für Velofahrerinnen und Velofahrer ist die nun gesperrte Strecke hochgefährlich. Doch mit der aktuellen Lösung ist niemand richtig glücklich.

Mässig begeisterte Velofahrende

Der VCS Uri hatte 2022 selbst angeregt, einen Shuttlebetrieb einzurichten. Gleichzeitig forderte der Verkehrs-Club aber auch Tempo 30 in Sisikon und dass das Trottoir zwischen Sisikon und Brunnen für Velos freigegeben wird. Von einer Temporeduktion innerorts wollte das Astra jedoch nichts wissen.

Alf Arnold vom VCS Uri hat den Velotransport ausprobiert und ist zufrieden. «Die jetzige Lösung mit dem Shuttlebus funktioniert gut, jetzt können auch weniger geübte Velofahrende den Axen überwinden.» Er mahnt aber, über die Sommersaison hinauszudenken. Wenn das Verbot bestehen bleibe, müsse man auch das Angebot für Zweiradfahrende weiterführen, «allenfalls auch in Zusammenarbeit mit den SBB, aber gratis».

Jürg Buri von Pro Velo Schweiz wird deutlicher: «Wir sind nicht begeistert von dieser Massnahme. Der Kanton Uri wird damit faktisch zum Velogefängnis.» Es sei nur schwer zu akzeptieren, dass das Astra auf dem Buckel der Velofahrenden derart radikale Lösungen wie dieses Fahrverbot verordne, findet Buri. 

Das Bundesamt ist zufrieden

Nicht wirklich glücklich über die Sperrung ist auch die Stiftung Schweiz Mobil. Die beiden nationalen Velorouten 3 und 4 führen mangels Alternativen über die Axenstrasse – und sind jetzt für Velofahrende nicht mehr durchgängig befahrbar. Man habe mit dem Astra und den Kantonen Schwyz und Uri seit Jahren immer wieder nach Lösungen gesucht, sagt Bruno Hirschi, Veloverantwortlicher bei Schweiz Mobil: «Gute Lösungen sind jedoch sehr schwierig zu realisieren.» Die nicht einspracheberechtigte Stiftung versucht nun, über die Kommunikation auf die Sperrung aufmerksam zu machen, und bleibt in Kontakt mit dem Astra und den Kantonen.

Und welches Fazit zieht das Astra aus der Strassensperrung während der Hochsaison? «Kurz- und mittelfristig sind die getroffenen Überbrückungsmassnahmen die einzigen, die die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden effektiv verbessern», schreibt Mediensprecher Samuel Hool: «Dieses Ziel konnte mit den getroffenen Massnahmen erreicht werden.» Im Schnitt seien pro Tag zwischen 10 und 100 Velos transportiert worden, zu Spitzenzeiten bis zu 140. An schönen Tagen seien zwei Busse eingesetzt worden, um Wartezeiten zu verhindern.

Anschlusslösung unklar

Über das weitere Vorgehen will sich das Astra nicht in die Karten blicken lassen. Für Anschlusslösungen sei das Astra mit Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Verkehrs in Kontakt: «Näheres zum Vorgehen nach der Pilotphase können wir aktuell noch nicht sagen.»

Klar ist: Spätestens wenn die Fertigstellung der Neuen Axenstrasse näher rückt, die zu einem grossen Teil in Tunneln verlaufen soll, werden die Verbände des Langsamverkehrs ihre alte Forderung erneuern. Die heute bestehende Axenstrasse soll ihrer Meinung nach ganz für Velofahrerinnen und Fussgänger reserviert sein. Bis dahin dauert es jedoch noch: Die Inbetriebnahme der Neuen Axenstrasse ist aktuell für 2033 geplant.