Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert App für fairen E-Auto-Strom
30 Rappen oder Fr. 1.20 pro Kilowattstunde? Niemand blickt beim Laden von E-Autos durch. Der Preisüberwacher fordert nun ein digitales Tool für mehr Transparenz.

Veröffentlicht am 30. Dezember 2025 - 15:15 Uhr

Stefan Meierhans ärgert das Preis-Wirrwarr, das an vielen Ladestationen seit Jahren herrscht.
Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos finden an vielen Ladestationen kaum – oder gar nicht – heraus, wie viel der Strom kostet. Wegen der fehlenden Transparenz bei den Preisen und den vielen Reklamationen deswegen fordert der Preisüberwacher Stefan Meierhans jetzt eine Vergleichs-App für Ladestationen, ähnlich den Apps bei Tankstellen.
«Nur wenn ich weiss, wo ich aktuell gut und günstig mein E-Auto laden kann, kann ich eine bewusste Wahl treffen», zitiert die «Sonntagszeitung» Preisüberwacher Meierhans. In einem wachsenden Markt von E-Auto-Fahrern sei der Nutzen einer solchen App besonders gross. Günstige Anbieter können laut Meierhans ihre Ladestationen besser auslasten, was zu tieferen Preisen fürs Laden führt.
Das Problem ist so alt wie die Elektromobilität selbst. Schon im Jahr 2019 kritisierte der Preisüberwacher in der Zeitschrift «Saldo» den Tarifdschungel. Der Beobachter berichtete wenige Monate später vom Durcheinander bei Angeboten und Preisen und «einer Art Goldgräberstimmung» bei den Anbietern. Gebessert hat sich die Situation seither kaum.
Preise von 30 Rappen bis zu Fr. 1.20
Die Intransparenz ist umso stossender, als die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern enorm sind. Die Bandbreite reicht von etwa 30 Rappen bis zu Fr. 1.20 pro Kilowattstunde (kWh), abhängig von Anbieter, Ladegeschwindigkeit und Standort. Im Tankstellennetz wären solche Preisunterschiede undenkbar.
Mit Zugang zu über 15’000 Ladestationen ist Swisscharge einer der führenden Anbieter von Ladelösungen in der Schweiz. Swisscharge-Kunden bezahlen an einer Autobahnraststätte gemäss «Sonntagszeitung» für 50 kWh gut 29 Franken. Mit der App eines anderen grossen Anbieters, Shell, kostet die gleiche Strommenge an der gleichen Säule über 40 Franken. An einer Shell-Säule wiederum ist gemäss dem Bericht die gleiche Strommenge für 29 Franken zu haben. Ein Swisscharge-Sprecher begründet die Preisunterschiede mit dem Umstand, dass die unterschiedlichen Akteure eigene Tarife, Kostenstrukturen und Abrechnungsmodelle hätten.
Neue EU-Regulierung auch für die Schweiz?
Auch die Stiftung für Konsumentenschutz fordert transparente und vergleichbare Preise und verweist auf eine neue EU-Regulierung, die Anfang des nächsten Jahres in Kraft tritt. Diese schreibt vor, dass an Schnellladestationen ab 50 Kilowatt auch Kredit- und Debitkarten zur Zahlung akzeptiert und die Preise klar angezeigt werden müssen. «Um nicht als Ladeinsel dazustehen, könnte die Schweiz gezwungen sein, nachzuziehen», so Geschäftsleiterin Sara Stalder gegenüber der «Sonntagszeitung». Bis die geforderte App Realität ist, rät Krispin Romang vom Branchenverband Swiss eMobility, sich auf der Ladepreiskarte von Swiss eMobility über die Tarife zu informieren.
- Staatssekretariat für Wirtschaft: Broschüre zur Preisbekanntgabe
- Branchenverband Swiss eMobility: Ladepreiskarte
- «Sonntagszeitung»: So kompliziert ist das «Tanken» für E-Auto-Fahrer in der Schweiz
- «Saldo»: Undurchsichtige Preise an der Strom-Tankstelle




